Naechte der Leidenschaft
Knüppel fallen ließ.
An seiner Schläfe zuckte ein Muskel, als Amaury seine Widersacher anstarrte, und auf das erste Zeichen wartete, dass einer von ihnen angreifen würde. So lange sie dumm genug waren, ihn einzeln, einer nach dem anderen, zu attackieren, würde er diesen Tag überleben. Aber sollten sie alle gemeinsam losschlagen, wäre er höchstwahrscheinlich erledigt, auch wenn er wenigstens zwei, vielleicht sogar drei von ihnen mit sich in den Tod nehmen würde. Er hätte natürlich wissen müssen, dass sein Glück von nur kurzer Dauer sein würde. Schon sehr früh hatte Amaury gelernt, dass das Glück ein launisches Ding ist. Es war wohl einfach sein Schicksal, den einen Tag eine bezaubernde Frau und einen großen Besitz zu gewinnen und am nächsten Tag getötet zu werden.
Eine flüchtige Bewegung lenkte sein Augenmerk wieder auf die Männer, die ihn umzingelten, und Amaury blieb nicht einmal mehr die Zeit, seine Unaufmerksamkeit zu verfluchen, als er jetzt von allen Seiten angegriffen wurde. Wie es schien, war keiner der Banditen darauf erpicht, dasselbe Ende wie ihr Kamerad zu finden, der allein einen Angriff gewagt hatte. Und so fielen sie jetzt alle auf einmal über Amaury her.
»Ähm ... Mylady, vielleicht solltet Ihr nicht...« Eldrins heisere alte Stimme verstummte in Unsicherheit, als sich Emma fragend zu ihm umwandte. Seufzend straffte der Stallmeister die Schultern und erinnerte seine Herrin: »Seine Lordschaft hat gesagt, dass Ihr die Burg nicht ohne Begleitung verlassen dürft.«
Emma runzelte leicht die Stirn, ehe sie unbekümmert lächelte. »Ja, Eldrin, aber ich werde ihn suchen. Für diesen Fall gilt das doch bestimmt nicht, oder?«
Besorgt trat der alte Mann einen Schritt vor und griff in die Zügel der Stute, während Emma in den Sattel stieg. »Aber, Mylady ...«
»Er kann auf mich aufpassen, wenn ich ihn gefunden habe«,
beruhigte sie ihn und nahm ihm die Zügel aus den Händen.
»Gewiss, aber bis Ihr ihn findet, werdet Ihr ohne Schutz sein und ...« Er ließ seine Einwände fallen, ohne noch einen weiteren Versuch zu machen. Es hatte keinen Sinn. Lady Emma lenkte ihr Pferd bereits geschickt über den Burghof. Vor sich hin brummelnd schüttelte Eldrin den Kopf und kehrte in den Stall zurück. Der neue Lord sah nicht aus wie jemand, dem man nicht gehorchte. Ohne Zweifel würde auch ihre Ladyschaft das schon bald genug lernen.
Emma ritt in die Richtung, die ihr Mann, wie man ihr berichtet hatte, eingeschlagen hatte. Sie hatte erwartet, recht bald auf ihn zu stoßen. Doch unglücklicherweise schien es jetzt, als wäre ihr Mann weiter geritten als vermutet. Er war tief in den Wald vorgedrungen, wo die Gefahr groß war, von Banditen überfallen zu werden. Emma zügelte ihre Stute und überlegte, ob sie umkehren sollte, als unvermutet ein Pferd aus dem Unterholz vor ihr hervorbrach und an ihr vorbeigaloppierte.
Sich im Sattel aufrichtend, sah Emma dem verschreckten Tier nach, das in Richtung Burg davonstürmte. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute auf den dunklen Wald, der vor ihr lag. Für sie stand es außer Zweifel, dass es der Hengst ihres Mannes gewesen war. Wem sonst konnte er gehören? Und sie fragte sich jetzt, was mit Amaury geschehen war.
Die Haut auf ihrem Rücken begann wie in böser Vorahnung zu prickeln, als vor ihr und ein Stück weit entfernt, plötzlich der Klang von aufeinander klirrendem Stahl die Stille durchdrang.
Einen wenig damenhaften Fluch über die Dummheit ihres Mannes ausstoßend, weil er allein so weit geritten war, nahm Emma den Bogen zur Hand, den sie auf dem Rücken getragen hatte, und trieb ihr Pferd zum Galopp an.
Amaury glaubte wirklich, der letzte Tag seines Lebens sei gekommen. Mit drei Schwertern, einem Dolch und einem Knüppel, die auf ihn zustürmten, schien seine einzige Chance darin zu bestehen, zu entscheiden, welchen seiner Angreifer er mit sich in die Hölle nehmen sollte. Womöglich kann ich zwei erledigen ... oder drei, wenn ich hart genug zuschlage, dachte er grimmig. Mit diesem Gedanken stieß er dem Mann zu seiner Linken, einem Schwertträger, seinen Dolch in den Nacken, während er gleichzeitig sein Schwert gegen den Mann weit rechts von sich schwang. Er hoffte, diesen mit so viel Kraft niederstrecken zu können, dass er mit demselben Hieb auch den Hals des Mannes treffen würde, der mit dem Messer neben ihm stand. Natürlich blieben dann immer noch ein Mann mit einem Schwert, der ihn töten würde, und einer mit einem
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