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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Wunde ausgebrannt, so wie man es bei uns in der Wüste macht.« Sie nahm aus der Arzneikiste eine große Lage Zellstoff und drückte sie auf die Wunde. Dann schüttete sie Penicillinpuder in den geöffneten Fußballen und stillte die Blutung durch Clauden. Brockmann sah ihr mit verzerrtem Gesicht zu.
    »Ich habe auch einen Sanitätskurs mitgemacht«, sagte Aisha und verband den Fuß Brockmanns. »Es gehörte zu unserer Ausbildung auf der Halbinsel Sinai.«
    Brockmann nickte. Er griff nach Lores noch immer hilflos herumtastenden Hände und hielt sie fest. Ihre Nägel krallten sich in seine Handflächen.
    »Keine Sorge, Lorchen«, sagte er mit knirschenden Zähnen. »Es ist alles gutgegangen. Es besteht überhaupt keine Gefahr.«
    Diese Hoffnung war trügerisch.
    Drei Stunden später begann Brockmann zu fiebern.
    Eine Stunde darauf versank er in eine Art Delirium. Er phantasierte, redete von physikalischen Formeln und schrie: »Weg! Weg! Die Steuerung ist defekt! In Deckung!« Er träumte von einem mißglückten Raketenversuch und schlug mit Armen und Beinen wild um sich.
    Aisha saß mit steinernem Gesicht neben ihm, kühlte ihm die glühendheiße Stirn, injizierte Herzstärkungsmittel, spritzte Supracillin, wickelte die Beine in nasse, kalte Tücher und hockte dann, sich in das Schicksal ergebend, neben dem im Delirium Tobenden.
    Das Gift hatte bereits gewirkt. Der Körper rang mit dem Tod. Wer Sieger blieb … keiner konnte es wissen.
    Beim Morgengrauen wurden die Kamele plötzlich unruhig. Ihre Köpfe hoben sich, ihre starren Augen glotzten den Weg zurück, ihre dicken Nüstern blähten sich.
    Aisha sprang auf. Brockmann schlief jetzt, ein im Fieber glühender und zuckender Körper.
    Am Horizont hob sich gegen den fahlen Morgenhimmel ein Reiter ab. Ein Kamel und ein Reiter. Er kam schnell näher … er wuchs von Sekunde zu Sekunde. Der Reiter mußte wie ein Wahnsinniger mit seinem Kamel über die Wüste rasen. Hinter ihm wölbten sich Staubwolken auf.
    Hassan Ben Alkir hatte die Karawane erreicht.
    Er flog seiner Rache entgegen. Sein Gesicht glänzte wie nach einer Umkreisung der Kaaba in Mekka.
    Langsam trat Aisha aus dem schützenden Ring des kleinen Nachtlagers.
    In der Hand hielt sie eine Pistole.
    Sie ging langsam und mit sicherem Schritt dem Reiter entgegen. Als sie sich sahen und erkannten, Hassan und Aisha, hob sie den Arm mit der Waffe.
    Ein heller Ruf. Das weiße Hedschaskamel stand, aus dem Galopp heraus. Eine große Sandwolke wirbelte unter den Hufen auf und hüllte Tier und Reiter ein.
    Hassan sprang aus dem Sattel.
    »Bleib stehen!« sagte Aisha kalt. »Der nächste Schritt führt in die Ewigkeit.«
    *
    Am Vormittag nach der Entführungsnacht wurde Hauptmann Brahms in den alten Königspalast bestellt. Minister Feisal Abdul Mossou ließ sagen, daß es dringend sei. Der Bote, ein junger Leutnant der ägyptischen Armee, wartete im Arbeitszimmer von Brahms gleich auf das Mitkommen.
    »Das kann ins Auge gehen, Mädels«, sagte Brahms, als er sich in dem Zimmer unter dem Dach schnell von Zuraida und Birgit verabschiedete. Er küßte Zuraida und drückte Birgit die Hände. »Wenn ich in – sagen wir – drei Stunden nicht wieder zurück bin, ist etwas geschehen. Dann wird euch Baraf an einen anderen Ort bringen. Ihr könnt ihm voll vertrauen. Und Oberfeldwebel Franz wird auch dafür sorgen, daß ihr sicher wegkommt.« Er knöpfte sein Hemd zu und zog Zuraida noch einmal an sich. »Aber wenn ich wirklich zurückkomme, das verspreche ich euch, brechen wir hier die Zelte ab. Mädels, drückt mir die Daumen.«
    Er gab dem riesigen Baraf einen Stoß in die Rippen. Der Nubier grinste breit. »Ich passe auf, Herr!« sagte er mit seiner tiefen Stimme. »Es wird nichts geschehen.«
    Knapp eine Stunde später war Hauptmann Brahms wieder in der Villa ›Roseneck‹. Zuraida flog ihm mit einem Jubelschrei um den Hals, als er ins Zimmer stürmte.
    »Das war eine schwere Geburt«, sagte Brahms. Er setzte sich und trank erst einmal ein großes Glas Fruchtsaft mit Rum leer, ehe er weitersprach. »Minister Mossou war wie ein ausgehungerter Stier. ›Jussuf!‹ brüllte er, kaum daß ich im Zimmer stand. ›Man hat eine Frau gestohlen! Die Lieblingsfrau meines Freundes Sahedi! Mit Gewalt. Vier Tote haben die Lumpen zurückgelassen! Sie müssen den Fall sofort untersuchen!‹« Brahms lachte laut. »So ein Gauner. Vier Tote. Zwei Beulen hat's gegeben. Also, ich mache eine böse Miene, fluche auf die Räuber und verspreche,

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