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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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Wesen herum und lächelten es neugierig an. Das Kind, noch von den Ereignissen erschüttert, blickte ängstlich auf die fremden Gestalten. Es wollte weinen und streckte sehnsüchtig die Ärmchen nach Kropinski aus.
    Pippig drängte. {Er musste noch vor dem Abpfeifen seinenBlockältesten davon benachrichtigen, dass Höfel für diese Nacht in der Effektenkammer verblieb.} Sie mussten Abschied nehmen.
    Als die beiden auf dem Wege zu ihren Baracken waren, stöhnte Kropinski auf: »Ich kann nicht vergessen die beiden Scharführer. Was würde sein gekommen, wenn sie dich gefragt hätten: Was Sie haben da in Sack? Oh, oh …«
    Er konnte den überstandenen Schreck noch nicht verwinden, darum klopfte ihm Pippig beruhigend auf den Buckel.
    »Man keene Bange, Marian, der liebe Gott verlässt keenen Freidenker.«
     
    Schüpp führte einen Auftrag Krämers aus. Dazu war es gekommen, als er nach den Truppengaragen gerufen wurde, um hier den Radioapparat des Unterscharführers Brauer, der die Oberaufsicht über die Garagen hatte, in Ordnung zu bringen.
    »Bei dieser Gelegenheit kannst du ein bisschen herumhorchen«, hatte Krämer gesagt und das Abhören ausländischer Sender damit gemeint. In letzter Zeit, seit Remagen, waren die Frontberichte sehr undurchsichtig geworden.
    Brauer war nicht allein in seinem Zimmer, als Schüpp mit der üblichen Meldung: »Lagerelektriker bittet eintreten zu dürfen«, den Raum betrat. Meisgeier, der Rottenführer, der sich mit Brauer in die Aufsicht teilte, war mit anwesend.
    »Komm her, du Radiot!«, brüllte Brauer, offenbar in bester Laune. »In fünf Minuten hast du die Klamotte in Ordnung gebracht, sonst verbiege ich dir jeden Finger einzeln.«
    Schüpp sah auf den ersten Blick, dass die beiden angetrunken waren. Der hagere Rottenführer, dessen Gesicht von dicken Pusteln überzogen war, hatte die Mütze schief auf dem Kopf und saß vor dem defekten Apparat, dem er vergeblich Töne zu entlocken versuchte. Mit seiner hohen, gequetschten Stimme fistelte er ebenfalls auf Schüpp ein: »Hier ist ein Furz in der Röhre, den wirst du uns schön herauspolken,und wenn du Arschloch das nicht fertigbringst, dann verbiege ich dir auch noch den Hals.«
    Schüpp ließ sich durch den rüden Ton nicht beeindrucken. Er stellte den Werkzeugkasten ab und entgegnete ungescheut: »Das lassen Sie lieber bleiben, wer soll Ihnen denn den Quatschkasten wieder in Ordnung bringen? Immer haben Sie etwas daran herumzuspielen.«
    »Herumspielen«, krächzte Meisgeier belustigt auf und gab dem Skalensucher einen verächtlichen Schwung. Die grobe Behandlung rief in Schüpp den Protest des Fachmanns hervor.
    »So was macht man nicht«, verwies er Meisgeier. Er konnte sich den freien Ton leisten, denn die SS war auf seine Fachkenntnisse angewiesen. Die beiden Kerle lachten auf, und Brauer, der am Tisch saß, trat, unsicher auf den Beinen, ebenfalls an den Apparat. Er grinste Schüpp an.
    Plötzlich verzog sich sein Gesicht. Staunend wies er auf Schüpp und winkte Meisgeier zu sich.
    »Guck dir mal das dämliche Gesicht an«, sagte er, und die beiden betrachteten sich den Elektriker. Schüpp, der nicht begriff, machte seine runden Augen. Plötzlich grölte Brauer:
    »Der Radiot sieht aus wie unser ›Reichsheini‹!«
    Meisgeier bestätigte die unerhörte Entdeckung. Schüpp durchzuckte ein unvernünftiger Schreck. {Das konnte gefährlich werden.} Im nächsten Augenblick konnte Brauers Faust ihm im Gesicht sitzen, weil er die Frechheit besaß, Himmler ähnlich zu sehen.
    Die Schrecksekunde löste sich ebenso plötzlich auf, wie sie eingetreten war. Brauer und Meisgeier brachen gleichzeitig in schallendes Gelächter aus. Brauer schlug Schüpp anerkennend auf die Schulter und lachte brüllend, von Meisgeiers Diskant sekundiert.
    Die Gefahr war vorüber, und Schüpp machte klugerweise ein freundliches Gesicht zu dem üblen Spiel, das für die beiden mit der großartigen Entdeckung noch nicht zu Ende war.
    Brauer zerrte Meisgeier die SS-Mütze vom Kopf und stülpte sie Schüpp auf, riss ihm die Häftlingsmütze aus der Hand und drückte sie Meisgeier auf den spitzen Schädel.
    Jetzt erst war der Spaß komplett. Vor ihnen stand die gelungene Karikatur ihres »Reichsheinis«, und Meisgeier nahm vor ihr in grotesker Weise Haltung ein, vor Lachen prustend.
    In einer Viertelstunde gab der Engländer den Heeresbericht durch, den musste Schüpp erwischen. Tapfer kämpfte er den Schmerz der menschlichen Erniedrigung in sich nieder und

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