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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Schlafzimmer ging auf.
    »Siggi, Lieb…« MaC blieb wie vom Donner gerührt stehen und starrte ihn an. Es hatte ihr die Sprache verschlagen.
    »Was ist?« Seifferheld richtete sich auf seine Ellbogen auf. Fand MaC das Bild ebenso entsetzlich wie er? »Wie spät ist es?«
    MaC fand ihre Sprache wieder. »Siegfried, du Perversling. Hältst du es keine zwei Tage allein im Bett aus? Und kannst du nicht zu mir kommen, wenn du Bedürfnisse hast? Musst du dich an so einer vergehen?«
    Seifferheld sah entsetzt zur Seite. Neben ihm im Bett lag Mimi.
    Jemand musste sie ihm, während er geschlafen hatte, an seine Seite gelegt haben. Bestimmt Karina!
    »Aber nein, das ist nicht so, wie du denkst …«, fing er an.
    »Was ich denke, ist, dass es mir allmählich reicht!«, rief MaC, trat ans Bett und grub schwungvoll ihre Fingernägel in Mimi. Entweder hatte MaC sich unzureichend manikürt, oder Mimis Gummihaut war überaltert, aber es machte »Plop«, und zischend entwich die Luft aus Klausens Traumfrau.
    »Dann noch einen schönen Tag!«, zischte MaC und ging.
    Seifferheld seufzte und ließ sich zurück aufs Bett sinken.
    Er fühlte sich missverstanden. Das Leben war grausam. Die Liebe war grausam. Vor allem die Frauen waren grausam.
    Zum meditativen Zischen der aus Mimi immer noch entweichenden Luft schlief er wieder ein.

Ab 17 : 00  Uhr
    Ein dickes Fell ist ein Gottesgeschenk.
Oder überhaupt irgendein Fell. Darf auch gern ein Nerz sein.
Sehr frei nach Konrad Adenauer
     
    Der mit Abstand größte Veranstaltungsort in und um Schwäbisch Hall lag etwas außerhalb, bei der Ortschaft Ilshofen. Es war die Arena Hohenlohe. Betrieben wurde die Arena von einem eher ungewöhnlichen Veranstaltungsortanbieter: der Rinderunion Baden-Württemberg e.V., die vor einigen Jahren aus der Vereinigung sämtlicher Zucht- und Besamungsorganisationen des Landes entstanden war. Doch die Arena war nicht nur für Zucht- und Nutzrinder da, sondern auch für den Menschen. Es fanden dort in buntem Wechsel Konzerte, Messen, Sportveranstaltungen und andere Show-Events statt. Und an diesem Abend zelebrierte man in der Arena Hohenlohe das große Wettkochen von männlichen Amateurkochgruppen aus ganz Baden-Württemberg.
    Seifferheld, der seine Schäfchen erfolgreich auf seine Idee eingeschworen hatte, sammelte sie nun ein. Er hatte sich extra von seinem Ex-Kollegen Geert Van der Weyden, bei dem zu Hause drei adoptierte Kinder und die Eltern seines Lebensgefährten wohnten, den Renault Grand Scénic mit Platz für sieben Personen geliehen. Und drehte damit seine Runde.
    Als Erstes ging es zu Kläuschen in die Bahnhofstraße. Seifferheld stieg aus und klingelte. Als Klaus herauskam, wirkte er geistesabwesend und sah zerstrubbelt aus. Seifferheld meinte an einem der Fenster von Kläuschens Loft einen Schatten zu sehen. Frau Denner! Hatte Kläuschen ihr aus niederen Beweggründen verschwiegen, dass sie ihre Wettkochpläne geändert hatten, und sich von ihr beibringen lassen, wie man eine Terrine zaubert? Seifferheld fand zudem, dass er Klaus noch nichts von Mimis Ableben erzählen sollte, sonst würde sein Freund an diesem Abend vor lauter Trauer womöglich zum Totalausfall.
    Zu zweit düsten sie im Grand Scénic zu Klempner Arndt.
    »Was blinkt denn da in deinem Ohr?«, fragte Seifferheld streng.
    »Na, mein Handy. Das kennst du doch.«
    »Du hast doch wohl heute nicht Bereitschaft?«
    »Ein Klempner ist immer im Dienst!«
    »Untersteh dich, mitten auf der Bühne deinen Maschinengewehrklingelton losgehen zu lassen!«, warnte Seifferheld.
    »Ist ja gut, ich stell’s auf stumm.«
    Schmälzle stand mit zwei schweren Koffern vor seiner Haustür.
    »Was ist denn da drin?«, fragte Kläuschen.
    »Hundert Exemplare meines neuen Wanderführers.
Mit Old Schmälzle durch den Wilden Westen von Hohenlohe.
Schon vorsigniert. Ich werde einen Büchertisch aufbauen. So eine Chance darf man sich doch nicht entgehen lassen. Auf SWR 4 habe ich gehört, dass die Arena Hohenlohe heute Abend komplett ausverkauft ist!«
    Die Männer hätten gern etwas darauf erwidert, aber sie mussten den Atem anhalten. Sie waren wie erschlagen von Schmälzles Eau de Cologne, das wie ein Obstsalat roch, der gekippt war, mit überreifen Bananenscheiben und fauligen Apfelschnitzen.
    »Was ist ’n das für ein Duftwasser?«, fragte Klaus neugierig. »Meine Fruchtfliegen würden das lieben!«
    Sie holten noch Eduard (»Ihr seid eineinhalb Minuten zu spät!«), Gotthelf (»Ogottogottogott!«) und

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