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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Frau, die mit einem Fuß schon in den Wechseljahren stand, auch nicht mehr erlauben.
    Seifferheld schluckte schwer und sah sich rasch mit verstohlenen Blicken um. Immer ein Zeichen für ein schlechtes Gewissen. Aber warum eigentlich? Er und MaC, das war wunderschön, aber doch nach allen Seiten hin offen. Lange genug war er ja verheiratet gewesen. Noch war er jung genug, um sich ein wenig zu amüsieren. Außerdem ging es doch nur um eine harmlose Tasse Kaffee. Und überhaupt tat er das auch für Onis. Es grenzte ja schon an ungesunder Besessenheit, wie fixiert sein Hund auf diesen dämlichen rosa Teddy war. Die Berner Sennenhündin würde ihn bestimmt auf andere Gedanken bringen.
    Seifferheld räusperte sich. »Warum nicht? Sehr gern.« Damn the torpedos, full speed ahead! »Wie wäre es in einer Stunde im Café Ableitner?«
    »Eigentlich …«, fing Frau Meck an.
    »Oder im Café am Markt?«
    »Wissen Sie …«
    »Wo immer Sie möchten, ich bin auch zeitlich völlig frei«, sagte Seifferheld rasch.
    »Wenn das so ist«, man hörte das Lächeln in ihrer Stimme, »dann jetzt sofort und bei Ihnen daheim.«
    »Wie bitte?«, brachte Seifferheld gerade noch heraus, da hörte er auch schon, wie die Türglocke anschlug.
    Onis sprang auf und bellte, und draußen vor dem Haus hörte man ein freudiges Antwortbellen.
    Es klang nach einer Berner Sennenhündin.

15 : 01  Uhr
    Mit einer Frau an seiner Seite teilt man das Leid,
das man ohne sie gar nicht erst hätte!
     
    Spontaneität war etwas Schönes! Seifferheld konnte total spontan sein. Wie oft war er spontan mit den Jungs nach dem Kochkurs noch einen trinken gegangen. Aber das hier war schon nicht mehr spontan, das war übergriffig. Allerdings konnte er nicht wirklich wütend sein, denn auch außerhalb ihrer altrosa Daunenjacke sah Usch Meck einfach zum Anbeißen aus. Süß und doch fest, wie ein saftiger Pfirsich, wie eine Frau, die einen in Hypnose versetzen und einem dann zuraunen konnte: »Auf drei hüllst du dich in Latex und bist ein devoter Zwerghamster.« Und man würde es voller Begeisterung tun.
    »Noch ein Stück Marmorkuchen?«, flötete sie.
    Den Marmorkuchen hatte sie mitgebracht. Selbstgebacken. Er schmeckte vorzüglich.
    Seifferheld wusste natürlich, dass er sich auf dünnem Eis bewegte, auf sehr dünnem Eis.
    »Schauen Sie nur, wie gut meine Lady und Ihr Onis sich verstehen«, freute sich Frau Meck an dem jungen Hundeglück.
    Seifferheld freute sich an Frau Meck.
    Onis freute sich an Lady und hatte seinen rosa Teddybären völlig vergessen. Die beiden Hunde tollten im Flur miteinander.
    Seifferheld war seiner Frau immer treu gewesen. Also, bis auf diese eine Nacht – aber das war auf einer Dienstreise gewesen, und er und die betreffende Kollegin waren betrunken gewesen und hatten sich danach nie wieder in die Augen sehen können. Er hielt sich für einen One-Woman-Mann. Was war nur mit ihm los? Er war doch in MaC verliebt. Lag es an der Namensgleichheit? Was machte dieses einsilbige Meck beziehungsweise MaC mit ihm?
    Aber natürlich wusste er, dass er nach dreißig, meist öden Ehejahren einen enormen Nachholbedarf hatte. Er redete sich ein, dass er sich nur Appetit holen wollte. Gegessen wurde dann später bei MaC. Das nahm er sich jedenfalls ganz fest vor.
    »Onis ist doch kastriert, oder?«, fragte Frau Meck plötzlich, als die Hunde draußen verdächtig ruhig wurden, doch bevor er das verneinen konnte, waren menschliche Geräusche im Flur zu vernehmen. Schritte.
    Es hatte ja so kommen müssen. Seifferheld rechnete mit dem Schlimmsten.
    Aber es trat kein Mitglied seines Harems in die Küche, sondern Olaf, sein Physiotherapeut und Beischläfer seiner Tochter Susanne. »O Verzeihung, ich wollte nicht stören … bin nur gerade aufgewacht und hatte Lust auf Saft.«
    »Du störst doch nicht«, sagte Seifferheld mit knallrotem Kopf, vom Tisch aufspringend. »Apfelsaft, Orangensaft, Multivitaminsaft?« Er humpelte zum Kühlschrank.
    Olaf gesellte sich zu ihm und nahm die drei Flaschen entgegen, die Seifferheld ihm in die Arme drückte, bevor er ihn sanft, aber nachdrücklich zur Küchentür schob.
    Mit Blick auf Frau Meck zwinkerte Olaf ihm zu und flüsterte: »Sie hätten die Physiotherapie in letzter Zeit nicht so schleifen lassen dürfen, das wird sich noch rächen.« Bedeutungsvoll sah er zu Seifferhelds Lenden hinunter.
    Seifferheld brummte und schloss die Tür hinter ihm.
    »Ein netter Junge. Ihr Sohn?«, wollte Usch Meck wissen.
    Seifferheld

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