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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Handschuhe getragen. Aber auf dem Klebeband befand sich eine andere vielversprechende DNS-Spur: ein ganz kurzes, dunkles, geringeltes Haar mit einem deutlich sichtbaren Markkanal in der Mitte. Aus der Wurzel ließ sich DNS gewinnen. Jake war klar, dass dieses Haar nicht von Deanie stammen konnte. Sie hatte recht helle Haut, und ihre Armbehaarung war zart und flaumig. Er vermutete, dass der Vampir mit dem Arm die Klebefläche gestreift und sich dabei ein Haar ausgerissen hatte. Selbst die vorsichtigsten Kriminellen hinterließen Spuren.
    Also hatte er wahrscheinlich eine DNS-Probe des Vampirs. Aber was würde ihm das auf die Schnelle nützen? Selbst eine beschleunigte DNS-Analyse dauerte Tage, und falls die DNS des Vampirs nicht registriert war, würde die Probe sie auch nicht weiterbringen. Derweil befand sich Travis irgendwo da draußen in den Händen des Mörders. Nein, der Vampir war mehr als ein Mörder – er hatte keine Skrupel, Menschen zu foltern, um seine Ziele zu erreichen. Jake seufzte und machte die Probe fertig, um sie ins Labor zu schicken. Sie konnten es sich nicht leisten, in Ruhe auf die Ergebnisse zu warten und darauf zu vertrauen, dass die FBIler Travis schnell genug finden würden. Immerhin suchten sie schon seit Jahren nach einem Zweimetermann mit Turban. Und sie würden auch keine Maßnahmen ergreifen, um Travis zu schützen. Für sie war er lediglich ein Angeklagter, der aus dem Hausarrest geflohen war. Es blieb Manny und ihm überlassen, weiterhin jede mögliche Spur zu verfolgen.
    Jake starrte auf das Telefon, als könnte er es mit bloßer Willenskraft zum Klingeln bringen. Er hatte Ms Hogaarths Anwalt früher am Vormittag angerufen, um ihn nach dem Kochbuch zu fragen, aber welcher Anwalt war schon auf Anhieb telefonisch erreichbar? Jake griff zum Hörer und wählte erneut. Wenn er lange genug nervte, würde der Anwalt irgendwann rangehen müssen.

31
    Hatschi!« Manny tupfte sich mit den zerfledderten Überresten ihres letzten Papiertaschentuchs die Nase ab. »Die Wolke aus Schimmelpilzsporen in diesem Raum ist mit bloßem Auge sichtbar. Erklär mir doch bitte noch mal, warum wir hier sind, anstatt nach Travis zu suchen.«
    »Wir suchen nach Travis«, entgegnete Jake, während er eine Kiste mit halb vermoderten Büchern durchsah.
    »Ich hatte mir das eigentlich etwas handlungsbetonter vorgestellt«, sagte Manny. »Ich mache mir wirklich Sorgen. Vielleicht stellt der Vampir in diesem Augenblick schreckliche Dinge mit dem Jungen an, und wir sind hier und ackern uns durch diese Müllhalde.« Manny schob sich an einer alten Schaufensterpuppe vorbei und nahm sich den nächsten Büchertisch vor.
    »Wir haben keinerlei Hinweise auf Travis’ Aufenthaltsort«, sagte Jake. »Und solange das so ist, können wir unsere Zeit nicht besser nutzen als hier.« Ehe sie widersprechen konnte, rief er: »He, guck mal – Principles of Modem Microbiology, erschienen 1932. Hast du schon mal so ein Diagramm des Schweinegrippenerregers gesehen?« Jake schüttelte leise lachend den Kopf. »So sah der vor vielen Generationen in der Schweinepopulation aus, ehe er zu den Influenza-A-Subtypen mutierte, die wir heute haben.«
    »Ach, diese schrulligen Biologen von früher. Sind doch immer wieder lustig.« Manny betrachtete angewidert ihre verschmutzten Finger und ließ den Blick über die zahllosen Büchertische wandern, die sie noch durchsuchen mussten. »Leg das weg, Jake. Denk dran, wir suchen nach einem Kochbuch.«
    Als Testamentsvollstrecker hatte Amanda Hogaarths Anwalt ihre Wohnung ausräumen lassen und alles einem von der St. Anselm’s Altar Society betriebenen Secondhandladen in Chelsea gespendet. Jake und Manny waren den Sachen hierher gefolgt. Die freiwilligen Helfer hinter der Theke hatten ihnen erklärt, dass die gelieferten Posten erst am Vortag sortiert und in den Verkauf genommen worden waren, weshalb Jake fest davon ausging, dass das Kochbuch noch da sein musste. Die Suche gestaltete sich jedoch schwierig. Ms Hogaarth hatte das Buch in ihrer Wohnung versteckt, aber hier war es wesentlich besser getarnt, ein altes Buch unter Tausenden.
    Manny ging den schmalen Gang hinunter und machte sich an ihren dritten Büchertisch. Bei dem Geruch im Raum wollte sie endlich fündig werden und von hier verschwinden. Vergessene Leben, ausrangierte Dinge, Erinnerungsstücke, die für die Menschen, die sie geerbt hatten, ohne Wert waren – der Secondhandladen von St. Anselm’s war die letzte Station vor der

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