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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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Handel stammte, welche Sorte Fisch wir gerade aßen oder welches Waschmittel die Hotelangestellten benutzten. Und ganz bestimmt fragte ich nicht nach, ob die Sangria wirklich von hier war – das wäre einfach unhöflich gewesen.
    Doch am letzten Abend tranken wir weder Sangria noch normalen Wein und auch nicht dieses seltsame Gesöff, von dem alle jüngeren Mädchen schier besessen waren – Calimocho, ein Gemisch aus Rotwein und Cola. Nein, wir tranken Queimada, was übersetzt nichts anderes als »verbrannt« heißt. Geschmacklich ähnlich wie Absinth oder eher noch Farbverdünner, wird Orujo – ein Tresterbrand mit über 50 Prozent Alkohol – zusammen mit Zucker, Zitronenschale und Kaffeebohnen in einen großen Kessel gekippt. Dann setzt man das Ganze in Brand, rührt es mit einer großen Kelle um und rezitiert dazu eine galizische Geisterbeschwörung. Schließlich wird das Gebräu an alle ausgeschenkt, die sich um den Kessel versammelt haben; schon beim ersten Schluck werden die Lippen unvermittelt sehr heiß und sehr klebrig (überflüssig zu erwähnen, dass sich mindestens sechs englische Muttersprachler und Spanier in dieser Nacht zusammenfanden, entweder auf der Tanzfläche oder in ihren Hotelzimmern).
    Doch ein paar von uns hatten sich scheinbar auch um zwei Uhr morgens noch einen Rest von Nüchternheit bewahrt, und wir schafften es, gemeinsam in Simons Zimmer zu torkeln. Simon war ein junger Brite, der ein klein bisschen zu viel für Südafrika und ein großes bisschen zu viel für Golf schwärmte. Er hatte sein Notebook mitgebracht und damit eine Menge Musikdateien, also belagerten wir sein Bett und redeten, lachten und sangen, schauten dazu Fernsehen ohne Ton und kabbelten uns wegen der Musik, die als Nächstes gespielt werden sollte. Ich saß neben Javier, einem Anwalt Ende vierzig aus Madrid, mit dem ich ein paar bemerkenswerte Einzelgespräche geführt hatte. Wir hatten über wirklich alles zu diskutieren versucht – mal in gebrochenem, mal in hochgestochenem Englisch –, etwa ob Quebec sich autonom erklären würde oder was es bedeutete, »jemanden anzustacheln«. Irgendwann waren wir dann bei der Frage gelandet, wie man am besten eine Frau verführt und ob dies von Faktoren wie dem jeweiligen Land, der Situation und dem Alter abhängt. Seit dieser Konversation betrachtete mich Javier mit anderen Augen. Ich weiß nicht, was genau ich gesagt hatte, dass er mich seither oft mit zusammengekniffenen Augen und schräg gelegtem Kopf musterte. Doch mehr als einmal erwähnte er mir gegenüber, wie faszinierend er es finde, dass ich »nicht nur schön« sei, sondern auch »Köpfchen habe«.
    Um Viertel nach drei beschlossen die meisten von uns, zu Bett zu gehen oder zumindest Simons Bett zu räumen. Alle verließen das Zimmer – auch Simon, der eine Zigarette rauchen wollte –, doch kaum war ich an der Tür, hielt mich Javier zurück und küsste mich.
    Ich sage »küssen«, aber es war eher, als ob er mich mit seinem Gesabber ersticken wollte. Er fuhrwerkte einfach drauflos, mit Zunge und allem, was ihm zu Gebote stand, umklammerte meine Taille und grapschte sich meinen Rücken hoch, als wollte er im nächsten Moment meinen BH öffnen und so weiter. Es gelang mir, mich aus seinem Griff zu lösen, ich sagte: »No, no, no«, was zweifellos auch für einen Spanier ziemlich unmissverständlich ist, und ging. Doch Javier folgte mir auf dem Fuß. Vor der Treppe blieb ich schließlich stehen, drehte mich um, hob die Hand und sagte so nachdrücklich wie nur möglich: »Gute Nacht.«
    Seine Antwort: »Sag mir dein Zimmer. Welche Nummer?«
    Es war lächerlich. Ich versuchte nun noch gestenreicher zu erklären, dass zwischen uns nichts laufen würde, immerhin war er verheiratet, wir waren betrunken (und außerdem widerte mich allein schon der Gedanke an, mit jemandem ins Bett zu gehen, der vom Alter her mein Vater sein könnte).
    Seine Antwort: »Wo ist Nummer deine Zimmer?«
    Und so erwiderte ich: »2 154.«
    In Wirklichkeit hatte ich 2 153, aber auch unter Queimada-Einfluss wollte ich keinesfalls mit einem demnächst an meine Tür klopfenden Javier konfrontiert werden. Ich drehte mich endgültig um und rannte die Treppe hoch, und er zog ab. In meinem Zimmer angekommen schlüpfte ich aus den Kleidern und machte mich bettfertig – für alle Fälle sogar mit Pyjama –, putzte mir die Zähne und schminkte mich ab, dann knipste ich das Licht aus und döste ein.
    Etwa um Viertel vor vier hörte ich es

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