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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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hatte, der 99 – 60 – 90 -Drittplazierten von
Deutschland sucht die Supertusse
von vor zwei Jahren und einem ehemaligen Goldmedaillengewinner im Hammerwerfen, dessen Großmutter hier aus der Region stammte.
    Das Medieninteresse war enorm. Bestimmt fünfzig Journalisten und zwei Kamerateams umringten die Bühne.
    »Männer«, brachte Seifferheld nur noch heraus. Er fühlte sich wie die von MaCs Fingernägeln durchbohrte Mimi – die Luft entwich, zurück blieb nur eine faltige Hülle. »Männer, ihr wisst, was wir jetzt und hier zu tun haben …«, fuhr er fort, kam dann aber erneut ins Stocken.
    Die Kamera schwenkte nämlich in diesem Moment wieder ins Publikum. Die ersten beiden Reihen waren für die Prominenz reserviert, wobei sich kein wirklich prominenter Mitmensch angesagt hatte, nur ein paar kochbegeisterte Bürgermeister der umliegenden Gemeinden und …
    Seifferheld lief zum Bildschirm. Er zerrte seine Lesebrille aus der Jackentasche und starrte. Das war doch …
    Hinter der ersten Bürgermeisterin von Schwäbisch Hall saßen Sissi von Bellingen und Dr.Arnfried Kolb. Und da kam auch noch Konstantin von Bellingen mit zwei Bier- und einem Proseccoglas und setzte sich daneben.
    Da brat mir doch einer ’nen Storch, dachte Seifferheld.

21 : 20  Uhr
    Im Leben ist es wie im Basketball:
Man muss alles locker aus dem Handgelenk machen!
     
    Sie trugen ihre schwarzen Trenchcoats und die schwarzen Gangsterhüte, die der Faschingsversand per Expresslieferung noch am Nachmittag zugestellt hatte. An dem ihnen zugewiesenen Herd mit Kochplatte, über dem ein Schild mit der Aufschrift
Männerkochkurs der
VHS
-
SHA
stand, bezogen sie Aufstellung und standen die ganze Zeit wie eine Eins, ohne sich zu rühren. Ein bisschen wie die Blues Brothers, nur ohne Blues. Die Regieassistentin kam angelaufen und fragte, ob mit ihnen alles in Ordnung sei. Sie schien auf Schreckstarre zu tippen. Seifferheld nickte nur und meinte, das sei Absicht. Sie zog wieder ab.
    Mit viel Schmiss wurde die Veranstaltung durchgezogen. Um auch ja jede Zielgruppe abzudecken, gab es zwischendurch höchst unterschiedliche musikalische Einlagen – von der Heavy-Metal-Band bis hin zur Volksmusik-Geschwistersangesgruppe mit Zither.
    Sämtliche Amateurköche legten sich mächtig ins Zeug. Die Feuerwehrmänner, die als Erste an der Reihe waren, hatten ein 3 -Minuten-Video mitgebracht, das sie bei waghalsigen Rettungsaktionen zeigte. Und als sie im Gespräch mit dem Moderator probehalber die Cointreau-Orangen-Sauce einer vorbereiteten Crêpe Suzette flambierten, reichte die Stichflamme beinahe bis an die Decke der riesigen Halle. Der daraufhin einsetzende Applaus war ohrenbetäubend.
    Eine andere Gruppe – alles Lehrer aus dem Badischen – kochte asiatisch und jonglierte zur Gaudi der Anwesenden ihre Teller auf übergroßen Stäbchen.
    Hin und wieder sah Seifferheld in die zweite Reihe hinunter. Manchmal plauderte Sissi von Bellingen angeregt mit Dr.Kolb, während Konstantin danebensaß und eine Currywurst aß. Dann wieder unterhielt sich Dr.Kolb angeregt mit Sissi von Bellingen, während Konstantin eine rote Wurst vertilgte. Dass Kolb der Täter war, daran zweifelte er keine Sekunde mehr. Aber hatte er sich bezüglich des Motivs doch geirrt? Hatten Sissi und Kolb eine Affäre? Hatte Lambert deswegen sterben müssen?
    Ungefähr zur Halbzeit kam der Irokese vorbei und fragte flüsternd: »Sie brutzeln ja immer noch nichts, ist wirklich alles in Ordnung? Die Regie macht sich Sorgen.«
    »Ja, doch, durchaus.« Seifferheld verzog das Gesicht zu einem Grinsen.
    Der Irokese hob eine Augenbraue, fragte aber nicht weiter nach. Es war ja kein Live-Mitschnitt. Wenn diese VHS -Provinztypen es verbocken sollten, wurden sie einfach aus der fertigen Sendung herausgeschnitten.
    Die Spannung stieg.
    Horst schwieg, Eduard schwieg, sogar Gotthelf verschluckte sein »Ogottogott«, Arndt schaltete tatsächlich sein Handy aus. Es war ungewohnt, ihn ohne blinkendes Ohr zu sehen. Klaus ging zu den Feuerwehrjungs und fragte, ob noch Cointreau übrig sei.
    Und dann war es so weit.
    Die Scheinwerfer richteten sich auf die Haller Mannen. Der Moderator trat lächelnd auf sie zu, im Schlepptau die Jurymitglieder.
    »Und hier, meine Damen und Herren, haben wir die Männerkochgruppe der Volkshochschule Schwäbisch Hall. Seien auch Sie uns herzlich willkommen. Wie dürfen wir Sie nennen?«
    Seifferheld räusperte sich. »Die Ahnungslosen.«
    »Wie originell. Aber hoffentlich nicht

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