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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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schlosser das Fenster, duckte sich zusammen, schloss die Augen und ließ die Welle der Entspannung über sich hingleiten.
    Ein kurzer Augenblick des Mattseins, dann war Höfel wieder hellwach. Er zerrte den Stapel beiseite. Seine Hände ertasteten den Körper des Kindes.
    »Ich bin’s, Kleiner, still, ganz still!«
    Ursprünglich wollte sich Kropinski in die Effektenkammer einschließen lassen, um das Kind zu holen, aber Höfel hatte dem widersprochen, denn er wäre, falls Zweiling ihn erwischt hätte, mit diesem besser fertiggeworden als der Pole.
    {In tiefer Freude, dass dem Kind durch Zweiling nichts geschehen war, presste} Höfel {den kleinen Körper an sich und} eilte mit dem Kind durch die lange Kleiderkammer nach vorn in das Schreibbüro. Es musste alles schnell vor sich gehen, im Keller warteten sie auf ihn. Das Kind, an außergewöhnliche Vorgänge in seiner Lagerwelt gewöhnt und durch Kropinski vorbereitet, verhielt sich musterhaft. Höfel setzte es auf den Fußboden, holte aus dem Kleiderraum eine der vielen Bockleitern, die zum Aufhängen der Kleidersäcke benutzt wurden. An der Leiter hing, anscheinend vergessen, ein solcher Sack. Er enthielt eine lange Leine. Höfel nahm sie heraus, packte das Kind in den Sack, verschnürte ihn und befestigte die Leine daran. Dann stellte er die Leiter auf einen Tisch und stieg hinauf. Neben dem Kamin befand sich die Ausstiegluke zum Dach. Jedes Geräusch vermeidend, öffnete Höfel die Luke. Wieder witterte er in die Dunkelheit hinaus, ehe er, mit der Leine in der Hand, auf das schräg abfallende Dach kroch. Hinter der Luke sich verbergend, zog er den Sack nach. Er drückte sich platt aufs Dach, robbte an den niedrigen Kamin heran und lauschte. Dann hob er mit einem entschlossenen Griff den Sack in den Kamin hinein. –
    Im Keller horchten sie am geöffneten Rußloch. Ungeduldigsteckte Pippig den Kopf durch die enge Öffnung. Sehen konnte er nichts, im Kaminschacht war es stockdunkel. Dreck fiel ihm ins Gesicht. Pippig zog den Kopf zurück und rieb sich fluchend den Staub aus den Augen. Die Leine schürfte kratzend an den scharfen Kanten der Kaminöffnung. Wenn sie sich aufrieb und zerriss? –
    Höfel hielt erschrocken inne und überlegte in Sekundenschnelle. Die Gefahr der Entdeckung missachtend, richtete er sich am Kamin auf, legte den Arm als Schutz unter die Leine und ließ sie abrollen.
    Sie rutschte vom schützenden Ärmel auf das nackte Handgelenk und zischte glühend über die Haut. Um nicht aufzustöhnen, presste Höfel die Stirn gegen den Kamin. Endlich kam vom Keller das verabredete Zeichen, ein Rucken an der Leine. Höfel ließ sie locker und sank erschöpft aufs Dach. Er schob die brennende Hand unter die Achselhöhle und ließ den Kopf nach vorn fallen. So saß er eine ganze Weile, bis er Herr des Schmerzes geworden war.
    Im Keller bemühten sich die beiden, den Sack durch das Rußloch zu ziehen. Das Kind wimmerte.
    »Mensch, Marian, sei vorsichtig!«
    Kropinski hielt inne und redete flüsternd auf das Kind ein. Es verstummte und bewegte sich. An dem schlaff heraushängenden Teil des Sackes half Kropinski vorsichtig ziehend nach. Das Kind arbeitete sich selbst aus der engen Öffnung heraus.
    »Ist es da?«
    »Tak.«
    Kropinski löste mit fliegenden Fingern die Leine ab und öffnete den Sack. »Gott sei Dank«, stöhnte Pippig. »Das war die reinste Zangengeburt.«
    Das kleine Menschenwesen zitterte am ganzen Leibe. Sein Seelchen war in Erschütterung geraten. Kropinski streichelte und tröstete den Knaben, der sich schluchzend und hilfesuchendan den Mann drückte. Endlich hatte sich das Kind so weit beruhigt, dass sie es wagen konnten, den gefährlichen Weg durchs Lager anzutreten. Sie verpackten das Kind wieder im Sack und brachten das Rußloch in Ordnung. Höfel hatte die Leine schon nach oben gezogen. Sie besprachen sich. Kropinski hatte vorauszugehen und zu sichern. Falls er in einer Entfernung von zwanzig Metern nichts Verdächtiges bemerken würde, sollte er zurückkommen und Pippig holen. Sie krochen aus dem Lichtschacht ins Freie. Ein Glück, dass der Regen dicker geworden war. Sie bohrten ihre Blicke in die Dunkelheit hinein.
    »Los, Marian!«
    Kropinski ging davon, und Pippig blieb im dunklen Winkel an der Kammer zurück. Kropinski ging an den ersten Barackenreihen entlang. An einigen von ihnen standen die Türen offen. Dort rauchten sie ihre Kippen. Kropinski blieb stehen und horchte. Sein ausgezeichnetes Gehör drang weit in die Stille

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