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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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wohl auch die Meinung meiner Mutter.
    Sie hat heute Geburtstag, was bedeutet, dass Emma und ich sie bekocht haben – genauer gesagt: Ich kochte, während Emma bloß danebenstand und ihren Senf dazugab –, anschließend packte meine Mutter ihre Geschenke aus und schnitt die Torte an. Ich fand, das war ein guter Zeitpunkt, um sie auf das Thema Bekleidung in der Arztpraxis anzusprechen.
    »Weißt du, ich hatte schon Patientinnen, die lieber komplett ausgezogen sein wollten«, antwortete sie, »was mir ziemlich unangenehm war. Oft sind es Deutsche, die das aus Europa so gewohnt sind und keine Probleme mit Nacktheit haben, aber ich muss professionell arbeiten können. Während des Studiums hat man uns gelehrt, dass man immer die Körperteile, die man nicht untersucht, bedeckt hält. Und es tut mir leid, aber wenn ich in ein Zimmer komme und da sitzt jemand splitterfasernackt, schwingt da für mich eine sexuelle Komponente mit.«
    Sie fragte mich, ob ich auch so bereitwillig auf den Kittel verzichten würde, wenn ich von einem Mann behandelt würde. Wahrscheinlich nicht, räumte ich ein.
    »Allerdings«, fuhr sie fort, »wird von einem männlichen Arzt erwartet, dass er eine Arzthelferin dazuholt, wenn er eine Patientin gynäkologisch untersucht.«
    Ich war zerknirscht. Heute Morgen war ich bei einer Ärztin gewesen, und als diese mir sagte, ich solle alles ausziehen, damit sie mich wiegen könne, entkleidete ich mich sofort bis auf die Unterwäsche. Es war kein bisschen peinlich oder so, wir plauderten nebenher, welche Filme wir in letzter Zeit gesehen hatten. Nachdem ich jedoch den Standpunkt meiner Mutter gehört hatte, überdachte ich das alles noch einmal und beschloss, vor dem nächsten Arzttermin einen Bademantel in meine Handtasche zu stopfen, den ich dann sowohl aus Gründen der Umweltfreundlichkeit als auch des Anstands tragen würde.
    23. AUGUST , 176. TAG
    Sich von Menschen massieren lassen, nicht von Sesseln oder elektrischen Geräten
    Gerade bin ich auf die Website namens True Green Confessions gestoßen, wo man anonym eine Öko-Sünde oder eine nicht dem grünen Standard konforme Meinung oder was auch immer eintippen kann – und ich bin hellauf begeistert. Hier wird uns allen vor Augen geführt, dass auch Hippies vielschichtige Persönlichkeiten sind und es sie auch manchmal ankotzt, wenn sie Kompost wenden oder Müll sortieren müssen. Ein weiterer Vorzug der Seite – auf der ich ungefähr eine Stunde rumgesurft bin, nun, da mich Toronto und die wunderbare Welt des Internets wiederhaben – ist, dass am Ende jedes dieser Bekenntnisse ein kleiner »Ich auch«-Knopf ist, den man anklicken kann, wenn es einem genauso geht.
    Meist sind die Einträge eher heiterer Natur.
    Ein paar Beispiele:
    »Ich finde, der Toyota Prius sieht aus wie ein Türstopper.«
    »Ich ärgere mich immer, wenn ich versehentlich ein veganes Dessert kaufe.«
    »Manchmal stecke ich heimlich eine Zeitung oder einen Katalog in die Restmülltonne statt in die Recycling-Tonne und freue mich diebisch darüber.«
    »Ich ermahne meine Kinder, Energie zu sparen und alle Lichter auszuschalten, aber ich schlafe immer noch mit dem Nachtlicht ein.«
    »Stoffwindeln nerven.«
    »Ich schmeiße Batterien in den Müll.«
    »Ich benutze einen Teller, auf dem ich das Essen in der Mikrowelle erhitze, und einen zweiten, von dem ich dann esse. Ich kann’s einfach nicht leiden, wenn das Essen in so einer Pfütze schwimmt! Danach stelle ich alles in die Spülmaschine.«
    »Ich spüle nach jedem großen Geschäft zweimal.«
    »Ich kaufe Recycling-Klopapier für die Gästetoilette, aber für meine eigene nehme ich ein weiches, nicht recyceltes.«
    Hingegen gibt es auch Geständnisse, die deprimierender, ja geradezu beunruhigend sind:
    »Ich finde, die Öko-Bewegung ist ein Orwell’scher Albtraum.«
    »Ich hab’s so satt, immer möglichst umweltbewusst zu sein, während das allen anderen scheißegal ist.«
    »Warum soll ich mich um die Umwelt kümmern, wenn ich mich kaum um mich selbst kümmern kann?«
    Von allen Einträgen, die ich las, gefiel mir allerdings der folgende eindeutig am besten:
    »Ich fühle mich immer unglaublich toll, wenn ich aus einem Supermarkt komme und sämtliche Taschen in meinem Einkaufswagen aus umweltfreundlichem Leinen sind.«
    Aha! Jemand, der sich zwischendurch auch mal etwas darauf einbildet, ein Öko-Freak zu sein, was den Untertitel meines Blogs umso passender macht: Schließlich hatte ich mir ausdrücklich vorgenommen, mir

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