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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Augen mit den Händen und sah ihre Retter blinzelnd an. Als sie Sam erkannte, sog sie scharf die Luft ein, sagte aber nichts.
    »Sehr ihr irgendwo ihre Schuhe?«, fragte Jake. Manny und Sam schauten sich um, aber die Schuhe waren nirgends zu sehen.
    »Okay, jetzt bringen wir Sie hier raus«, sagte Jake. »Ich trage Sie über das Glas.« Er schob die rechte Hand unter ihre Arme, die linke unter ihre Knie und hob sie von dem Hocker. In dem Moment flatterte ein Zettel zu Boden. Manny trat vor, um ihn aufzuheben.
    »Nicht anfassen«, befahl Jake.
    Folgsam bückte sie sich und las laut vor: »Die Unschuldigen leiden, wenn die Schuldigen ungestraft davonkommen.«

    »Was hat das zu bedeuten? Wer sind Sie? Woher wussten Sie, dass ich da drin war?«
    Die Föhnfrisur zerdrückt, die langen Kunstnägel abgebrochen, die Augenschminke von einer Tränenflut hinweggespült: Deanie war nicht mehr die kesse junge Frau, die Sam während einer trunkenen durchgetanzten Nacht im Club E Geheimnisse anvertraut hatte.
    »Heute Morgen um halb zehn hat mich jemand mit Ihrem Handy angerufen und gesagt, ich sollte Sie hier um elf treffen«, erklärte Sam. Sie saßen alle vier an der leeren Bar und sahen zu, wie Deanie eine große Cola light trank. »Wie lange waren Sie da hinten gefesselt?«
    Sie hielt ihr Glas so fest umklammert, als wäre es ihr einziger Halt, ohne den sie aus den Latschen kippen würde. »Seit gestern Abend. Als ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, hat mich irgendjemand gepackt und mir einen stinkigen Lappen aufs Gesicht gedrückt. Als ich aufgewacht bin, war ich da hinten in dem Lagerraum.«
    Jake beugte sich zu ihr vor. »Können Sie uns irgendwas über den Angreifer sagen?«
    Die Eindringlichkeit in seiner Stimme schien Deanie zu verstören, denn sie wich zurück und drückte den Rücken gegen die Bar. »Wer seid ihr drei eigentlich?« Sie sah Sam an, blickte dann nach unten in ihr Glas, als würde der Blickkontakt ihr Angst machen. »Das hab ich dir zu verdanken. Du hast Boo umgebracht, stimmt’s?«
    »Ich weiß, es wirft ein schlechtes Licht auf mich, dass Boo, wenige Tage nachdem er mit mir geredet hat, getötet wurde«, sagte Sam. »Aber ich schwöre, ich hab ihn nicht umgebracht. Wir glauben …« Er stockte, weil sein Bruder ihm einen warnenden Blick zuwarf. »Wir glauben, Boo ist in eine größere Sache hineingeraten, als ihm bewusst war.«
    »Ja, aber was wollen die von mir? Ich hab keine Ahnung, was Boo so getrieben hat.« Deanie schlang die Arme um sich und begann zu weinen.
    »Deanie, wir möchten nicht, dass Ihnen noch mal etwas passiert«, sagte Jake. »Deshalb müssen Sie uns unbedingt alles erzählen, woran Sie sich von gestern Abend erinnern können.«
    Deanie war selbst unter günstigeren Umständen keine Intelligenzbestie, und Angst, Erschöpfung und Dehydrierung trugen nicht dazu bei, ihr Denkvermögen zu steigern.
    »Ich hab keine Ahnung«, wiederholte sie düster. »Ich hab keinen von denen gesehen. Als ich aufgewacht bin, waren meine Augen schon zugeklebt.« Ihre rechte Hand streichelte unbewusst ihren linken Arm.
    »Von denen? Waren es mehrere?« Jakes Augen leuchteten auf, aber er achtete darauf, nicht ungeduldig zu klingen.
    »Ein Mann und eine Frau.«
    Manny und Jake wechselten Blicke. Sie wussten ohne Worte, dass sie beide denselben Gedanken hatten: Vielleicht handelte es sich bei der Frau um Tracy, die vermeintliche Schwester in dem Pflegeheim, die Maureen Heaton Manny empfohlen hatte.
    »Warum haben die sie so gequält, Deanie?«, fragte Manny. »Was wollten sie von Ihnen wissen?«
    »Die haben mich gar nix gefragt.« Deanie knallte unvermittelt ihr Glas auf die Bar. »Die haben gesagt, ich soll nicht versuchen, mich zu befreien, weil überall um mich herum Glasscherben lagen. Sie haben meine Beine so nach hinten gebogen und gefesselt, und als ich angefangen hab zu weinen, hat die Frau was gesagt. Ich dachte, der Typ würde den Strick lockerer machen, aber stattdessen hat er ihn noch fester angezogen und dann die Scherben unter den Strick geschoben. Sie haben gesagt, ich sollte bloß nicht versuchen abzuhauen, und wenn ich schön ruhig und still wäre, würde bald jemand kommen und mir helfen. Das war alles.«
    Deanie rieb weiter mit den Händen über ihre nackten Arme, um sich zu wärmen oder um den Schmerz nach der langen Gefangenschaft wegzumassieren. Plötzlich hörte sie auf und blickte nach unten in ihre rechte Armbeuge. »Scheiße! Ich hab mich doch geschnitten, ich blute

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