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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Stolpernd erreichte er dann doch noch die Maiety-Street.
    Nur noch vierhundert Yards — und er würde sich behaglich in seinem Bau dort auf der Liege ausstrecken können. Das Bewußtsein, so nahe bei seiner Behausung zu sein, gab ihm neuen Auftrieb. —
    Wenn er auch einige Male stolperte, so ging er doch bedeutend flotter an die Häuserfronten entlang.
    Da!
    Keine fünfzig Yard von seinem Ziel drang ein laut an sein Ohr.
    „George!“ Ein zweites Mal nannte eine bekannte Stimme seinen Namen.
    Leichte Schritte kamen auf ihn zu . .
    ,Wird einer der Boys aus Poplar sein, der mich kennt', ging es ihm, der nichts Böses ahnte durch den Sinn, müde gähnend blieb er stehen. Sein Mund verharrte aber in der offenen Stellung, als er die auf ihn zukommende Gestalt und auch das Gesicht des Mannes erkannte. Schlagartig war alle Müdigkeit aus ihm gewichen. Seine Hand fuhr blitzschnell zur Gesäßtasche hin, als er in der erhobenen Faust des vermeintlichen Komplicen den mattglänzenden Stahl eines Dolches erkannte.
    Doch zu spät!
    Mitten in der Bewegung, die Pistole herauszureißen, um auf den Angreifer in Notwehr zu schießen, traf George Williams der tödliche Stoß.
    Im Augenblick war das Leben aus ihm gewichen.
    — Tonlos brach er zusammen und rollte in die Gosse.
    Sekunden danach lag der Ort des Grauens wieder verlassen in der nebligen Nacht. In der Brust der zurückgebliebenen, stummen Gestalt aber stak die Mordwaffe, an deren Knauf, auf einem Zettel, die Worte standen:
    „THE SHARK"

Kapitel 5
    Die Uhr im Wachraum des 127. Police-Distiricts in Poplar zeigte eben die vierte Morgenstunde an, als sich die Crew eines diesem Bezirk zugeteilten Streifenwagens zur nächsten Runde fertigmachte. Noch einmal mußten die Beamten in dieser Nacht für zwei Stunden durch den Nebel hindurchfahren, — dann erst konnten sie ihre müden Glieder der verdienten Ruhe zuführen.
    — Es war ein verdammt harter Dienst, den die Polizisten der Funkstreife in der Achtmillionenstadt zu versehen hatten. Nicht allein nur gegen die Objekte ihres Berufes, gegen das Gangsterwesen und seine Helfershelfer hatten sie anzukämfen.
    Nein!
    Hinzu kam in dieser Nacht der Kampf gegen die Naturgewalten, den Nebel, der sie zur äußersten Anstrengung beim Sehen zwang. Damit zwangsläufig verbunden war ein enormer Verschleiß ihrer körperlichen Kräfte.
    Beamte, die länger als drei Jahre ununterbrochen wechselweise den Tag - und Nachtdienst versahen, waren oft so sehr mit ihren Nerven fertig, daß sie in eine andere Dienstsparte eingeteilt werden mußten.
    „By Gosh!" seufzte auch hier der Dienstälteste und derzeitige Streifenführer auf.
    „Dieser verfluchte Nachtdienst bringt mich mindestens zehn Jahre früher unter die Erde."
    „Da magst du recht haben", bestätigte einer der jüngeren.
    „Aber was hilft es, wir müssen noch eine Streife fahren."
    „Okay, Ben! — Also fahren wir los!"
    Die drei Männer verließen die warme Wachstube und traten in die feuchte vom Nebel erfüllte Witterung hinaus. Als sie es sich in ihrem Fahr* zeug einigermaßen bequem gemacht hatten, holte der hinten im Fond sitzende Streifenführer einen Plan hervor und begann diesen zu studieren.
    ,Hm, es ist jetzt vier Uhr. — Also dann müssen wir laut Plan wieder nach Millwall", gab er dem Dienstfahrer das Ziel ihrer letzten Rundfahrt bekannt.
    So kam es, daß etwa eine viertel Stunde später der Streifenwagen über die große Kreuzung am West-India-Dock in die West-Ferry-Road einbog.
    Die schmale Landzunge zwischen den riesigen Dockanlagen und der Themse wurde durchfahren.
    Millwall, der Slums am Limehouse-Reach tauchte vor ihnen auf. Unendlich langsam schlichen die Minuten dahin, während das Fahrzeug kreuz und querdurch das verruchte Viertel patrouillierte. Wieder hatten die Boys ihre Seitenfenster heruntergedreht, um so ein besseres Blickfeld zu haben. Gemächlich kurvte der Wagen von der Havannah- Street kommend in die Maiety - Street ein. Automatisch wollte der Fahrer in den nächsthöheren Gang schalten, doch er kam nicht mehr dazu, die Handbewegung ganz auszuführen.
    Ein dunkles Etwas war vom Lichtbündel de Scheinwerfer erfaßt worden. Es entpuppte sich im nächsten Augenblick schon als eine auf dem Rücken liegende menschliche Gestalt. Hart trat der Fahrer das Bremspedal durch und brachte das Fahrzeug unmittelbar vor dem Liegenden zum Stehen Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er den Knauf eines Dolches in der Brust des dort liegenden Unbekannten stecken

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