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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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Lagerschutzes, bereit, die Waffen aus ihren Verstecken zu reißen …
    Noch eine halbe Stunde war es bis 12 Uhr.
    Riomand verteilte Zigaretten. Krämer wies das Angebot kopfschüttelnd ab, er rauchte nicht.
    »Sie müssen noch einen Fluchtweg offen haben«, meinte Bochow, »sonst würden sie nicht evakuieren.«
    Plötzlich kamen ihm Bedenken. War es richtig gewesen, die Führer der Gruppen auf Block 17 zu konzentrieren? Was nun, wenn der Weigerung des Lagers eine Austreibung folgen würde? Bestand dann nicht die Gefahr, dass die Führer in die Hände der SS fielen? Bochow beriet sich mit den Genossen des ILK. Noch war es Zeit, die Konzentration aufzulösen. Bochow änderte die Disposition. Er schickte einen Genossen nach Block 17. Die dort Versammelten kehrten in ihre Blocks zurück. Beantwortete die SS die Weigerung aber mit Waffengewalt und musste es deshalb zum Aufstand kommen, so lautete die neue Weisung, dann galt der erste Schuss als Signal. Schlagartig mussten dann die Waffen verteilt werden, und schlagartig hatten die einzelnen Gruppen von ihren Ausgangsstellungen den Kampf aufzunehmen. Die Besprechung war beendet, das ILK ging auseinander.
    Auch Bochow begab sich auf seinen Block. Krämer blieb allein.
    12 Uhr. –
    Die Spannung wuchs ins Ungeheuerliche.
    12.05 Uhr! Noch nichts. Oben am Tor blieb es still.
    Krämer, die Hände tief in den Taschen vergraben, ging in seinem Raum auf und ab. In den Blocks war tiefes Schweigen. –
    12.10 Uhr!
    Auf einmal – erwartet und dennoch überraschend und peitschend – ertönte Reineboths Stimme im Lautsprecher:
    »Lagerältester! Aufmarschieren lassen!«
    Krämer blieb stehen, mit gebeugtem Nacken, als erwarte er einen Schlag ins Genick. Der Ruf wiederholte sich, schärfer, schneidender: »Aufmarschieren!«
    In den Blocks rumorte es.
    »Ruhe, Kumpels, Ruhe!«
    12.15 Uhr!
    Die Sonne strahlte. Freundliche Federwölkchen schwammen am blauen Himmel. –
    12.20 Uhr!
    Aus den Lautsprechern schrie es: »Wo bleibt das Lager? – Sofort aufmarschieren!«
    Krämer stand noch auf demselben Fleck. Jetzt drehte er sich schwer um und setzte sich an den Tisch. Die Ellenbogen breit ausladend, drückte er die Stirn auf die Fäuste. –
    In den Blocks war das Rumoren erstarrt. Die Häftlinge standen an den Fenstern. Sie sahen nichts als Leere …
    Plötzlich gerieten die Häftlinge in den Blocks der vordersten Reihen am Appellplatz in Bewegung. Einer über die Schulter des anderen, blickten sie mit aufgerissenen Augen zum Tor hinauf.
    Auch Krämer war aufgesprungen und zum Fenster geeilt.
    Zwei Autos fuhren auf den Appellplatz und hielten an. Aus dem ersten Wagen sprangen zwei Personen. Krämer erkannte Kluttig und Kamloth. Dem zweiten Auto entstiegen Schwahl, Weisangk und Wittig.
    Und jetzt rückte es heran! Einige hundert SS-Leute marschierten durchs Tor. Kamloth erteilte Befehle. Maschinengewehre wurden in Stellung gebracht, Patronengurte eingelegt. Hinter den Maschinengewehren postierte sich eine Kette SS mit MPis und Panzerfäusten. –
    Krämer fühlte das stechende Schlagen des Pulses in den Schläfen. –
    Wenn das Feuer eröffnet wurde, waren die vorderen Blockreihen die ersten, die es treffen musste. In Panik stürzten die Häftlinge von den Fenstern weg.
    »Es geht los, es geht los!«
    Sie wollten fliehen, sich unter Tischen und Bänken verkriechen!
    Einige Mutige waren an den Fenstern verblieben und riefen: »Der Kommandant fährt ins Lager!«
    Mit hastenden Blicken überflog Krämer das Bild, das sich ihm bot. Auf dem Hauptturm und den übrigen Türmen gab es Bewegung. Die Posten brachten die Maschinengewehre in Stellung und richteten die Läufe auf die Blocks.
    Krämer stürzte hinaus.
    Die Wagen waren bis zu den letzten Blockreihen hinuntergefahren. Jetzt hielten sie. Krämer lief auf sie zu. Als Erster sprang Kluttig aus dem Wagen und rannte in den nächstliegenden Block hinein. Es war der Block 38! –
    Schwahl kletterte aus seinem Auto.
    »Warum treten die Häftlinge nicht an?«, schrie er Krämer zu.
     
    Kluttig riss die Tür auf und stürzte in den Tagesraum des Blocks. Seine Augen stachen durch die dicken Brillengläser, mit einem raschen Blick überflog er den Raum. Alle Häftlinge hatten sich bei seinem plötzlichen Erscheinen erhoben. Runki verbarg sich schnell im Hintergrund. Kluttig drückte den Unterkiefer vor und musterte einen nach dem anderen der schweigenden Männer. Plötzlich weiteten sich seine Augen. Er schob zwei vor ihm stehende Häftlinge beiseite

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