Nackt schlafen ist bio
haben! Diesmal streiken sie aber.«
Eine ganze Reihe anderer Leser hingegen kommentierten, dass sie Greenpas Idee großartig fänden.
»Kannst du mit deinem Fahrrad Lasten befördern?«, schrieb blah. »Ich sehe den Kinderanhänger mit Zimmerpflanze, Katze und Törtchenform regelrecht vor mir.«
Ein sehr hübsches Bild, das musste ich zugeben.
Dann gab es noch einen Kommentar von mtb, vermutlich Mike the Bike, der Typ, der alte Fahrräder recycelt und in der Innenstadt eine umweltgerechte Fahrradwerkstatt betreibt. Er hatte vor ein paar Wochen meine quietschenden Bremsklötze ausgetauscht und mir von seinem Fahrrad-Lieferservice erzählt, für den Fall, dass ich einknickte und mir ein Thai-Gericht bestellen wollte.
»Lastenfahrrad«, schrieb er lakonisch. »Ich habe zwei davon … Damit kannst du deine Klamotten und anderen Kleinkram schon vor dem großen Tag rüberbringen. So ökologisch wie sonst was.«
»Oh Greenpa, du alter Gauner!«, schrieb da ducky, eine treue Blogleserin. »Was für eine brillante Idee … wie könnte man leichter einen umweltbewussten jungen Mann kennenlernen! Natürlich besteht die Gefahr, dass man auf einen Widerling trifft, der dann auch noch die Adresse von einem kennt – aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
Erweckte ich wirklich den Eindruck, als sei ich händeringend auf der Suche nach alleinstehenden, umweltbewussten Männern?
Und was noch wichtiger war: Wollte ich wirklich mein ganzes Hab und Gut zu Fuß und mithilfe eines Lastenfahrrads transportieren? Das war doch total absurd. Glücklicherweise befindet sich die psychiatrische Klinik nur zwei Straßen weiter.
20. JANUAR , 326. TAG
Die Steuererklärung von einem umweltbewussten Steuerberater machen lassen
»Ich muss bei meinen Steuern irgendwas Ökologisches tun«, sagte ich zu Dimitris. »Hast du einen Vorschlag?«
Er hatte sich gerade als Steuerberater selbstständig gemacht, wobei er sich auf Künstler zwischen 20 und 40, Selbstständige und andere alternativ Gesinnte spezialisiert hatte, die verknitterte Quittungen in Schuhkartons aufbewahrten und ihre Steuererklärung immer mit monatelanger Verspätung einreichten. Dazu hatte er sich einen der heiß begehrten Schreibtische im Centre for Social Innovation, kurz CSI , gesichert, einem ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bürogebäude zwischen Torontos Chinatown und dem Ausgehviertel. Es hat ein begrüntes Dach, wird mit erneuerbarer Energie betrieben und ist mit umweltfreundlichen Materialien ausgestattet. Zudem gelten mehrere Recycling-Vorschriften. Plastikbesteck ist verpönt, und in der Eingangshalle wird man von einer riesigen begrünten Wand begrüßt. Alle Leute, die hier arbeiten, sind für gemeinnützige Organisationen, etwa die David-Suzuki-Stiftung, oder auch in der Öko-Pädagogik tätig, und Konferenzen finden oft im sogenannten »Alterna Boardroom« statt.
»Na ja, allein die Tatsache, dass ich im CSI arbeite, ist doch schon ein Plus«, meinte Dimitris.
Da war etwas dran. Ich kannte keinen anderen Steuerberater, der in einem nach dem LEED -Umweltstandard errichteten Gebäude arbeitete, zudem teilte er sich seinen Schreibtisch mit anderen.
»Aber bestimmt gibt es eine Menge Möglichkeiten, das ökologischer zu gestalten«, setzte er hinzu. »Wir könnten alles elektronisch erfassen, um Papier zu sparen …« Er hielt inne. »Und … na ja, auf die Schnelle fällt mir sonst nichts ein, aber lass mich darüber nachdenken, ich ruf dich später an und präsentiere dir haufenweise Ideen.«
Also wartete ich.
Und er rief tatsächlich an.
»Nun?«, fragte ich.
»Na ja«, meinte er. »Um die Wahrheit zu sagen, fällt mir außer elektronischer Buchführung nichts ein. Aber wenn du deine Quittungen nicht zusammenheftest und immer mit dem Fahrrad zu mir ins Büro fährst, zählt das doch sicher auch?«
»Tja, das mache ich sowieso schon«, erwiderte ich. Aber elektronische Buchführung und ein Öko-Büro waren immerhin besser als Buchführung auf Papier und ein normales Büro wie bei der Kanzlei, die letztes Jahr meine Steuererklärung gemacht hatte. Also brachte ich meine IKEA -Aufbewahrungsbox – seit ich Mitte zwanzig war, reichte mir ein Schuhkarton nicht mehr – zu ihm und hakte einen weiteren Tag in meinem Öko-Kalender ab.
23. JANUAR , 329. TAG
Steno lernen, um Papier zu sparen
25. JANUAR , 331. TAG
An einem Schlachtkurs teilnehmen, um mich mit meinem Fleischverzehr auseinanderzusetzen
Worüber sich Hippies am meisten aufregen können,
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