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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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ich wegwerfe, wie viele Blatt Toilettenpapier ich verbrauche und so weiter. Aber ehrlich, in Anbetracht all dessen, was ich der Umwelt zuliebe tue, glaube ich eigentlich nicht, dass ich wegen meines Gewürzverbrauchs ein schlechtes Gewissen haben müsste.«
    »Und wenn dein Bedarf an Zimt für diese Schüssel veganen Haferbrei bedeutet, dass eine ganze Kiste vom anderen Ende der Welt extra hierher geschippert werden muss?«
    »Na, das wird ja wohl kaum der Fall sein«, meinte er. »Außerdem ist es ja nicht so, dass ich Unmengen von dem Zeug verbrauche. Meine Grundzutaten sind Zwiebeln, Knoblauch, Basilikum. Abgesehen von ein paar indischen Sachen ab und zu halte ich mich an Sojasauce, Olivenöl und Reisweinessig, und mein Gemüse beziehe ich vorwiegend aus der Region. Wenn also meine gelegentliche morgendliche Zimtbeimischung aus Sri Lanka kommt, bereitet mir das keine schlaflosen Nächte.«
    Nun, Emmanuels Nachtschlaf in Ehren – und ich hatte keinerlei Grund, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln –, aber es gibt doch eine erhebliche Grauzone, wenn man herausfinden will, was nachhaltig ist und was nicht, vor allem bei der Ernährung. Viele Veganer werfen ihren Fleisch essenden Artgenossen vor, ihre Ernährungsgewohnheiten förderten die Ausbeutung von Tieren und eine falsche Bodennutzung. Doch vegan zu leben könnte auch bedeuten, dass Feldmäuse umkommen, wenn ein Bauer mit seinem Traktor die Hirse für das vegane Frühstück erntet. Es impliziert zudem, auf Vitaminzusätze wie das B 12 in Nährhefe angewiesen zu sein, die nicht natürlich vorkommt und daher künstlich hergestellt werden muss; ganz zu schweigen von Gewürzen, die per Flugzeug, Bahn, Schiff oder Lkw aus der ganzen Welt herangekarrt werden. Und wenn man nicht gerade Rohköstler ist, benötigt man zudem Energie für all die veganen Eintöpfe und Tofu-Currys.
    Das soll natürlich nicht heißen, dass Veganer einen ähnlich großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen wie Fleischesser – keineswegs. Doch es scheint unmöglich zu sein, irgendwelche Nahrung zu sich zu nehmen, ohne dass dies Auswirkungen auf die Erde hat. Vielleicht sollten wir uns das einfach eingestehen, egal, ob wir Lasagne oder rohen Grünkohl zum Abendessen bevorzugen.
    13. AUGUST , 166. TAG
    Einen Ziegelstein oder eine Plastikflasche in den Toilettenspülkasten legen
    » Können wir mal kurz über Komposttoiletten reden?«, fragte ich Andrew, einen 1,90 Meter großen Zwanzigjährigen, in den ich mich während unserer Fahrradtour ein bisschen verguckt hatte – vor allem, weil er so groß war, aber auch, weil er sein eigenes Gefährt, ein Rennrad der Spitzenklasse, mitgebracht hatte, statt eines der Trekkingbikes des Veranstalters zu mieten. Überdies hatte er englische Literatur studiert, in seinem Bücherregal standen also sicherlich nicht nur Der stumme Frühling und Lebens-Mittel: Eine Verteidigung gegen die industrielle Nahrung und den Diätenwahn . Außerdem spielte er abgefahrene Saiteninstrumente, hatte eine gute Stimme, und – was natürlich nicht so wichtig war, aber insgeheim für mich die Hauptsache – er war kein Veganer. Nicht einmal annähernd.
    Das Thema Komposttoiletten ist, wie mir rasch klar wurde, nicht unbedingt die glücklichste Wahl, wenn man einen Annäherungsversuch riskiert. Aber bedauerlicherweise war es da schon zu spät. Es war mir bereits rausgerutscht.
    Die beste Taktik, so überlegte ich, wäre lieb dreinzuschauen und irgendwie zu einem anderen Thema zu wechseln. Leider gibt es da ein Problem, das ich immer in peinlichen Situationen habe: Ich sage was Dummes, merke es, nehme mir vor, den Mund zu halten, und sage dann letztlich etwas noch Dümmeres.
    Während also eine Stimme in meinem Kopf mahnte: »Hör auf, über Komposttoiletten zu reden, hör auf, über Komposttoiletten zu reden …«, sprudelte aus mir heraus: »Ich finde es unglaublich, dass sie nicht stinken!«
    »Ja, ist ’ne tolle Sache«, erwiderte Andrew huldvoll. Gerechterweise muss ich erwähnen, dass das Einzige, was mich auf dieser Radtour bisher wirklich umgehauen hatte, die Kompostklos gewesen waren. Als Mark am ersten Tag sein Fragespiel mit uns gemacht hatte, gab es nur eine Frage, die ich nicht bejahen konnte, nämlich: »Wer hat schon mal eine Komposttoilette benutzt?« Damals stellte ich mir darunter etwas mit Würmern und einem Loch vor, über dem man längere Zeit in hockender Position kauern muss. Als Mark sagte, dass wir solche Toiletten auf Harrys Hof und im

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