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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Pasquarelli.
    Jake tippte darauf und hob seinen behandschuhten Finger an die Nase. Genau wie er vermutet hatte. »Erdnussbutter.«
    »Wies–« Erkenntnis schlich sich in Pasquarellis schwermütige braune Augen. »O Gott. Die haben ihn mit Erdnussbutter eingerieben, um die Ratten anzulocken.«
    »Habt ihr schon die Angehörigen verständigt?«, wollte Jake wissen. »Wird nicht leicht werden, ihnen die Nachricht beizubringen.«
    »Das Opfer war verwitwet und hatte nicht viele Freunde. Als er am Montagmorgen nicht ins Büro gekommen ist, haben sich seine Kollegen nicht groß was gedacht. Manchmal arbeitete er auch zu Hause, und er mochte es nicht, wenn man ihn störte. Ich schätze, Dr. Fortes war nicht gerade der Beliebtesten einer. Aber am Mittwoch haben sie dann doch bei ihm angerufen, und als sie ihn nirgends erreichen konnten, haben sie eine Vermisstenanzeige aufgegeben.«
    »Und die Polizei hat seine Spur dann bis hierher verfolgt?«
    »Quatsch. Wenn ein Mann im mittleren Alter ohne Familie, die einen großen Wirbel machen könnte, vermisst wird, überschlagen wir uns nicht gerade. Wir haben in der Leichenhalle nachgefragt. Ein paar Streifenbeamte sind zu seiner Wohnung. Als sie dort nichts Verdächtiges feststellen konnten, dachten sie, da hat einer beschlossen, sein Leben in New York hinter sich zu lassen. Kommt andauernd vor.«
    »Und wer hat ihn dann gefunden?«
    »Ein Beamter von der städtischen Schädlingsbekämpfung. Die Leute vom Haus nebenan haben sich über die Ratten beschwert. Ein Baby wurde gebissen, also ist der Rattentöter hier rein, um Gift zu legen und die Löcher zu versiegeln.« Pasquarelli schob die Fäuste in die bereits ausgeleierten Taschen seines braunen Sportsakkos. »Er hat so schon einen echt ätzenden Job, aber heute ist er noch mieser geworden.«
    Jake nickte, während er weiter die Leiche studierte. An manchen Stellen war der Verlust an Fleischgewebe ziemlich umfangreich. Einige ältere Wunden waren entzündet und voller Eiter. Pasquarelli wurde durch Jakes schweigende Untersuchung nervös. »Wann ist er gestorben?«, fragte er schließlich.
    »Ich würde sagen, sein Herz ist vor etwa zwei Tagen stehen geblieben. Aber der Vorgang des Sterbens hatte viele Tage vorher begonnen.«
    »Was hat ihn schließlich umgebracht?«
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich ihn aufgemacht habe. Wahrscheinlich eine Kombination verschiedener Dinge – Schock, Dehydrierung, Blutverlust, Infektionen. Er war nicht mehr jung – ich schätze, Anfang sechzig.«
    »Tagelanges Leiden«, sagte Pasquarelli. »Wie kann ein Mensch einem anderen so was antun? Ich hatte schon mit Mord zu tun, Selbstmord, Brudermord, Vatermord und jeder anderen Form von Mord, aber so was hab ich noch nicht gesehen. Ich krieg allmählich das Gefühl, als wäre dieser Vampir wirklich ein übernatürliches böses Wesen.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Pass auf, dass deine Fantasie nicht mit dir durchgeht, Vito. Wenn wir den Kerl schnappen, wird er genauso durchschnittlich sein wie du und ich. Kein offensichtliches Monster, sondern ein Mensch mit einem normalen Leben, wie die Wärter in den Konzentrationslagern oder die Soldaten in Abu Ghraib.«
    Pasquarelli war nicht überzeugt. »Aber die haben sich damit gerechtfertigt, dass sie bloß Befehle in Kriegszeiten befolgt hätten. Das hier ist was ganz anderes.«
    »Vielleicht kämpft er seinen eigenen Privatkrieg, Vito. Und es ist unsere Aufgabe herauszufinden, worum es dabei geht.«

21
    In der Falle.
    Manny atmete einmal tief durch, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. Zum mindestens zehnten Mal, seit sie in diese Lage geraten war, suchte sie nach einem Ausweg.
    Hoffnungslos. Vor ihr ein Lkw von Moishe the Bagel Man, neben ihr eine schwarze Limousine mit Chauffeur, hinter ihr ein riesiger Geländewagen. Und unter ihr das Wasser des New Yorker Hafens. Sie gab es nicht gern zu, aber Jake hatte recht gehabt: Es wäre viel schneller gewesen, mit der U-Bahn zur Rosamond Street zu fahren. Das Verkehrschaos auf der Brooklyn Bridge am Nachmittag war schließlich an der Tagesordnung.
    Trotzdem, ihren Porsche zu nehmen war keine völlig abwegige Idee gewesen. Wenn sie Travis gefunden hatte, wollte sie ihn möglichst schnell aus dieser Wohnung schaffen. Und sich am Bahnsteig die Beine in den Bauch zu stehen, bis die richtige U-Bahn kam, entsprach nicht unbedingt ihrer Vorstellung von einer schnellen Flucht.
    Manny rutschte im Fahrersitz hin und her, ohne die Füße von Kupplung und Bremse zu

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