Naechte der Leidenschaft
Quälereien wohl überdrüssig und verlangte, dass man ihn fortschickte. Sein Vater gab ihn als Squire zu einem Lord.«
Den Blick auf ihre Hände gerichtet, schwieg Emma. Sie wusste um uneheliche Geburten, natürlich. Sie war vielleicht naiv bis zur Dummheit gewesen und hatte keine Ahnung gehabt, was ein Mann und seine Frau im Ehebett miteinander taten, aber sie kannte den Lauf der Welt. Viele Männer zeugten Bastarde. Und nach Emmas Meinung durften die Kinder nicht für etwas bestraft werden, woran sie überhaupt keine Schuld trugen.
»Als Kind hatte Amaury nirgendwo seinen Platz«, fuhr Blake jetzt fort. »Zu einer Hälfte war er Adliger, zur anderen ein Unfreier, und deshalb gehörte er weder zu den einen noch zu den anderen. Falls Ihr versteht, was ich meine.«
Emma nickte schweigend. Noch immer vermied sie es, Blake anzusehen.
»Auf jeden Fall hat er niemals ein richtiges Zuhause gehabt, und ich denke mir, dass er sein Glück, dieses hier jetzt zu besitzen, einfach nicht begreifen kann. Ich vermute, dass er sich heute Morgen aus Angst so benommen hat. Angst davor, alles hier wieder zu verlieren, ehe er sich überhaupt wirklich darüber freuen konnte.«
Emma stand abrupt auf und ging durch die Halle. Blake beeilte sich ihr zu folgen, und griff nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten, als sie die Hand nach der Tür ausstreckte. »Er ist ein guter Mann. Für seine Herkunft kann er doch nichts«, sagte er so beschwörend, dass Emma ihn überrascht anschaute.
»Nein, natürlich kann er nichts dafür.«
Blake blinzelte, dann ließ er ihren Arm los und trat einen Schritt zurück. »Es beleidigt Euch nicht, von der Abstammung Eures Gatten zu wissen?«, fragte er unsicher.
»Schämt Euch, Sir, Ihr kränkt mich durch Eure Gedanken.«
»Oh.« Er schien ein wenig aus der Fassung gebracht. »Meine Entschuldigung, Mylady.« Er räusperte sich. »Ich dachte ...
Euer Schweigen ... Dann seid Ihr aufgesprungen und davongelaufen und ich ...«
Emma lächelte freundlich und klopfte ihm auf die Schulter, als beruhigte sie ein Kind. »Ich wollte mich auf die Suche nach meinem Mann machen und ihn fragen, ob er kein Morgenmahl möchte.«
»Aha.« Blake richtete sich ein wenig auf und nickte mit einem kaum merklichen Lächeln. »Nun, wenn das so ist, dann werde ich jetzt zu meinem zurückkehren.«
4.
Auf dem Burghof ging es so geschäftig zu wie in einem Bienenkorb, als Emma ihn überquerte. Er war kaum als der Platz wiederzuerkennen, über den sie vor kurzem noch mit ihrem Cousin und dem Bischof gegangen war. Von all diesen Menschen um sich musste sie vier fragen, ehe sie erfuhr, wo ihr Gatte war. Man sagte ihr, dass er die Burg zu Pferde verlassen hatte.
Emma dankte dem Stallmeister, der ihr diese Information gegeben hatte, und kehrte langsam zum Wohnturm zurück. Dabei überlegte sie hin und her, was sie jetzt tun sollte. Nachdem sie zu einer Entscheidung gekommen war, beschleunigte sie ihre Schritte.
Blake war der Einzige in der Großen Halle, der ihre Rückkehr bemerkte. Emma lächelte ihm freundlich zu, blieb aber nicht stehen, um die stumme Frage, die in seinen Augen stand, zu beantworten. Sie ging in die Küche, machte rasch einen zweiten Korb mit Essen und Wein für ihren Mann zurecht. Vermutlich ist es so etwas Ähnliches wie ein Friedensangebot, dachte Emma, und ein kleines Willkommensgeschenk. Vielleicht sogar ein Zeichen ihrer Dankbarkeit für seine Sanftheit in der vergangenen Nacht, denn sie war sich bewusst, dass er so rücksichtsvoll und behutsam gewesen war, wie die Umstände es zugelassen hatten. Er hatte keine Veranlassung gehabt, so zu sein. Ehemänner hatten es nicht nötig, ihre Frauen freundlich zu behandeln. Emmas Leben war nicht so abgeschirmt gewesen, dass sie nicht die Geschichten über Ehefrauen gehört hätte, die mit überaus grausamen Männern verheiratet worden waren, die sie geschlagen oder erbärmlich schlecht behandelt hatten.
Emma war sich mehr als bewusst, wie viel Glück sie mit den beiden Ehemännern gehabt hatte, mit denen sie verheiratet worden war. Ihr Vater hatte ihren ersten Gatten mit sehr viel Umsicht ausgewählt. Ursprünglich war Emma im Alter von neun Jahren verlobt worden. Unglücklicherweise hatten sich ihr Bräutigam und dessen Familie in dem Jahr, bevor die Hochzeit stattfinden sollte, in London aufgehalten und waren dort alle von der Pest dahingerafft worden. Ebenso wie es ihrer Tante und ihrem Onkel, Rolfes Eltern, vor einigen Jahren widerfahren war.
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