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Nackt

Nackt

Titel: Nackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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unterwies mich Dupont. «Sonst alle Träume von schöner Dame aufgehen in Rauch und wir das doch nicht wollen?»
    «Nein, Dupont, das wollen wir nicht», sagte Uta. «Behalt ihn im Auge und zeig ihm, wo’s langgeht.»
    «Geritzt sein. O Herr, ich scheinen etwas richtig gemacht zu haben, dass ich diesen feinen Job für eine so nette Dame wie Sie machen dürfen. Ich heute Morgen aufwachen und beten, dass halb so nett sein wie tatsächlich sein. Und jetzt ich hier mit Ihnen und dem winzig kleinen Mann hier zusammenarbeiten …; Sie mich zu einem sehr glücklichen Mann machen, Frl. Uta. Sehr, sehr glücklich.»
    Uta lachte in sich hinein und wischte sich die Haare aus den Augen. «Du bist ein absoluter Schatz», sagte sie. «Ihr seid alle beide so scharf wie Rasierklingen. Ich glaube, ich bin ganz einfach vom Glück begünstigt, stimmt’s?» «Und von der Schönheit», fügte Dupont hinzu. «Sie vom Glück und von der Schönheit begünstigt sein.»
    «Wenn du so weitermachst, schwillt mir noch der Kopf.»
    «Bitte nicht, Frl. Uta. Ihr Kopf sein gerade richtig. Nicht zu groß oder zu klein. Ihr Kopf sein perfekt. Ich wünschen, Dupont auch so haben Kopf in passender Größe. Nicht so dick und klumpig.»
    «Ist aber doch auch ein schönes großes Gehirn drin», sagte Uta. «Du hast einen guten Kopf auf den Schultern, Dupont. Ihr beide habt einen guten Kopf auf den Schultern.»
    Dupont strahlte, und ich griff mir an die Kehle, um des Brechreizes Herr zu werden, den diese Konversation bei mir verursacht hatte. Entweder war Dupont während der letzten sechzig Jahre in einem Eisblock frischgehalten worden, oder er zog irgendeine Nummer ab. Ich betete um letzteres, denn ich sah mich noch nicht, wie ich acht Stunden mit diesem Onkel Tom von einem Dumpfbimbo in einer und derselben Küche verbrachte.
    Als Uta endlich gegangen war, stand Dupont am Fenster und winkte ihr nach, während sie sich in den Verkehr einfädelte. «Sayonara, du blöde Schnalle.» Tonlage und Timbre waren anders und er sprach ohne Akzent. Nachdem er das Radio angestellt hatte, setzte er sich auf den Heizkörper und entzündete eine Zigarette. «Warst du schon mal in Tijuana?», fragte er. Duponts Geschichten begannen meistens mit einer Frage und endeten mit einer unersättlichen Frau, die splitternackt um Nachschlag winselte. In Tijuana war es die Tochter des glutäugigen Wirts gewesen, welche die Worte «¡Bueno!», und «¡Grande!», ausstieß, als er sie von hinten nahm. Danach hatte er einen Nachtklub besucht, in dem er – ohne Weinzwang – Zeuge wurde, wie es eine Prostituierte mit einem laut schreienden Esel trieb. «In echt. Nach der Show hat mir der Nachtklubbesitzer das Mädel für umsonst angeboten, aber ich hatte keine Lust, weil sie völlig ausgeleiert war. Sag mal, hast du schon mal ein dickes Mädchen gesattelt und sie dann geritten, bis sie zusammenbrach?»
    Dupont wohnte mit seiner Freundin im Norden der Stadt. Weil sie weiß war und Jüdin, brauchte sie so verzweifelt einen richtigen Mann, dass sie nicht nur Miete und Rechnungen bezahlte, sondern ihm auch noch Kleidungsgeld zusteckte. Es gebe da, sagte er, ein paar Bilder, die er mir zeigen werde, sobald sein Bruder mit ihnen fertig sei. «Hast du schon mal zwei Schwestern im selben Monat geschwängert?», fragte er.
    Als Utas Auto später am Nachmittag wieder vorfuhr, beeilte sich Dupont, seine Kippen aufzusammeln, bevor er den Schweißbrenner anstellte. «Deshalb ich arbeiten so schwer», sagte er zu mir, als sie in die Küche kam. «Ich davon träumen, aufs College zu gehen und eines Tages Arzt oder Anwalt zu werden. O hey, Frl. Uta. Sie beim Friseur gewesen sein? Sehr hübsch aussehen.»
    Uta sagte nein, sie sei nur mit dem Kamm durchgefahren, nichts Spezielles. «Was ist das denn für ein Müll im Radio?», fragte sie, womit sie sich auf den Sender bezog, den Dupont eingestellt hatte, nachdem sie gegangen war.
    «Das Radio sein, was ich hören? Für mich sich anhören wie zwei Katzen, die in Sack eingesperrt sein. Wann Sie haben das Radio angestellt, Mistah Dave? O Herr, ich müssen so schwer gearbeitet haben, dass ich kaum Zeit gehabt haben, es zu bemerken.»
    « Ich bemerke es und ich kriege davon höllische Kopfschmerzen», sagte Uta und stellte ihren Klassik-Sender wieder ein.
    « Ja, das ich mögen!», sang Dupont. «Das sein genau die Sorte Musik, die ich auch zu Hause hören.» Er fuchtelte und glitt mit den Händen durch die Luft, als dirigiere er eine Symphonie, wobei seine

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