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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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solche Debatten sind. Aber dieser Kommentar grenzt an eine Hass-Mail: »Du willst damit sagen, dass du vor Ewigkeiten aufgehört hast zu waschen und deinen Kühlschrank ausgeschaltet hast, aber erst ab heute auf diese langjährige geistige Umweltverschmutzung verzichtest? Na, das ist doch wohl die Höhe! Dient dieses Blog denn nur zu deiner Selbstbeweihräucherung?
    Warum probierst du es nicht mit diesen beiden nachhaltigeren Maßnahmen:
    1. Hör auf, dieses blödsinnige Blog zu schreiben, und spare dadurch Strom. Wenn du deine Prioritäten weiterhin setzt wie bisher, nimmt dich sowieso keiner ernst.
    2. Wenn du wirklich die Treibhausgasemissionen auf einen Schlag in größtmöglichem Maß reduzieren willst, hör auf zu atmen. Damit hast du die größte Quelle des CO 2-Ausstoßes in die Umwelt beseitigt; das einzige Problem ist, dass weder eine Erdbestattung (Fettsäuren sickern vom Leichnam in die Erde) noch die Verbrennung (zerstört die Ozonschicht) umweltverträglich ist. Vielleicht kannst du ja das tote Fleisch ins Weltall schießen, außer du machst dir Sorgen um das Ökosystem auf dem Mars.
    Wach auf, wach auf! Es gibt ein Leben nach Al Gore! Lies die bunten Gazetten und amüsier dich; aber behellige Menschen, die noch klar im Kopf sind, nicht mit deinem Unfug.«
    Damit legt sie mir im Grunde nahe, ich solle mich umbringen. In meiner Wut überlegte ich zuerst, den Kommentar zu löschen – das ist das Tolle an einem eigenen Blog, ich kann die Kommentare anderer Leute bearbeiten oder auch sofort rausschmeißen, als hätte es hier nie solche abweichenden Meinungen gegeben –, doch dann meldete sich die Journalistin in mir und sagte, ich müsse anderen die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu äußern, egal, wie verrückt, falsch oder diffamierend diese sein mochte. Also ließ ich den Beitrag stehen. Und darum bin ich froh, denn der Kommentar veranlasste andere Leser, mich zu verteidigen.
    Als Erste schrieb Julie.
    »Zwar stimme ich der vergrätzten Schreiberin zu, dass das heute eher ein butterweicher Schritt ist, aber immerhin hast du 365 Tage zu füllen, da verdienst du ein bisschen Spielraum! Du hast ein paar harte Einschnitte gemacht (keinen Kühlschrank??? keinen Backofen???), und ich bewundere deinen Wagemut. Ich finde dein Blog sowohl unterhaltsam als auch inspirierend – mach weiter so!«
    Gott sei Dank wusste es jemand zu schätzen, dass ich bei der mir selbst gestellten Aufgabe alles andere als schluderte, und erinnerte sich sogar noch, dass ich meinen Backofen nicht mehr benutzte. Da kam schon der nächste Kommentar.
    »Es ist nichts verkehrt daran, auch auf Dinge zu verzichten, bei denen es einem nicht schwerfällt«, schrieb Hellcat13. »Eine Veränderung bleibt eine Veränderung. Du hast sie nicht nach Prioritäten geordnet und auch nie behauptet, du würdest das tun. Jedes kleine bisschen hilft, und deine Entscheidungen beeinflussen die Entscheidungen anderer (zum Beispiel meine!), was ihre Wirkung noch verstärkt … Sense of Balance sollte ihren eigenen Rat beherzigen und den Computer ausschalten, damit wäre uns allen sehr gedient.«
    Jawohl, eine volle Breitseite gegen die Balance-Tussi!
    Und hier schrieb mir noch einer, Rhett – ein Video-Blogger mit einer Seite namens Greentime, auf der er und seine Frau Ami vor laufender Kamera ihre Bemühungen um eine Reihe umweltfreundlicher Veränderungen in Haus und Garten dokumentieren.
    »Wow. Hat Green as a Thistle zum ersten Mal Troll-Besuch bekommen?«, fragte er. »Aufregend. Ich kann es gar nicht erwarten, bis Greentime so populär ist, dass auch mal ein Troll darüber herfällt … Ich finde Klatsch und Tratsch über Prominente ja auch Zeitverschwendung, aber es will mir nicht gelingen, einen gravierenden Mangel an Ernsthaftigkeit zu erkennen, nur weil du erst jetzt aufhörst, die Regenbogenpresse zu lesen. Der Verzicht darauf ist allemal eine gute Entscheidung, wenn auch eine lang überfällige.«
    Ich war hellauf begeistert. In der Arbeit bekomme ich immer wieder wütende Briefe, manchmal von durchaus vernünftigen Lesern, die sich zu Recht über meine Artikel beschweren, manchmal auch von Psychopathen mit Grammatiktick, die wegen eines Kommafehlers in Absatz vier einer Filmkritik ausrasten. Aber kaum jemand macht sich die Mühe, mit einem Leserbrief auf einen Leserbrief zu antworten. Ich würde es auch nicht tun. Daher war es aufbauend und richtiggehend herzerwärmend zu sehen, wie sich sowohl andere grüne Blogger als auch treue

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