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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Horst (stumm) ab, dann ging es los, über die Cröffelbacher Steige und mitten durch Wolpertshausen in Richtung Ilshofen.
    Sieben Männer in verbissener Entschlossenheit.
    Die Veranstalter hatten darum gebeten, dass die Kochteams sich bereits um 17  Uhr 45 einfinden sollten.
    »Wir hätten uns
doch
einen Namen geben sollen«, beschwerte sich Arndt. »Wie klingt denn das? ›Die Männerkochgruppe der Volkshochschule Schwäbisch Hall‹? Das ist doch uncool.«
    »Wären dir ›Die Mehlspeisen-Musketiere‹ oder ›Die Reibeisen-Recken‹ lieber gewesen? Das ist doch albern«, fand Eduard.
    »›Die Topflappen-Teufelskerle‹ – das hätte mir gefallen«, meinte Klaus.
    »Ich persönlich möchte
nicht
mit einem Topflappen verglichen werden«, erklärte Eduard streng.
    Wenn Eduard nervös war, neigte er zu bissigen Kommentaren. Während Horst und Günther stoisch schwiegen.
    Wohingegen Gotthelf andauernd »Ogottogottogott« murmelte. Er befand sich eindeutig im Griff einer Lampenfieberattacke.
    Seifferheld musste zugeben, dass auch er nervös war.
    Nur Klaus hatte die Ruhe weg. Das war wohl das Schöne daran, keinen Intelligenzquotienten zu haben: Nichts kratzte an einem. Mit einem Lächeln schwebte man heiter und gelassen durch sein Leben.
    Auf den Parkplätzen der Arena Hohenlohe wimmelte es bereits vor Fahrzeugen. Es würde wirklich voll werden.
    Ein junger Bursche mit Irokesenschnitt begleitete sie in ihre Künstlergarderobe. Durch die geöffneten Türen der anderen Garderoben sahen sie ihre Konkurrenten: Die meisten schauten bierernst und kämpferisch, einige blätterten noch in Rezeptbüchern, einer meditierte auf einem Sitzkissen. Ausnahmslos alle wirkten total kompetent und kocherfahren.
    »Ogottogottogott«, murmelte Gotthelf.
    In einer der Garderoben standen mehrere Feuerwehrmänner in voller Montur.
    »Rechnet ihr damit, dass wir Kochamateure euch die Halle abfackeln?«, fragte Arndt den Irokesen.
    »Nope, das sind die ›Heißen Pfannen‹ – so nennt sich die Kochgruppe der Freiwilligen Feuerwehr von Saiblich im Schwarzwald. Die treten in Arbeitskleidung und mit Feuerlöschgeräten auf, weil sie irgendwas Flambiertes kochen wollen.«
    »Seht ihr, hätten wir uns mal einen Namen gegeben. ›Terrinentiger‹ klang doch toll!«, schimpfte Arndt.
    »Wir machen aber keine Terrine mehr«, hielt Seifferheld flüsternd dagegen. Der Feind hörte mit, und es sollte doch schließlich eine Überraschung werden.
    In ihrer Garderobe angekommen, stellten sie die beiden großen Kartons mit ihren Utensilien ab und ließen sich auf die Holzstühle fallen.
    »Ich hole euch zum großen Einlauf in die Halle ab«, sagte der Irokese und sah auf seine Armbanduhr. »In exakt fünfundzwanzig Minuten. Der Moderator stellt dann jede Gruppe vor, und ihr habt eineinhalb Stunden fürs Kochen, wobei der Moderator zusammen mit den drei Juroren von Gruppe zu Gruppe geht und die Teilnehmer befragt. Dabei hat jede Gruppe exakt drei Minuten, um sich vorzustellen, klar? Ihr seid die letzte Gruppe.« Er nickte ihnen zu und ging.
    »Ich hab’ gar kein gutes Gefühl«, meinte Eduard.
    »Ogottogottogott«, murmelte Gotthelf.
    Schmälzle legte Puder auf. »Glotzt nicht so, ich will im Fernsehen nicht fettig rüberkommen!«
    Klaus machte den Kühlschrank auf und sah hinein. »He, leer!«, beschwerte er sich.
    Seifferheld hatte das Gefühl, eine Rede halten zu müssen. Irgendetwas Geschichtsträchtiges, das ungemein motivierte. So etwas wie
Carthaginem esse delendam.
Die Jungs mussten aufgerüttelt werden, damit sie am Ende seiner Rede aus der Garderobe stürmten, sich einen Elefanten schnappten und die Alpen überquerten. Seifferheld merkte, wie ihm die Chronologie durcheinanderkam, aber er war zu aufgeregt, um klar zu denken.
    »Also, Männer«, fing er an und erhob sich zu seiner ganzen Größe. Was hätte Bocuse an seiner Stelle gesagt?
    Aber wäre Bocuse jetzt hier, dann gäbe es keine Notwendigkeit für eine Anpeitschrede. Dann hätten sie ein ordentliches Menü eingeübt und eine reelle Chance besessen.
    »Männer«, wiederholte Seifferheld. Auf einem Bildschirm an der Wand sah man ins Innere der Arena, die schon fast voll war. Auf der Bühne stand das Familienoberhaupt eines ansässigen Adelshauses, das die Veranstaltung offiziell einläuten würde. Der Moderator, eine bekannte Nase des Südwestfernsehens, plauderte angeregt mit dem Adligen und den Mitgliedern der Jury – einem Drei-Sterne-Koch, der vor kurzem zwei Sterne verloren

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