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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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Tür seiner Zelle.
    Meisgeier hatte die Waffe gezogen. Der Mandrill steckte sie ihm in die Pistolentasche zurück. »Im Bunker wird nicht geschossen.«
    Er ging mit den beiden in seinen Raum. Einer Kiste entnahm er einen schweren Schraubenschlüssel und ein starkes Vierkanteisen, die er an die beiden verteilte. »Ich kann kein Blut sehen«, sagte er mit einem fahlen Zug um den Mund. Sie gingen auf den Bunkergang und öffneten eine der Zellen.
    Förste stand hinter seiner Tür mit hochgedrückten Armen wie ein Gekreuzigter, lauschte mit bebendem Atem.
    Die vier in der Zelle befindlichen Häftlinge waren aufgesprungen, als sich die Tür geöffnet hatte und sie im geisterbleichen Licht der blauen Notbeleuchtung den Mandrill und die beiden Scharführer sahen.
    Brauer und Meisgeier schlugen zwei der Häftlinge nieder, und ehe die anderen das Geschehen begriffen, sanken auch sie unter den wuchtigen Schlägen zu Boden. Die beiden vollendeten ihr Werk und hieben so lange zu, bis das letzte Röcheln verstummt war. Die Insassen der anderen Zellen hörten das Trampeln, das Ächzen, Gestöhn und Geröchel. Plötzlich hob einer neben der Zelle Nummer 5 zu schreien an. Unnatürlich grell und gellend. Ein zweiter schrie mit.
    Höfel und Kropinski starrten mit vorgerecktem Kopf in das Dunkel, das Schreien flatterte in ihre Zelle herein.
    Fluchend riss der Mandrill die Zelle auf und zerrte den Schreienden heraus. Die beiden Scharführer stürzten sich auf den anderen Insassen und schlugen ihn mit mörderischen Hieben nieder.
    Mit wüster Kraft hatte der Mandrill den Schreienden gepackt und schleppte ihn zur Gittertür, die den Bunkergang absperrte. Er presste den Kopf des Schreienden an den eisernen Rahmen und drückte die Tür zu, die den Hals des Opfers abquetschte. In erstickendem Gurgeln erschlaffte derKörper. Dann zerrte der Mandrill den Erwürgten in die Zelle zurück und warf ihn auf den Erschlagenen. »Ich mag kein Geschrei hören«, sagte er und schloss die Tür.
    Meisgeiers Lippen flatterten im Durst des Mordens. Brauer wollte die Verriegelung der Zelle Nummer 5 zurückschlagen, doch der Mandrill hinderte ihn daran. »Die gehen auf meine Rechnung.« Mit einem Satz war er schon an einer anderen Zelle. »Aufpassen, hier sind sechs Stück drinnen.« Er horchte an der Tür, dahinter war es still.
    Meisgeier und Brauer postierten sich schlagbereit. Der Mandrill zögerte noch einen Moment, dann riss er die Tür auf. Eine Gestalt schoss aus der Zelle, vier, fünf folgten. Brauer brüllte. Der Mandrill war zu Boden gerissen worden, einen Knäuel Menschen über sich. Brüllend schlugen die Scharführer auf den Knäuel ein. Die Kraft der Verzweifelten reichte nicht aus. Der bärenstarke Mandrill hatte seinen Angreifer abgeschüttelt, kniete auf ihm, presste die Gurgel und schlug den Kopf des Überwundenen krachend auf den zementenen Fußboden.
    Nur wenige Minuten hatte der grauenvolle Kampf gewährt, dann lagen die ausgemergelten Menschen erschlagen umher.
    Der unerwartete Widerstand hatte Brauer wild gemacht. Trunken vom Mord und Alkohol torkelte er den Bunkergang entlang und schrie: »Wo sind die anderen Schweine!«
    Höfel und Kropinski hatten sich in die Ecke ihrer Zelle geflüchtet. Sprungbereit standen sie, mit vom Grauen entstellten Zügen.
    Sprungbereit auch Förste in seiner Zelle. Wenn sie zu mir kommen, dachte er, wenn sie zu mir kommen … Doch der Gedanke stockte vor einem Entschluss, der aus der Lebensangst geboren war, die es ihn wissen ließ, dem Ersten, der in die Zelle kam, an die Gurgel zu springen. Aber seine Zelle blieb verschlossen. –
     
    Unheimlich finster kroch der Morgen aus der Nacht heraus. Träge färbte er sich vom Schwarz zum trüben Grau. Auf der Pritsche in seiner Zelle saß Förste. Er hatte die ganze Nacht auf den Tod gewartet, denn er wusste, dass der Mandrill ihn, den Zeugen, nicht lebend zurücklassen würde.
    Der graue Morgen kroch auf ihn zu. Das fahle Licht gab den Zellenwänden Augen. Grau und schweigend sahen ihn die Wände an. Kahl und hilflos war Förste. So schattenhaft, wie er im Bunker gelebt, würde er sterben. Der letzte Rest menschlichen Widerstandes war in dieser furchtbaren Nacht in ihm vernichtet worden. Dennoch glomm unter der Asche seines Wesens noch ein heimlicher Funke. Die Hoffnung blies den Funken an, und Förste suchte verzweifelt nach Möglichkeiten seiner Rettung. Es blieb ihm nicht viel Zeit dazu. Je weiter der Morgen an den Wänden entlangkroch, desto kürzer wurde

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