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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie zu fangen. Und dann kommt dieser Sahedi herein. Dick, bleich, ein Bild vernichteten Stolzes. ›Wenn Sie meinen blonden Engel wiederfinden, schenke ich Ihnen 10.000 Pfund‹, jammert er. ›Blond?‹ frage ich. Und sie erzählen mir ein Märchen von einer weißen Frau, die Sahedi an der Riviera kennengelernt hatte und in Rom heiratete. Es war eine Wonne, diese beiden Gauner anzuhören.« Brahms schlug sich auf die Schenkel. »Ich habe sofort geschaltet. Ich habe mir Sondervollmachten geben lassen. Hier.« Er griff in die Tasche und zog ein Bündel Papiere heraus. »Ich verfüge über einen Militärhubschrauber, über alle Polizeigewalt, über das Recht, jedes Gebiet Ägyptens betreten zu dürfen … und das alles wegen einer Frau … Ihretwegen, Birgit. Sahedi wäre bereit, jedes Ihrer blonden Haare mit Gold zu bestreichen. Man sollte sich das überlegen.«
    »Wenn ich Sie nicht kennen würde, Herr Hauptmann, würde ich jetzt sagen: Sie sind maßlos geschmacklos.« Birgit lächelte gequält. Brahms erhob sich und steckte die Papiere wieder ein.
    »Jetzt geht es an das große Packen, Mädels. Morgen verlassen wir das Land, aus dem schon Moses flüchtete. Und wir ziehen nicht durchs Rote Meer, sondern machen es moderner. Wir fliegen mit dem Hubschrauber – hui – ins Gelobte Land.«
    »Du willst nach Israel?« fragte Zuraida mit glänzenden Augen.
    »Nein. Wieso? Ach so. Gelobtes Land. Ist so eine Redensart, Liebling. Wir werden nach Tobruk fliegen.«
    »Nach Tobruk?«
    »In Tobruk steht fast eine Kompanie alter Kumpels. Die sind überall untergekrochen, wo's nur geht. Einer ist sogar Voresser bei einem reichen Caid, der in ständiger Angst lebt, vergiftet zu werden. Und so frißt sich der Julius seit sechs Jahren durch und läßt dem Caid nur magere Brocken zurück.« Brahms war in blendender Stimmung. Als er sah, daß die beiden Frauen seine Fröhlichkeit nicht teilten und auch nicht verstanden, brach er ab und setzte seine ›dienstliche Miene‹ auf.
    »Also –«, sagte er, »in Tobruk stellen wir ein Kommando zusammen und kehren über die Ostgrenze nach Ägypten zurück. Mit anderen Worten, wir kommen Alf Brockmann von der anderen Seite der Wüste entgegen. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht auch diesmal rechtzeitig kämen und den Karren wieder flottmachten.«
    Zuraida sah ihren Geliebten mit zweifelndem Blick an. »Das ist doch mehr als abenteuerlich. Das bedeutet, daß du einen Privatkrieg gegen die ägyptische Armee führst … von libyschem Gebiet aus.«
    »Ja.«
    »Das ist doch Irrsinn.«
    »In den Augen eines Vernünftigen – gewiß. Aber wir sind keine Vernünftigen, mein Süßes. Ich habe seit fast zwanzig Jahren nicht mehr nach den Maßstäben normaler Gehirne gelebt. Und in der Situation, in der sich Brockmann befindet, kann auch nur ein Verrückter wie ich helfen.«
    »Was Sie auch vorhaben, Hauptmann Brahms, ich mache mit; ich lasse nichts unversucht, um Alf zu finden!« rief Birgit.
    »Bravo!« Brahms klatschte in die Hände. »Also, auf nach Tobruk. Morgen früh um sieben steht der Hubschrauber bereit. Wozu habe ich meine Vollmachten? Birgit, das verdanke ich Ihnen. Ohne Ihr Haremsabenteuer säßen wir jetzt herum und zerbrächen uns den Kopf, wie man an den Wüstenwanderer Brockmann herankommt. So aber haben wir den einzigen Weg frei, der Erfolg verspricht: die Rettung aus der Luft.« Brahms wurde wieder ernst. Was er mit seiner sarkastischen Burschikosität vortrug, war im Grunde genommen das erregendste Abenteuer seines an verzwickten Situationen bestimmt nicht kargen Lebens.
    Er gab mit dem morgigen Tag sein ganzes bisheriges Leben auf. Seine sichere, gutbezahlte Stellung als ägyptischer Abwehrmann.
    Die Villa ›Roseneck‹.
    Seinen rätselhaften Machteinfluß bei ägyptischen Ministern.
    Seine Zukunft als sorgloser Jussef Ibn Darahn.
    Alles tauschte er nun ein gegen die völlige Ungewißheit einer sogenannten ›Freiheit‹.
    Gelang es, Alf Brockmann aus der Wüste herauszuholen?
    Was erwartete ihn selbst in Deutschland?
    Was hatte er gelernt außer Taktik und Kommandieren, Schießen und Marschieren, Lehrbuch 08/15 und ›In wieviel Teile zerfällt das Gewehr K 98?‹
    Hauptmann Brahms sah auf seine Armbanduhr. Fast 12 Uhr mittags. Eine entscheidende Stunde; der Marsch in eine völlig dunkle Zukunft begann.
    »So wenig Gepäck wie möglich. Mädchen«, sagte er mit etwas belegter Stimme, die seine große innere Erregung verriet. »In der Luft ist jedes Pfund wie ein

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