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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sah.
    Ein paar Schrecksekunden benötigte der in seinem Beruf gewiß hart gewordene Polizist. Dann war er aus dem Fahrzeug heraus und stand vor dem verkrümmt Liegenden.
    „Verdammte Bescherung!" knirschte er schon im gleichen Augenblick wütend auf, als er mit einer Stablampe den Unbekannten angeleuchtet hatte und den kleinen Zettel an dem Dolch erblickte.
    „Wieder hat sich diese Bestie ein Opfer geholt!" Auch die anderen beiden Beamten waren inzwischen herangekommen. Bestürzt blickten sie in das wachsgelbe Gesicht des Toten und auf den Wisch an der Mordwaffe hin.
    Obwohl es überflüssig erschien, beugte sich der Streifenführer sogleich über die reglos liegende Gestalt und griff mit der Hand weit unter den Ärmelsaum des Liegenden.
    „Eiskalt!" stellte er fest.
    Er ließ einen Beamten als Wache bei dem Toten.
    „In den Wagen!" ordnete er dann an „Hier können wir nichts tun . Da muß sofort die Mordkommission her. Und auch Kommissar Morry muß verständigt werden!"
    ln den folgenden Minuten gab er über Sprechfunk der Zentrale in der Victoria-Street die notwendigen Funksprüche durch.
    „Mord in der Maiety-Street in Millwall! — Eine männliche Person durch Dolchstich getötet! — Mordwaffe am Tatort! — Tatzeit liegt vermutlich schon mehrere Stunden zurück! — Funkwagen des 127. Districts befindet sich am Tatort und sichert Fundstelle ab! — Ende!"
    Der Beamte des Informationsraumes hatte die Durchsage auf einen Meldebogen notiert. Unverzüglich wanderte diese Vorausmeldung zum Einsatzleiter — und im selben Augenblick alarmierten zwei Telephonisten die Mordkommission. Wenige Minuten später öffneten sich schon die mechanischen Rolltore der Garagen von
    „New-Scotland- Yard" und hinaus schossen der schwarze Wagen der
    Mordkommission, sowie ein sechssitziger Personenkraftwagen. Schweigsam und mit harten Gesichtern saßen die Spezialisten der Mordkommission in ihren Fahrzeugen.
    — Dreimal innerhalb einer einzigen Woche hatten sie die gleiche Mordart zu bearbeiten und dabei keinen brauchbaren Fingerzeig bei aller Sorgfalt in der Anwendung ihrer Methode erhalten. Diese Ergebnislosigkeit rüttelte stark an ihrem bisherigen Vertrauen zu ihren Aufklärungsfähigkeiten. Mochte auch bei manchen dieser hundertfach erprobten Männer die Geduld bis zum äußersten angespannt sein,
    — einem Manne würde die Geduld niemals ausgehen:
    Kommissar Morry!
    Er klemmte sich gerade in dem Augenblick hinter das Steuer seines schnittigen Sportwagens, als die Wagen der Mordkommission bereits die Londoner Ost-West-Achse in Whitechapel erreicht hatten und der mehrbahnigen Commercial-Road Iihr trotz des Nebels bisher gewiß nicht schleichendes Tempo noch etwas forcieren konnten.
    Aber auch Kommissar Morry verstand etwas von Nebelfahrten. — Zügig durchfuhr er die City — und als er erst den St. Paulś Church Yard hinter sich gelassen hatte, war er bald seinen Kollegen von der Mordkommission auf den Fersen. Sein Ehrgeiz war es jedoch nicht, trotz seines bedeutend längeren Anfahrtsweges früher als seine Kollegen
    in Millwall zu sein.
    No! — Mit keinem Gedanken dachte er daran,
    daß er vielleicht den Fahrern des ändern Dezernates auf diese Art eine Lektion in der Fahrtechnik erteilen könnte. Seine Gedanken befaßten sich ausschließlich mit dem Fall „THE SHARK"!
    Was hatte er bisher als Erfolg in dieser Sache für sich verbuchen können?
    Noch einmal ließ er die bisherigen Ereignisse vor seinem geistigen Auge passieren.
    „Nach dem Mord an Philippo Brazzi, alias Roger Grimm, — dem zweiten Mord dieser schon zu einer Serie gewordenen, gleichartigen Fälle —, war ihm und einem Sonderdezernat von höchster Stelle aus die Bearbeitung der ,Hai' Fälle übertragen worden.
    Als er die Leiche des zweiten Opfers identifiziert hatte und durch seinen Wachtmeister Wheeler den Anführer des Gangs, in dem Philippo Brazzi bis zu seinem gewaltsamen Ableben gearbeitet hatte, her zitieren ließ, — war Ann Martiever in seinem Büro erschienen und hatte ihm die wichtigen Angaben über eine offenbar ausgeführte Erpressung mitgeteilt. Hier war die Beschreibung eines der Gangster der gewiß organisierten Clique von Erpressern und dessen Konterfei eine gewisse Handhabe. Seine Leute waren fieberhaft auf der Suche nach diesem Kerl, — ohne ihn allerdings bisher zu Gesicht bekommen zu haben.
    Es gab jedoch für den Kommissar keinen Zweifel darüber, daß seine Leute diesen Gangster über kurz oder lang festnehmen wurden. Da

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