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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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der Keeper beim Sortieren seiner
    Flaschenbatterie innegehalten und war langsam wieder an den Tisch der beiden Komplicen getreten.
    Hell and damnation! „fluchte George Williams erneut los.
    Mir ist schon wieder die Kehle pulvertrocken geworden. Steh' nicht so herum, Jessy.
    — Schüttśchon ein!“ Als der Keeper auf dem Absatz kehrt machen wollte, um eine neue Flasche herbeizuholen hielt ihn Larry Hickooc am Ärmel fest.
    Stop, Jessy! — Ich glaube für heute haben wir genug!" Er versuchte dem Gelage ein Ende zu machen.
    George William jedoch überhörte geflissentlich die Anweisung seines Anführers und verlangte keifend nach einem weiteren Drink.
    Er war inzwischen in der Verfassung, in der er sich keinerlei Vorschriften, und wenn auch wie in diesem Falle es gutgemeinte waren, — machen ließ. Fast fünf Minuten palaverte er mit Larry Hickooc und dem Keeper herum. Dann schien Larry Hickooc den einzig annehmbaren Vorschlag zu unterbreiten:
    „Hör zu", wollte er den Tobenden beruhigen.
    „Jessy gibt uns beiden noch je ein Glas. Ich bezahle diese, und dann bringe ich dich nach Hause."
    - „Okay, Larry! — Noch einen für meine trockene Leber und dann rausche ich ab."
    Als auch der den Weg durch die Kehlen der Gauner gemacht hatte, brachen sie auf.
    Einen kleinen Aufenthalt gab es noch einmal am Tresen.
    Brummig beglich George Williams die recht erhebliche Zeche, dann traten sie gemeinsam in die neblige Nacht hinaus.
    Keiner von beiden bemerkte den dunklen Schatten, der bisher mit unwahrscheinlicher Hartnäckigkeit am Seitenfenster der verräucherten Kneipe gelauscht hatte, und nun lautlos zwischen den Häusern der Mellish-Street Nr. 13 und 15 verschwand.
    Obwohl die von George Williams verkonsumierte Menge Alkohol jeden normalen Menschen umgeworfen hätte, sah man dem stämmigen Gangster keine Trunkenheit an. Lediglich seine Beine gehorchten nicht mehr ganz seiner Herrschaft. Er ging mit steifen Beinen, hochaufgerichtet neben Larry Hidckooc über die Straße.
    Sonny, das war mal wieder ganz schön feucht", gurgelte er sichtlich vergnügt vor sich hin, als sie zusammen in die düstere Gasse traten.
    Larry Hickooc aber knurrte nur ein gedämpftes: „Hm!" und versuchte mit seinen Augen die drohende Finsternis zu durchbohren. Doch so sehr er sich auch bemühte, die Sichtweite blieb auf knapp drei Yards beschränkt. — Audi seine angestrengt lauschenden Ohren vernahmen außer den eigenen Schritten und dem schnaufenden Atem seines Partners keine weiteren verdächtigen Geräusche.
    „Äh, du hast es gut! — Du bist schon an deinem Stall", brach George Williams wieder die Stille der Nacht.
    „Halt den Mund!" zischte Larry Hickooc nervös dem redseligen Mann an seiner Seite zu. Seine Zähne schlugen wie in einem Schauer leicht gegeneinander, als er leise weitersprach:
    „Ich bringe dich noch hier über die Hinterhöfe bis zur Maiety-Street, — dort unten müssen sich zwei Boys aus Poplar aufhalten. Von dort kann dir nichts mehr passieren."
    „Unsinn, Larry!" widersprach George Williams lachend.
    „Ich brauche kein Kindermädchen. Bleib hier und hau dich hin. Mir kommt schon keiner zu nahe. Und wenn, dann möchte ich nicht in seiner Haut stecken."
    Mit der Hand schlug George Williams dabei mehrmals gegen seine Gesäßtasche und Larry Hickooc vernahm das unverkennbare Geräusch, das seine flache Hand beim Aufschlagen auf seine Schußwaffe verursachte. —
    Wenige Augenblicke überlegte sich Larry Hickooc den Vorschlag-seines Komplicen.
    Hin und her schwankten seine Gefühle.
    ,Wenn sich der ,Hai´ hier herumtreiben sollte, kann er mich auf dem Rückweg überfallen', ging es durch sein furchtumnebeltes Gehirn. Und der Gedanke daran, daß seine Chancen dann gering waren, heil davonzukommen, gab in ihm den Ausschlag, George Williams allein ziehen zu lassen.
    „Okay, George!" Er versuchte, die in ihm hochsteigende Angst vor dem Rückweg sich nicht anmerken zu lassen.
    „Mach's gut und halte die Ohren steif. Wir sehen uns morgen, wie verabredet."
    Als sich die beiden Gauner zum Abschied flüchtig die Hände reichten, —- war George Williams Schicksal so gut wie besiegelt.
    Es ließ nicht mehr lange auf sich warten. Bei George Williams, der vor sich hinsummend die erste Hälfte des Weges bis zu seiner Behausung an der Ecke Maiety-Street und West-Ferry-Road zurückgelegt hatte, machte sich nun doch eine starke Müdigkeit bemerkbar. Bleiern wurden seine Glieder, und hin und wieder fielen ihm bereits die Augen zu.

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