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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Rosen«, log Jake.
    Jake und Manny verharrten in der offenen Tür und lauschten.
    »Ich glaub, ich hab was gehört«, sagte Manny. »Eine Stimme, aber ich hab keine Worte verstanden.«
    Jake runzelte die Stirn. »Dein Gehör ist anscheinend besser als meins. Welche Richtung?«
    »Den Gang runter, glaube ich.«
    Gleich hinter der Tür bemerkte Jake eine schwere Stange, mit der die Rausschmeißer vermutlich die Tür offen hielten, wenn es im Club zu voll wurde. Er stützte sie gegen die Tür, damit sie weit geöffnet blieb und möglichst viel Sonnenlicht hereinließ.
    »Willst du wirklich nicht hier warten?«, fragte er Manny.
    »Verdammt, nein! Ich gehe mit dir.« Sie folgte ihm durch die Tür und den Flur hinunter.
    »Deanie?«, rief Jake erneut.
    Diesmal hörten sie es beide. Ein Wimmern oder Stöhnen, das unverkennbar aus einem der Räume kam, die von diesem Flur abgingen.
    Jake beschleunigte seine Schritte.
    »Sei vorsichtig«, warnte Manny. »Könnte immer noch eine Falle sein. Stürm nicht einfach durch eine von den Türen.«
    Vor einer Tür mit der Aufschrift OFFICE blieb Jake stehen. »Deanie! Sind Sie da drin?«
    Wieder der schwache gedämpfte Laut. »Ich denke, es kommt von da.« Manny zeigte auf die nächste Tür.
    Jake versuchte, sie zu öffnen, aber der Knauf ließ sich nicht drehen. Drinnen wurde das Stöhnen lauter.
    »Das gefällt mir nicht.« Manny griff in ihre Tasche. »Wir sollten die Polizei rufen.«
    Jake nahm ihr das Telefon aus der Hand und warf es wieder in die Tasche. »Und wie willst du denen unsere Anwesenheit erklären? Wir müssten ihnen von unserer Verbindung zu Sam erzählen. Entweder wir öffnen diese Tür da und sprechen mit Deanie, oder wir gehen jetzt und verständigen die Polizei mit einem anonymen Anruf.«
    Manny nagte an ihrer Unterlippe. »Die Tür sieht ziemlich solide aus. Und das ist ein Sicherheitsschloss. Irgendwelche Geistesblitze?«
    Jake schaute sich um. Ein paar Schritte weiter den Gang hinunter hing ein großer Feuerlöscher an der Wand. »Den könnte ich als Rammbock nehmen.« Er ging hin und löste ihn aus der Halterung.
    Manny folgte ihm und flüsterte: »Aber Jake, was, wenn sie da drin nicht allein ist? Dann rauschst du ungeschützt da rein.«
    Ihre Blicke trafen sich. Jake war erstaunt und gerührt von der Angst, die er in ihren Augen sah. Er wusste, dass sie recht hatte, aber er versuchte bewusst, nicht an die Risiken zu denken. Falls sein Bruder in Gefahr war, ging er rein. Jake drückte Mannys Hand. »Du gibst mir Rückendeckung.«
    Dann drehte er sich um, lief los und rammte die Tür.
    Jake bewegte sich so schnell, dass Manny gar keine Zeit blieb, in Panik zu geraten. Die Tür splitterte mit einem lauten Krachen, das alle anderen Geräusche im Raum überdeckte. Manny trat in die Öffnung und hielt sich mit einer zittrigen Hand am Rahmen fest.
    Jake rappelte sich hastig vom Boden auf. Schemenhafte Gestalten umgaben ihn. Der fensterlose Raum schien sich endlos auszudehnen. Weiter hinten, wo es pechschwarz war, ertönte kein Stöhnen, sondern hohe, gedämpfte Schreie. Manny tastete neben dem Türrahmen nach einem Lichtschalter.
    Der Raum wurde schlagartig hell – ein Lagerraum voller Kisten mit Papierhandtüchern, Reinigungsmitteln und Gläsern aller Art. Zwischen den fast säulenartigen Stapeln verliefen unübersichtliche Pfade. Und irgendwo in der Mitte des Labyrinths stieß ein Mensch panische Schmerzenslaute aus.
    Jake eilte in den Irrgarten hinein, folgte dem Geräusch. Manny hinterdrein. Sie gingen links an einer Säule von Kisten vorbei, schlugen dann einen Bogen um gestapelte Barhocker. Die Geräusche wurden lauter und schriller. Das Entsetzen darin war so intensiv, dass es fast unmenschlich wirkte. Manny musste plötzlich daran denken, wie sie als Achtjährige die Schreie eines kleinen Kaninchens gehört hatte, das vom Kater aus der Nachbarschaft davongeschleift wurde. Damals war sie machtlos gewesen, aber heute nicht.
    »Deanie, alles wird gut. Wir wollen Ihnen helfen«, rief sie. Alle Gedanken an eine Falle waren verflogen und der Entschlossenheit gewichen, einen Weg durch diese Berge von Gerümpel zu finden und der armen Frau zu helfen.
    Jake stieß mit der Schulter gegen eine Pyramide Papierhandtücher und brachte sie zum Umkippen. Manny starrte auf das so entstandene Hindernis vor ihr. Sie würde drum herum müssen. Weiter vorne entfernte Jake sich über den Hauptgang. Manny sah einen Seitengang, von dem sie hoffte, dass er sie zurück zu Jake

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