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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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holländisches Bier und australischer Wein, das alles angerichtet auf Plastiktabletts. Auch würde ich meine Gäste bitten, mit dem Auto zu kommen – möglichst jeder mit dem eigenen –, vor dem Parken ein paarmal um den Block zu fahren und draußen auf keinen Fall gleich den Motor abzustellen. Die Heizung würde bei geöffneten Fenstern auf vollen Touren laufen, vielleicht stellte ich sogar die Dusche an, und um Mitternacht würde ich mit großem Tamtam meine Gefrierkombination wieder einstecken.
    Na ja, vielleicht würde ich nicht ganz so weit gehen, aber todsicher gab es Fertigprodukte und Heineken-Bier. Sinn des Ganzen war es ja, einen Abend lang alle Prinzipien sausen zu lassen, um mich aus den Fesseln übermäßigen Umweltbewusstseins zu befreien, und das so witzig und boshaft wie möglich.
    Paradoxerweise müssen die Einladungen zu diesem Anti-Öko-Event aber verschickt werden, während ich noch meinen grünen Regeln verpflichtet bin, was mich zu einer weiteren umweltfreundlichen Maßnahme inspiriert: keine Papier-, nur elektronische Einladungen. Heute habe ich mich deshalb auf Facebook eingeloggt und etwas Entsprechendes gestaltet. Dazu brauchte ich ein Foto, mit dem ich irgendwie zum Ausdruck bringen wollte, dass Mutter Natur mich mal kreuzweise könne. Also schnappte ich mir die Kamera, ging hoch ins Schlafzimmer, nahm den Lampenschirm von einem der Nachttischlämpchen und lichtete mich dabei ab, wie ich der Energiesparleuchte, diesem ultimativen Symbol für all den neumodischen Öko-Kram, den Stinkefinger zeigte.
    »Ich liebe dieses Foto«, schrieb Matt aus Paris in seinem Pinnwandeintrag, nachdem ich die Nachricht über die Party gepostet hatte. »Schaffe es leider nicht zu deiner Fete, aber ich bring dir in ein paar Wochen eine Flasche Schampus mit.« Er wollte an Ostern zu Besuch kommen.
    »Der 1. März ist St. Davids Day«, antwortete meine Freundin Caroline, »aber ich werde deine Party irgendwie zwischen all meine St.-Davids-Andachten einschieben.«
    »Kann ich den Kleinen mitbringen?«, fragte Liz, die in einem Öko-Projekt engagiert ist, das Einwohnern von Toronto kostenlos Energiesparlampen für ihre Hauseingänge zur Verfügung stellt. »Kinder sind SEHR umweltschädlich.«
    »Au ja, lass uns ein großes Styroporfeuer abbrennen!«, jubelte Josh, ein eingefleischter Öko-Freak, den ich über Meghan kennengelernt hatte. »Ich steuere meine eigenen Essensverpackungen bei.«
    Und dann war da noch Jacob, dem ich die E-Einladung ebenfalls geschickt hatte, obwohl er inzwischen wieder weit weg in Ramallah war. Würde er sie vielleicht sehen und denken: »Was zum Teufel tue ich hier eigentlich? Da findet eine Öko-nein-danke-Party statt, bei der ich unbedingt dabei sein muss.« Und würde er dann (hoffentlich!) den nächsten Flug nach Toronto buchen, mit Estonian Air über Malta oder irgendwie so?
    Nein, er kreuzte nur das Kästchen »Bin nicht dabei« an und schickte mir eine Nachricht, dass er leider nicht kommen könne, aber als Akt der Solidarität an diesem Tag eine recycelbare Flasche in den Hausmüll schmeißen werde.
    18. JANUAR , 324. TAG
    Ein umweltbewusstes Umzugsunternehmen beauftragen
    Als ich heute Morgen rasch einen Blogeintrag schrieb, dass ich Ende des Monats ein hiesiges, unabhängiges Umzugsunternehmen damit beauftragen wollte, alles aus meiner Wohnung in das neue Haus zu transportieren, und dabei das Versprechen gab, Klebeband, Verpackungschips und andere umweltschädliche Materialien zu vermeiden, dachte ich, damit einen schnellen, leichten Öko-Schritt getan zu haben. Ich freute mich, dass ich das für heute bereits erledigt hatte, noch bevor ich zur Arbeit aufbrach.
    Doch als ich im Büro die Kommentare las, wurde mir klar, dass ich mich bei meinem Umzug zu mehr – zu sehr viel mehr! – verpflichten musste.
    »Um die Ecke!!! Mit einem Umzugslaster!!! Pfui!«, schrieb Greenpa. »Allein schon zur Minimierung von Bruchschäden würde ich mir überlegen, eine Umzugsparty zu organisieren (Kostenloses Bier, kostenlose Pizza! Stell dein Bild ins Internet!) und mit etwa 20 bis 30 starken Leuten (Männer, dann sind sie auch noch anderweitig verwendbar …) eine Menschenkette zu bilden, die den Kram von Hand zu Hand weiter- und um die Ecke reicht.«
    Sogleich hatte sich meine Mutter mit ihrem sprichwörtlichen Sarkasmus eingemischt. »Leider kennt Vanessa keine 20 starken Männer (zu meinem großen Bedauern), und der letzte Umzug war ein Gefallen, den ihr ihre betagten Eltern erwiesen

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