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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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Green-as-a-Thistle-Leser zu meiner Verteidigung aufschwangen – zum ersten Mal bekam der Allgemeinplatz von der Online-Community eine spürbare Bedeutung für mich. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dies nicht allein durchstehen zu müssen.
    13. JULI , 135. TAG
    Nur noch nachhaltige Kleidung aus regionaler Produktion kaufen
    Nervtötend? Vielleicht. Exzentrisch? Manchmal. Aber unredlich? Ich hätte nicht gedacht, dass Umweltschützer so gemein sein können – nicht einmal eine Sense of Balance. Und doch stellt sich heraus, dass manche angeblich ökologisch gesinnte Menschen nur aufs Geld aus sind, was meinem für heute geplanten Blogeintrag einen ziemlich bitteren Beigeschmack gibt.
    Nachhaltige Kleidung ist leicht zu finden, sofern es um bestimmte Kleidungsstücke geht – T-Shirts aus biologisch angebauter Baumwolle gibt es wie Sand am Meer, bei bestimmten Herstellern hat man eine große Auswahl an Bambusfaserkleidern oder Secondhandteilen –, aber manche Dinge sind einfach nicht aufzutreiben. So gibt es keine Rüschen- und Spitzenunterwäsche, die garantiert von angemessen bezahlten Arbeitskräften in Kanada gefertigt wird. Und Jeans erst, da hatte ich es schon völlig aufgegeben! Bis ich von UJ eans las, einer hiesigen Firma, die Denim-Jeans aus nachhaltigem Material maßschneidert und in einer Verpackung aus Stoffresten verschickt. Es klang zu schön, um wahr zu sein. Und das war es dann auch.
    Die höchst professionell gemachte Website strotzte vor Informationen über die Jeans – die verschiedenen Stile und Schnitte und Nähte und Taschen, die zur Auswahl standen –, man wurde durch einen gründlichen Auswahlprozess geführt, in mehreren Formularen trug man alle seine Maße ein und bestätigte am Schluss seine Angaben. Ich zahlte 160 Dollar, also eine ganze Menge, doch ich hatte vor kurzem gesehen, wie meine Schwester 400 Dollar für eine Jeans hingeblättert hatte, deshalb erschien mir der Preis für ein maßgeschneidertes nachhaltiges Kleidungsstück als gerechtfertigt.
    Ich habe diese Jeans vor vier Monaten bestellt. Sie ist nie eingetroffen.
    Weder auf meine E-Mails an den Geschäftsführer noch auf meine wiederholten Anrufe beim Kundenservice bekam ich je eine Antwort. Ich beschwerte mich über PayPal – keine Reaktion. Nach einigem Googeln entdeckte ich, dass auch andere Leute von diesem Händler übers Ohr gehauen worden waren. Leider gibt es kaum eine Handhabe gegen solcherlei Betrug, wir können lediglich unsere Beschwerden bei PayPal und den örtlichen Verbraucherzentralen registrieren lassen und dann in unserer Schmollecke meckern.
    Es war gar nicht so sehr das Geld, um das es mir leidtat, mich störte vielmehr, dass ich ausgerechnet bei meinem Bemühen um umweltverträgliches Handeln hereingelegt worden war. Bei Gap wäre das nicht passiert.
    Und dennoch ist der Ärger über den Betrug beim Kauf einer nachhaltig hergestellten Jeans zurzeit fast zu vernachlässigen gegenüber der Herausforderung, bei einer Auslandsreise mehr als hundert verschiedene Öko-Regeln im Kopf zu haben und zu befolgen. Ich bin jetzt seit einer Woche in England, war in London shoppen, habe in den Cotswolds gefeiert und auf dem Weg durch die Midlands so ziemlich jede Schlossbesichtigung mitgenommen. Inzwischen bin ich mit meiner Familie in dem kleinen Ort Whitburn (5 253 Einwohner) eingetroffen, an der Peripherie einer Stadt namens South Tyneside, direkt vor den Toren von Sunderlands und unweit von Newcastle. Eine wenig bekannte Tatsache ist, dass Lewis Carroll hier in diesem Städtchen an der Nordostküste Das Walross und der Zimmermann geschrieben hat. Sein Denkmal steht vor der Stadtbücherei.
    Eine weitere Tatsache ist: Meine Großeltern leben hier. Wenn ich sie besuche, schlafe ich in dem schmalen Bett, in dem schon mein Vater in seiner Kindheit und Jugend geschlafen hat. Man kann hier nicht viel unternehmen, deshalb kommen wir normalerweise immer nur für ein paar Tage her und verbringen die Zeit mit Wanderungen am grauen Kieselstrand, der geradewegs in den düsteren Himmel überzugehen scheint, bis es Zeit wird, in einen Pub einzukehren, Tee zu trinken und dazu Spotted Dick zu vertilgen, eine Art Früchtekuchen mit Vanillesoße. Hin und wieder überredet meine Schwester unsere Großmutter, sich aus ihrem motorisierten Rollstuhl zu erheben und ein paar Schritte zu gehen – nicht aus selbstloser Sorge um Großmutters Gesundheit, nein, sondern weil Emma so faul ist, dass sie eben lieber fährt als läuft, egal,

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