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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Stichwort!
    »Männer, jetzt keine Panik. Arndt soll nachher einfach schnell googeln, wie man so einen Fisch verzehrfertig bekommt. Wozu hat er ein Smartphone.«
    Klempner Arndt, der bis in die frühen Morgenstunden Seifferhelds Abflussrohre frei gepumpt hatte, war am Tisch sitzend eingeschlafen.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob ich der Richtige für Fisch bin«, jammerte Gotthelf. »Vielleicht möchte einer von euch mit mir tauschen?«
    Schmälzle inspizierte seine Fingernägel, Eduard seine Schuhspitzen, Horst die Schuppen auf dem Kragen von Günther, Günther das Aquarellbild an der Wand, dessen Nagel sonst immer als Aufhängung für das Jamie-Oliver-Foto verwendet wurde.
    Nur Kläuschen erwiderte Gotthelfs Blick. »Was genau ist eigentlich ein Soufflé?«, fragte er themawechselnd.
    Gotthelf seufzte und drehte sich zu Seifferheld. »Siggi, hast du Bocuse erreicht? Kommt er rechtzeitig wieder auf die Beine?«
    Seifferheld schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Im Krankenhaus ist er nicht mehr, und bei ihm zu Hause nimmt keiner ab. Vielleicht ist er zu Reha-Maßnahmen in einer Spezialklinik. Wie auch immer, wir haben ihm unser Wort gegeben. Komme, was da wolle, wir treten beim Wettkochen an!«
    Siggi Seifferheld nahm Haltung an. Im Lauf der Geschichte waren immer wieder durchschnittliche Männer durch die Hand des Schicksals zu besonderen Aufgaben berufen worden: Moses hatte sein Volk durch die Wüste geführt, Gandhi hatte sein Volk in die Freiheit geführt, und er, Seifferheld, würde seine Mannen zum Wettkochen führen.
    Keine Sekunde lang glaubte er, dass sie sich auch nur in die Nähe einer der vorderen Plätze würden kochen können, aber sie mussten es auf jeden Fall versuchen. Das war eine Frage der Ehre.
    Er hob zu einer Motivationsrede an.
    Doch bevor er den Mund aufmachen konnte, rief Kläuschen beglückt: »Jetzt weiß ich’s wieder, Soufflés sind wie Windbeutel, nur warm. Stimmt’s?«

23 : 12  Uhr
    Ein Mann ist immer so glücklich wie die Frau,
die er in den Armen hält.
     
    Seifferheld hatte mit Onis eine letzte Runde durch den Park gedreht. Wie so oft zu dieser Jahreszeit war Nebel im Kochertal aufgezogen, der nun wie ein riesiger Wattebausch über dem Stadtpark lag. Sicht unter fünfzig Meter.
    Und irgendwann standen sie drei – er, Onis und der in Ermangelung von Berner Sennenhündinnen wieder zu Ehren gekommene rosa Teddy – vor MaCs Haus im Lindach. Seifferheld warf kleine Kieselsteinchen gegen ihr Schlafzimmerfenster.
    Er warf schon eine Viertelstunde. Und er würde so lange weiterwerfen, bis sie wieder mit ihm redete. Onis ließ den Teddybären zu Boden fallen, um gähnen zu können.
    Seifferheld schmerzte das Handgelenk. Er war ein Idiot. Was hatte er sich nur gedacht? Ja gut, es schmeichelte ihm, wenn sich Frauen für ihn interessierten. Er genoss das sehr. Das war ja auch legitim. Aber nie und nimmer würde er seine MaC gegen eine andere eintauschen wollen. Mit ihr konnte er lachen, sich die Wiederholungen seiner Lieblingsserien aus den sechziger Jahren im Fernsehen anschauen, stundenlang durch die Natur laufen und über alles reden und dabei wissen, dass er verstanden wurde. Und vor allem hatten sie grandiosen Sex. Sex, den – das wusste er aus jahrelangen Stammtischgesprächen – keiner seiner Kumpels hatte, weder die Verheirateten noch die Unverheirateten. So etwas gab man doch nicht leichtfertig auf. Wenn sie nur endlich verstehen würde, dass er seinen Flirtfreiraum brauchte!
    »MaC!«, rief er im Bühnenflüsterton.
    Seifferheld meinte, im Nebel Schritte zu hören. Aber Nebel war trügerisch. Er schluckte und verzerrte Geräusche. Es kam niemand. Mühsam bückte er sich und hob weitere Kieselsteinchen auf.
    Frauen schmollten gern. Das war er gewohnt. Das hielt er aus. Er war schließlich Harem-erprobt.
    »MaC! Ich liebe dich!«
    So, jetzt hatte er es ausgesprochen. Das L-Wort! Genauer gesagt, hatte er es hinausgeschrien in die Welt.
    Es war ihm zwar mehr oder weniger einfach so herausgerutscht, aber jetzt, da es draußen war, konnte er ganz gut damit leben. Seine Frau war schon seit zehn Jahren tot, er durfte neu lieben. Und er liebte MaC, das wurde ihm in diesem lächerlichen Moment klar.
    Was ihn nicht davon abhielt, furchtbar wütend zu sein.
    Auf MaC, weil sie ihre Spielchen mit ihm spielte.
    Und auf sich, weil er, wie er gleich darauf feststellen musste, im dichten Nebel seine Kieselsteinchen an das falsche Fenster geworfen hatte.
    Selbiges Fenster wurde aufgerissen,

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