Nackt
unterprivilegierten Kindern das Durchpausen beibringen …; da war ich doch so gut drin. Oder Babysitten. Ich mache es für umsonst, und sie zahlt es mir dann auf die heimliche …; niemand braucht es je zu erfahren. Aber mein Entschluss stand fest. Dies war es, was ich wollte. Sie ging nicht einmal mit mir hinein, setzte mich einfach ab und sagte, ich solle anrufen, sobald ich wieder nach Hause wolle. «Eine Stunde, drei, solange du halt brauchst, bis du deine Meinung geändert hast», sagte sie.
Das Freiwilligenprogramm bei Dorothea Dix war so minimal, dass die Empfangsschwester seine schiere Existenz bezweifelte. «Um das mal klarzustellen», sagte sie. «Du willst hier für kein Geld arbeiten? Sag mal, mein Sohn, du bist nicht zufällig hier eingewiesen?» Sie nahm den Hörer ab und machte ihren Zeigefinger klar zum Wählen. «Gib mir doch einfach die Nummer deines Krankenzimmers, und wir sorgen dafür, dass jemand kommt, dich zurückträgt und dir deine Medikamente verabreicht. Fändest du das schön, Süßer? Ist echt gut, die Medizin.»
Es ist beunruhigend, wenn die eigene Zurechnungsfähigkeit von einem Prof infrage gestellt wird. Ich hatte mir den Namen des technischen Direktors, mit dem ich ein paar Tage zuvor telefoniert hatte, aufgeschrieben, aber es schien Stunden zu dauern, bis ich den Zettel aus meiner Hosentasche hervorgekramt hatte. Sobald sie dahingehend beruhigt war, dass ich mit einem echten lebendigen Menschen gesprochen hatte, rief die Empfangsschwester einen Wächter, der mich zum Büro des technischen Direktors führen sollte. Es war ein kurzer Trip, der nicht weniger als sieben Schlüssel erforderte. Alles bei Dorothea Dix hatte mit verschlossenen Türen zu tun, weshalb man die Mitarbeiter auf zwanzig Meter am Geräusch erkannte, das die faustgroßen Schlüsselbunde machten, die klirrend an ihren Gürteln baumelten. Falls das Krankenhaus irgendein Ausbildungsprogramm für freiwillige Helfer hatte, so erfuhr ich nichts davon. Ich traf auch nie jemanden, der sich als freiwilliger Helfer vorgestellt hätte. Ich lernte nur kurz den technischen Direktor kennen, der eine Liste mit Pflegern studierte, die nicht zur Arbeit erschienen waren, bevor er sagte: «Napier ist krank; für den kannst du einspringen. Melde dich in Gebäude sieben und sag, sie sollen dich zu Banes schicken.»
Ich wurde zu einer Krankenstation geführt, auf der eine Schwester namens Banes mich Clarence Poole zuteilte, einem pfaumen-farbenen Pfleger, der zu allen Zeiten ein Transistorradio am Körper trug. Clarence’ Nase war praktisch platt gegen seine Wange gedrückt, weshalb er aussah wie von Picasso. Um die Aufmerksamkeit von seinem Gesicht abzulenken, verbrachte er viel Zeit mit der Aufrechterhaltung seiner Haartracht, eines schimmernden Afro von der Größe eines Medizinballs. Clarence sollte mich in alles einarbeiten, und mein erster dienstlicher Befehl lautete, ich solle ihn zu den Snack-Automaten begleiten, wo er sich eine RC-Cola und einen Beutel gesalzene Erdnüsse kaufte. Ich beobachtete ihn, wie er die Erdnüsse in den Flaschenhals stopfte. Er machte das mit großer Konzentration, als müsste er eine Gans zwangsernähren. Er erklärte, die Mischung müsse ein paar Minuten lang ziehen, setzte sich und begann, seine Frisur mit einem langstieligen Gerät flockig zu puffen. Gerade hatte er die Flasche angesetzt, als Schwester Banes uns unseren ersten Auftrag überreichte. Clarence führte mich über das Gelände zu einem efeubewachsenen Gebäude, welches, wenn man von den Gittern vor den Fenstern absah, einem Wohnheim glich, wie man es auf einem respektablem Campus finden könnte. Aus der Nähe waren diese Häuser ganz schön, bis man hineinging. Dies war eine Frauenstation und als erstes bemerkte ich den Gestank. Es war ein Aroma, das ich inzwischen mit allen geschlossenen Anstalten verbinde: Urin, Schweiß, Zigarettenrauch, ungewaschenes Haar und billiges Desinfektionsmittel, alles in einer intensiven, gnadenlosen Hitze mariniert, die nie mit den Jahreszeiten wechselte. Die Frauen lagen auf eisernen Feldbetten, riefen nach uns, und als Clarence die Tür öffnete, bettelten sie um Zigaretten und Aufmerksamkeit. «Ich habe Informationen, die Leben retten können», rief eine. Alle sprachen gleichzeitig: «Sie hat mich gezwungen, mich vollzupinkeln», «Sag dem Nigger, alle Musik, die er in seinem Radio hört, habe ich ausgewählt», «Rufen Sie die Botschaft an: Sie sollen die Oliven per Luftfracht kommen
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