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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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muss mir zumindest eine Gelegenheit bieten, dass ich ihn rette. Immerhin sitzt seine Freundin neben ihm, auch wenn sie sich überhaupt nicht für ihn zu interessieren scheint.
    Das kleine Geschwisterpaar unter dem anderen Nebentisch hat sich den ungefähren Spielverlauf gleich am Anfang ausgemacht. So einfach geht das bei Erwachsenen nicht. Oder doch? Wie wäre es, wenn ich ihm erzählen würde, dass er dajetzt in den Fängen eines bösen Ungeheuers ist, dass ich über magische Kräfte verfüge, ich würde ihm den Zauberspruch verraten, der mich herbeiruft, ich würde ihm sagen, dass ich in rosenrotem Licht erscheine, sobald er das letzte Wort ausgesprochen hat, dass ich seine Fesseln lösen, ihm einen Degen reichen würde, dass wir uns dann am äußersten Ende einer Höhle verschanzen würden, um von dort aus dem gesamten Bösen der Welt standzuhalten. Dass er mir schließlich einen Kuss geben soll, ich würde mir dafür ein paar Kleidungsstücke anziehen, Jacke, Schal, Mütze und so, und dann würden wir zu mir nach Hause gehen, wo ich alles wieder ausziehen würde. Dann würde ich ihn fragen, ob er mit diesem Spielverlauf einverstanden sei.
    Aber wie sollte ich mich ihm überhaupt nur nähern, um diesen Vorschlag zu unterbreiten, ohne dass seine gesamte Gesellschaft es mitbekommt? Soll ich ihm einen Zettel schreiben? Soll ich es ihm in Zeichensprache andeuten?
    Ich bestelle noch einen Saft. Er hat ausgeraucht, ich habe ihn wieder angelächelt, er hat zurückgelächelt, ist aufgestanden. Ich bin nervös geworden. Das Adrenalin schießt mir in den Kopf. Bei meinem Tisch bleibt er kurz stehen, dann geht er weiter zu den Toiletten. Ich warte kurz ab, jetzt folge ich ihm. Ich steige die paar Stufen in den Keller hinab, wo sich die Toiletten befinden. Im Halbdunkel des Gangs unten wartet er auf mich. Er sieht mir tief in die Augen.
    Ich frage ihn, was wir jetzt machen werden. Er zuckt mit den Schultern und lächelt. Ich lasse ein paar Komplimente fallen, bevor ich mich an ihn drücke. Er umfasst meine Taille, ich höre seinen Atem, wie er mein Parfum und den Duft meines Haars einsaugt.
    Ich will ein Abenteuer erleben, also sage ich nur, dass er mich in einer halben Stunde vor dem kleinen Espresso am Ende der Wiener Straße finden wird. Jetzt fasse ich seine Hand, drücke sie, kehre in den Speisesaal zurück, leere mein Saftglas, zahle, kleide mich an, winke den spielenden Kindern und gehe.
    Ich sehe auf meine Uhr, gehe direkt zu dem Espresso. Es hat noch geöffnet, Ich betrete es, bestelle einen kleinen Kaffee, sehe wieder auf die Uhr. Kaum mehr als fünf Minuten sind vergangen. Vielleicht hätte ich mich vorstellen sollen, um gleich eine nähere Bindung herzustellen. Es fällt mir auch ein, dass ich zu nervös gewesen bin, um eine Bestätigung des Plans seinerseits abzuwarten. Hoffentlich hat ihm unsere Begegnung im halbdunklen Gang nicht genügt, hoffentlich haben ihn meine Komplimente nicht verschreckt, hoffentlich reichen ihm nicht ein paar Komplimente von einer fremden Frau, dass er Mut fasst, die Beziehung mit seiner Freundin wieder in Gang zu bringen.
    Diese halbe Stunde des Wartens ist unglaublich aufregend, ja erregend. Ich habe Zeit genug, mich zu fürchten, dass er nicht kommen wird, aber noch mehr Zeit verwende ich dafür, mir auszumalen,wie die Nacht mit ihm werden könnte. Ich nippe an meinem Kaffee und fühle schon seine Hände auf meinem Rücken, erinnere mich an seinen Atem, fühle meine Brust, wie sie auf der seinen liegt.
    Rechtzeitig vor Ablauf der halben Stunde, vielleieht an die zehn Minuten zu früh, zahle ich und verlasse das Espresso. Draußen warte ich weiter. Ich fühle mein Herz schlagen. Ich fühle mich in der Finsternis der Straße wie ein kleiner Singvogel, der zu müde geworden ist, um weiterzufliegen, und den jemand in die schützende Hand genommen hat. Und mein schneller Puls füllt die ganze Handfläche aus.
    Endlich sehe ich ihn im Licht der spärlichen Straßenbeleuchtung näher kommen. Ich würde gern vor Freude springen und winken, aber ich reiße mich zusammen und bleibe unbewegt stehen. Jetzt steht er vor mir, sagt seinen Namen. Ich sage den meinen. Er gibt an, seinen Freunden Unwohlsein vorgetäuscht zu haben. Er trägt einen langen Mantel. Ich möchte ihn anfassen, mache das, er nimmt mich in die Arme, hält mich fest.
    Ich löse

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