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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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gesamten Inhalt des Aquariums: Steine, Algen sowie die Piratenschatzkiste aus Hartgummi. Die sich irgendwo im uralten Rohrsystem des Seifferheldschen Hauses verkantet haben musste und nun für Rückstau sorgte. Für einen äußerst bösen Rückstau!
    Seifferheld griff zum Handy.
    Irgendwo in Schwäbisch Hall ging ein Maschinengewehr los …

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    4 . Kapitel
    Aus dem Polizeibericht
    Der Hoolgaascht geht um
    Vermutlich Jugendliche haben in der Nacht auf Dienstag als Schwäbisch Haller »Hoolgaascht« verkleidet späte Spaziergänger verschreckt. Ein Tourist aus Bamberg musste sogar mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Diak gebracht werden. Einer der jungen Männer sprang als Geist in täuschend echter Verkleidung aus einer dunklen Seitengasse hervor und erschreckte die Passanten, während seine Begleiter das Ganze offenbar filmten. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Polizei behält jetzt im Auge, ob die Aufnahmen ins Internet gestellt werden.

08 : 30  Uhr
    Latte macchiato: Italienisch für
»Sie haben zu viel für Ihren Kaffee gezahlt.«
     
    Das Schöne am Alter war ja, dass einem nichts mehr peinlich sein musste.
    Druck durch Peergroups? Gehörte der Vergangenheit an. Rücksichtnahme auf den eigenen Ruf? Wozu denn noch.
    Aber wie peinlich war das denn? Seit Onis diesen rosa Teddy gefunden hatte, trug er ihn wie eine Trophäe im Maul herum.
    Wenn man ihm den Teddy wegnehmen wollte, knurrte er.
    Sobald Seifferheld »Aus!« kommandierte, legte Onis den Teddy natürlich ab, er war schließlich so gut erzogen, wie es sich für einen derart großen Hund absolut gehörte, aber dann sah er mit welpenweit aufgerissenen Augen zu seinem Oberhund auf und begann, jämmerlich zu jaulen oder wahlweise fürchterlich zu fiepen. Wer konnte da schon hart bleiben?
    Also spazierten Seifferheld, Onis und der rosa Teddy an diesem Morgen durch den Stadtpark. Es war ein herrlicher, sonniger Morgen, und unverhältnismäßig viele Menschen flanierten ebenfalls durchs Grün. Erstaunlich, wie viele Leute an einem Wochentagvormittag gemächlich schlendern konnten, statt an Fließband oder Schreibtisch zu malochen. Zeichen der Wirtschaftskrise?
    Zwei von drei Entgegenkommenden fingen an zu grinsen, wenn sie Onis sahen. Manche murmelten auch »Wie süß!«, doch Seifferheld war nicht glücklich mit diesem Zustand. Wenn sein Hund schon mit Puppen spielen wollte, dann bitte mit einer Actionfigur – Arnold Schwarzenegger als
Terminator
oder Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister. Warum, o warum, musste es ausgerechnet ein rosa Plüschteddy sein?
    Seifferheld spazierte schon geraume Zeit durch den Park. Zu Hause war es nicht auszuhalten.
    Karina und Fela hatten immer noch Streit, weswegen Karina wütend schmollte und Fela bedröppelt schwieg und so aussah, als ob er gleich losheulen würde. Außerdem hatte er einen irrsinnigen Kater. Mozes hatte Zimmerarrest und durfte allein nicht mehr aufs Klo, was er für einen Zehnjährigen als unzumutbar empfand, egal, was dieser Zehnjährige auch aus falsch verstandener Tierliebe angestellt haben mochte. Irmi beschuldigte Karina, sich heimlich in ihr Zimmer geschlichen und an ihrem Computer herumgemacht zu haben, was Seifferheld lächerlich fand, Karina aber nicht abstritt. Und Susanne hatte sich irgendeinen Virus eingefangen und kotzte sich die Seele aus dem Leib, während Olaf ihr liebevoll den Kopf über die Kloschüssel hielt. Und über allem schwebte der penetrante Gestank von Fäkalien, denn Klempner Arndt hatte zwar die Aquariumsingredienzien aus dem Rohrsystem entfernt, aber gegen den infernalen Geruch kamen nicht einmal die zwei Sprühflaschen Febrèze und die große Spraydose mit dem Schweizer Bergwiesenraumduft an, die Irmgard und MaC im ganzen Haus versprüht hatten.
    Nein, dann lieber bis zu seinem Einsatz durch Gottes freie Natur pilgern.
    Sein Einsatz begann um Punkt neun, wenn die Läden öffneten.
    Seifferheld wollte sich in Sachen Kiki Runkel ein wenig umhören. Und zwar bei den anderen Ladenbesitzern in der Schwatzbühlgasse. Als harmloser Kaufwilliger getarnt. Man konnte ja immer Bücher, Brot und Schokolade brauchen.
    Er band Onis an die Bank vor Kiki Runkels Laden, weil er ihn dort von allen anderen Läden aus im Blick behalten konnte. Onis fand das einerseits nicht weiter schlimm, er hatte ja seinen rosa Teddy, andererseits missfiel ihm das Angebundensein grundsätzlich und prinzipiell, weswegen er so herzzerreißend dreinschaute, dass er für jedes

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