Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
der Seifferheldschen Küche.
    »Hier, ich hab’ alles gekriegt.« Kläuschen war zum Einkaufen verdonnert worden. Schließlich war er nicht berufstätig und ging nicht an einer Krücke. Folglich war er für Besorgungsdienste aller Art prädestiniert. Er hievte die drei ausgebeulten Tüten auf den Küchentisch und rezitierte auswendig wie ein Gedicht: »Geflügelfleisch ohne Knochen, Hühnerleber, Speck in Scheiben, Butterschmalz, Petersilie, Schlagsahne und … Tusch! … Sherry.«
    Seifferheld staunte nicht schlecht. »Sehr gut. Mein Gott, jetzt hast du’s!«
    Klaus wurde rot vor Stolz.
    Als kurz darauf die anderen eintrafen, erwähnten die beiden nicht, dass Kläuschen für sein Lob zweimal hatte in den Handelshof ziehen müssen. Beim ersten Mal hatte er statt der Hühnerleber Schweineleber gekauft – »Wieso? Wo ist jetzt da der Unterschied? Leber ist Leber!« – und Dill statt Petersilie – »Ist doch beides grün!«. Er hatte das Schmalz vergessen und den irischen Whiskey – »Mag ich lieber als dieses Sherrygesöff« – so auf die Schlagsahnebecher gestellt, dass es Löcher in den Deckeln gab und sie ausgelaufen waren. Aber zum Glück war Schwäbisch Hall ja eine Stadt der kurzen Wege, und so hatte Seifferheld Klaus einfach noch mal losgeschickt, nachdem er ihm eingebleut hatte, dass man genau das zu besorgen hatte, was im Rezept stand – nichts, was nur farblich so ähnlich war oder auch ein inneres Organ war, aber ganz andere Arbeiten im Körper zu verrichten hatte oder gar aus einem anderen Tier stammte.
    Seifferheld hatte als neuer Anführer bestimmt, dass sie unfähig waren, ein komplettes Menü zu zaubern. Sie würden sich auf ein Gericht konzentrieren, und das dann mit besonderer Bravouresse anfertigen. Oder hieß es Bravourösität? Egal, sie hatten abgestimmt und sich mehrheitlich für eine Geflügelterrine entschieden.
    Arndt traf als Erster ein. Man hörte ihn schon von weitem, weil nämlich in Höhe von Piano Fischer das Maschinengewehrgeballere losging. Ob er seinen Handyklingelton jemals ändern würde? Als Seifferheld ihn einließ, sprach er am Handy gerade mit einem verzweifelten Singlemann, der beim Versuch, das Abflussrohr von fahrlässig in der Spüle entsorgten Essensresten zu leeren, seine Küche geflutet hatte. »Jetzt kübeln Sie erst mal das Wasser raus und wischen alles trocken. Ich komme dann zu Ihnen«, sagte Arndt.
    »Du musst gleich wieder los?« Seifferheld gab sich ungnädig. Das Probekochen war wichtig!
    »Erst in ein oder zwei Stunden. So lange braucht der locker, um seine Küche trockenzulegen.«
    Gotthelf, Günther, Horst und Eduard kamen gemeinsam als Kleingruppe. Onis, der sonst immer begeistert von einem zum anderen gelaufen wäre und alle schwanzwedelnd begrüßt hätte, blieb in seinem Korb vor Seifferhelds Zimmer liegen und hob nur eine Augenbraue.
    »Was hat denn der Hund?«, fragte Arndt, ging vor Onis in die Knie und kraulte ihn hinter den Ohren.
    »Nichts!«, log Seifferheld, der jetzt nicht die anrührende Geschichte vom rosa Teddy erzählen wollte, in der er die Rolle des Schurken spielte.
    Schmälzle trudelte als Letzter ein, mit einer gestärkten weißen Kochmütze auf dem schütteren Haupthaar. Er drehte sich ein paarmal vor dem Garderobenspiegel im Flur und verteilte dann Haarnetze unter den anderen. »Ist hygienischer«, erklärte er. »Wird in großen Küchen immer so gemacht. Ich hätte euch ja auch Kochmützen mitgebracht, aber ich kannte eure Hutgrößen nicht.« Kochmützen gab es nur in Einheitsgröße. Der Mann war einfach geizig.
    »Okay, Männer«, sagte Seifferheld und klatschte motivierend in die Hände. »Dann machen wir jetzt eine Geflügelterrine!«
    »Sollten wir uns nicht zuerst einen Namen geben? Wenn verschiedene Teams gegeneinander antreten, haben die doch immer einen Namen«, schlug Arndt vor. »So ein Name gibt Power.«
    »Ein Teamname? Sollen wir dann auch noch Cheerleader anheuern oder wie?« Eduard fand das frivol.
    Klaus überlegte, wie man an die Telefonnummern von Playboyhäschen kommen könnte und ob sie im Bunnykostüm als Cheerleaderinnen auftreten durften.
    »Die Homecooking-Hasardeure!«, rief Horst.
    »Die Backofen-Bezwinger«, schmetterte Gotthelf.
    »Die Schneebesen-Spitzenstars«, schlug Schmälzle mit sehnsüchtig geschlossenen Augen vor. Er sah sich schon mit Kochmütze und Schneebesen auf dem Cover des Kochbuches, das er schreiben würde, sobald er und die Jungs das Wettkochen gewonnen

Weitere Kostenlose Bücher