Nächte am Nil
brachte. Morgen war Markt, in den niedrigen Häusern lag bereits eine Anzahl Mädchen, an Händen und Füßen zusammengeschnürt, wie gefangene, wilde Tiere.
Vor einem, aus mehreren Gebäudeteilen verschachtelten Haus hielt Omar Sharifan, warf Birgit über den Rücken, wie es Metzger mit einer Schweineseite tun, und trug sie ins Haus. Dort legte er sie in einem kleinen, dumpfen, heißen Zimmer auf einen zerschlissenen Diwan und verriegelte hinter sich die Tür.
Birgit Brockmann war ein Stück Handelsware geworden.
Ein Kapital von 5.000 Pfund.
*
Birgit erwachte, als ihr Omar die Fesseln löste. Sie lag noch immer in dem Zimmer, aber nun waren die gewebten, bunten Vorhänge von zwei schmalen Fenstern gezogen und grelle Sonne flutete in den Raum. An der Tür stand ein großer, in einen weißen Haik gekleideter Neger. Auf dem kahlen Schädel trug er eine runde, mit Goldfäden bestickte Filzmütze. Er sah gepflegt und intelligent aus und rauchte eine süßliche Zigarette aus einer langen, goldenen Zigarettenspitze. Als er bemerkte, daß Birgit wach war, verbeugte er sich höflich und drückte seine Zigarette an der getünchten Mauer aus.
»Madame brauchen keine Angst zu haben«, sagte er in einer Mischung von Französisch und Deutsch. »Sie werden in Lagos in einem weißen Palast wohnen, und Monsieur Bomboko, mein Auftraggeber, ist ein Gentleman. Er hat in Europa studiert und wird es fürstlich belohnen, eine weiße Frau Ihrer Schönheit, Madame, sein eigen zu nennen.«
Birgit schwieg. Mit furchtweiten Augen starrte sie Omar und den großen, vornehmen Neger an. Omar Sharifan winkte. In der rechten Hand pendelte die Peitsche.
»Steh auf und zieh dich aus«, sagte er leichthin.
Birgits Herz setzte aus. Sie blieb liegen und starrte an die Decke. Mein Gott, betete sie stumm. Hilf mir! Hilf mir!
Omar lächelte den Neger breit an. »Sie ist noch schüchtern, Herr«, sagte er. »Sie kennt noch nicht die Gepflogenheiten. Aber sie wird es schnell begreifen.« Er hob die Peitsche, die lange, dünne Schnur surrte durch die heiße Luft und klatschte gegen die Beine Birgits. Mit einem Schmerzensschrei fuhr sie hoch.
»Zieh dich aus!« sagte Omar wieder.
»Nein!« schrie Birgit. »Nein! Und wenn du mich totpeitschst!«
Wieder das surrende Geräusch. Die dünne Schnur gegen die Beine. Zweimal, dreimal. Omar sah den Neger an. »Ich möchte nicht ihren schönen, weißen Körper verunzieren, Herr«, sagte er, »sonst würde ich sie anders züchtigen.« Er machte zwei große Schritte, und ehe sich Birgit wehren konnte, hatte er mit beiden Händen Bluse und Rock von ihr gerissen. In Büstenhalter und Höschen stand Birgit vor den glänzenden Blicken der beiden Männer. Omars Brust hob sich bei diesem Anblick wie ein aufgepumpter Blasebalg. »Habe ich zuviel versprochen, Herr?« fragte er heiser.
»Sie ist wie ein Engel.« Der Neger drückte das Kinn an. »Monsieur Bomboko wird sehr glücklich sein. Der Preis?«
»6.000 Pfund, Herr. Es ist geschenkt.«
»Es ist ein Wahnsinn, Omar.« Der Neger verbeugte sich vor Birgit, als habe er einen Tanz beendet und die Partnerin an den Tisch zurückgebracht. »Madame … verzeihen Sie die rauhen Sitten in diesem Land. In Lagos wird Ihnen das nicht widerfahren. Dort werden Sie über eine Schar Diener und Dienerinnen herrschen. Aber noch sind Sie Eigentum Omars. Ich hoffe aber, mit ihm handelseinig zu werden.«
Der Neger warf noch einen langen Blick auf die wie eine Salzsäule in der Sonne stehende, halbnackte Birgit. Die goldenen Haare leuchteten, die weiße Haut, durchschnitten von Büstenhalter und Höschen, glänzte wie polierter Marmor.
»5.000 und nicht mehr«, sagte der Neger seufzend. »Das ist der höchste Preis, der je auf einem Markt gezahlt wurde.«
Er schob Omar aus dem Zimmer. Der Riegel knirschte wieder in der Halterung. In einem anderen Zimmer ging das Feilschen weiter. Das Handeln um den Körper der schönen weißen Frau.
Unter den Tamariskensträuchern in Uau-el-Chebir war unterdessen der normale Sklavenmarkt in vollem Gange. Dunkelhäutige Mädchen in allen Schattierungen von Braun bis Ebenholzschwarz standen im Sand und wurden von den Käufern begutachtet. Man sah ihnen in den Mund und kontrollierte die Zähne, man befühlte ihre Arm- und Beinmuskeln, man drückte ihre Brüste und betastete ihre Hüften. Stark muß eine gute Sklavin sein, schön gewachsen, liebebedürftig und gesund genug, viele Kinder zu gebären.
In Uau-el-Chebir herrschte Hochbetrieb. Hunderte
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