Naechte der Leidenschaft
vor seinem Zorn zu bewahren.«
»Einen Zorn, den du wahrhaft verdienst. Du hättest nicht allein ausreiten sollen.«
»Er aber auch nicht«, konterte Emma verärgert. Es geschah nur selten, dass ihr Cousin sie so zurechtwies, und sie mochte es nicht, wenn er es tat - denn normalerweise war er dann im Recht.
»Nein«, stimmte Rolfe ihr zu, und Emma entspannte sich ein wenig. Eines musste man Rolfe lassen, er war immer gerecht. »Die Banditen scheinen allmählich dreister zu werden«, meinte Rolfe. »Fulk hätte sich beizeiten darum kümmern müssen.«
»Es gab vieles, um das sich mein Mann hätte kümmern sollen«, murmelte Emma sarkastisch.
»Hmmm.« Rolfes Antwort klang wie ein Knurren.
»Hast du Lord Amaurys Hengst gesehen?«, wollte Emma jetzt wissen, um das Thema zu wechseln.
»Ja. Vermutlich wird in Kürze Hilfe eintreffen.« Kaum hatte Rolfe diese Worte ausgesprochen, als diese auch schon zwischen den Bäumen vor ihnen auftauchte. Es waren mindestens zwanzig Männer, einige von ihnen aus der Burg, einige gehörten zu denen, die mit Amaury gekommen waren. Sie alle wurden von einem grimmig dreinblickenden Blake angeführt.
»Lady Emma.« Blakes Blick glitt rasch über sie hin, als er neben ihnen sein Pferd zügelte. Als er sicher sein konnte, dass sie wohlauf war, wandte er seine Aufmerksamkeit auf Amaurys schlaffe Gestalt, und er runzelte die Stirn, als er das Blut sah, das aus der Kopfwunde tropfte.
»Er hat noch eine Verletzung am Arm«, berichtete Emma. »Wir müssen ihn so schnell wie möglich in die Burg bringen und seine Wunden versorgen.«
»Es waren Banditen.« Rolfe gab den Männern die Information, die Emma verschwiegen hatte. »Fünf von ihnen werdet Ihr auf einer Lichtung finden, ein kurzes Stück diesen Weg zurück.«
»Waren das alle?«
»Einer war verletzt, ist aber geflohen«, erklärte Emma.
Blake nickte und wies zwei der Männer an, Emma und Rolfe zur Burg zu begleiten, ehe er mit den anderen in die Richtung weiterritt, die Rolfe ihm gewiesen hatte. Zweifellos würden sie die Verletzten einsammeln - falls noch einer von ihnen am Leben sein sollte - und den einen verfolgen, der das Weite gesucht hatte.
Amaury rührte sich nicht, als zwei Männer ihn vom Pferd hoben und die Treppen hinauf ins Schlafgemach schafften. Emma folgte ihnen auf dem Fuße, dabei rief sie Maude zu, sie solle ihr heißes Wasser und saubere Tücher bringen.
Augenblicke später lag ihr Mann lang ausgestreckt auf dem Bett, und Emma wusch seine Wunden aus. Zuerst kümmerte sie sich um seinen Kopf, da die Armwunde tatsächlich unbedeutend schien, kaum mehr als ein Kratzer. Die Kopfverletzung jedoch war Besorgnis erregend. Das waren solche Wunden immer. Eine kleine, kaum sichtbare Beule konnte genügen, einen Mann zu töten, während eine große, klaffende, wie die ihres Mannes, meist rasch heilte und kaum mehr verursachte als ein wenig Kopfweh. Es konnte jedoch auch genau anders herum sein.
Seufzend legte Emma die blutbefleckten Tücher in die Schüssel zurück, die Amaurys Squire für sie gehalten hatte, dann nahm sie die Nadel, in die Maude inzwischen einen Faden eingefädelt hatte. Sie hatte gerade damit begonnen, Amaurys Kopfwunde zu nähen, als Blake eintrat, um sich zu dem halben Dutzend Zuschauern zu gesellen, die bereits um das Bett herum standen.
»Habt Ihr den bekommen, der entwischt ist?«, fragte Rolfe ruhig und hielt den Atem an, als er zusah, wie seine Cousine den ersten Stich durch die Haut ihres Ehemannes machte.
»Nein. Ich habe ein paar Männer zurückgelassen, die weitersuchen werden, und habe die Toten hergebracht. Wie Ihr sagtet, waren es fünf.« Seine Stimme klang ein wenig angespannt, und Emma vermutete, dass auch er bei dem zusah, was sie gerade tat. Es war seltsam, wie empfindlich Männer sein konnten, wenn es um das Nähen einer Wunde ging. Sie waren nicht annähernd so zimperlich,wenn es darum ging, einem anderen eine solche zu schlagen.
Rolfe gab einen zustimmenden Ton von sich, dann herrschte für einen Moment Schweigen, bis Blake wieder das Wort ergriff. »Zwei der Männer hatten Pfeile im Rücken.«
Emma verharrte mitten in einem Stich und mit einem strengen Blick übermittelte sie ihrem Cousin eine klare Warnung. Der zog bei dieser stummen Botschaft die Augenbrauen hoch und schien einen Augenblick lang unentschlossen. Dann seufzte er und murmelte: »Ja, das habe ich gesehen.«
»Der Kampf war vorüber, als Lady Emma und Ihr dort eingetroffen seid?« Blakes Frage irritierte
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