Naechte der Leidenschaft
Mann verschwunden war. Ihr Herz klopfte so heftig als versuchte es, ihr aus der Brust zu springen. Emma ließ das Schwert fallen und wandte sich verzweifelt zu ihrem Mann um.
Das Einzige, was ihr unablässig durch den Kopf ging, war, dass sie mit dem Schwert nichts würde ausrichten können. In diesem einen Punkt war ihr Vater fest geblieben: mit dem Schwert zu kämpfen würde seine Tochter nicht lernen! Nach seinem Empfinden war es schon schlimm genug, dass er einem walisischen Gefolgsmann, der eine Zeit lang ihr Gast gewesen war, erlaubt hatte, Emma im Gebrauch des Bogens zu unterweisen. Aber unter keinen Umständen würde er es ihr gestatten, mit dem Schwert zu üben. Emma hatte alles versucht, was ihr eingefallen war, um ihn umzustimmen: bitten, schmollen, sogar Wutausbrüche, aber ihr Vater war unerbittlich geblieben. Es bestand für seine Tochter keine Notwendigkeit, mit einem Schwert umgehen zu können, denn sie wurde gut beschützt. Überdies war das Schwert eine ganz entschieden zu undamenhafte Waffe, um Emma in deren Gebrauch unterweisen zu lassen. So war er beharrlich bei seiner Ablehnung geblieben. Sogar Rolfe hatte Emmas Wunsch für verrückt gehalten und sich geweigert, sie bei der Durchsetzung dieses Wunsches zu unterstützen.
Emma beugt sich zu ihrem Mann hinunter, fasste nach seinen Händen und versuchte, ihn hochzuziehen. Es war sinnlos. Jetzt stellte sich nicht mehr die Frage, ob sie seine Wunden hier versorgen oder ob sie warten sollte, bis Hilfe kam. Es war zu gefährlich. Die Wälder waren voll von Banditen, es gab mehr von ihnen als diese sechs, die ihren Mann überfallen hatten. Wenn der Kerl, der gerade in den Wald geflohen war, seinen Kumpanen begegnete, konnten sie jeden Augenblick zurückkommen. Und Emma wäre außerstande, ihren Mann und sich in dieser Lage zu verteidigen.
»Emma!« Hoch zu Pferde kam Rolfe auf die Lichtung geprescht. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Erschrecken ab.
»Gott sei Dank«, stieß Emma mit einem Seufzer aus, als er sein Pferd parierte.
Rolfe sprang vom Pferd und kam zu ihr gelaufen. »Bist du wohlauf?«
»Ja, aber Amaury geht es schlecht.«
»Was ist passiert?«
»Er ist von Banditen überfallen worden«, berichtete Emma und ließ ihren Mann nicht aus den Augen. Besorgt sah sie, dass noch immer Blut aus seiner Wunde sickerte.
»Warst du bei ihm?« Rolfes Besorgnis galt offensichtlich mehr seiner Cousine als deren Mann. Sah er denn nicht, wie schwer verletzt Amaury war?
»Nein, ich kam erst gegen Ende des Kampfes hinzu. Hilf mir, ihn aufs Pferd zu setzen. Wir müssen ihn in die Burg bringen. Er blutet stark.«
Rolfe nickte und griff Amaury unter die Arme. Mit einem angestrengten Schnaufen drehte er ihn mit dem Gesicht zu Emmas Pferd.
»Nein, Rolfe, nicht so«, widersprach sie sofort, als er den bewusstlosen Mann quer über den Sattel legte, sodass der Kopf auf der einen und die Beine auf der anderen Seite herunterbaumelten. »Setz ihn hin. So wie du es machst, wird es viel zu unbequem für ihn sein.«
»Er ist nicht einmal bei Bewusstsein«, erklärte ihr Cousin trocken und bestieg sein Pferd. Er beugte sich herunter, packte Emma um die Taille und zog sie zu sich hoch.
»Aber...«
»Keine Widerrede.« Rolfe setzte sie vor sich, dann ergriff er mit einer Hand die Zügel seines Pferdes, und mit der anderen die der Stute, um diese zu führen. »Wir werden ihn schnell zurückbringen und es ihm dann bequemer machen«, sagte er, während er sein Pferd um die Hand zog und den Weg einschlug, den er gekommen war. Dann hielt er jedoch noch einmal inne, als er die Pfeile entdeckte, die in den Rücken der beiden Angreifer steckten. »Dein Werk?«, fragte er ruhig.
Emma schaute herunter und wandte sich mit einem Schaudern rasch ab. »Bring uns nach Hause, Rolfe«, war alles, was sie sagte.
Er nickte als er sah, wie blass sie war, und gab seinem Pferd die Sporen. Rolfe ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, um ihre Fassung wiederzugewinnen, während er den Pfad zwischen den Bäumen entlangritt, über den er gekommen war. Als Emma schließlich seufzte, über die Schulter zurückschaute und fragte: »Ist sonst keiner mit dir gekommen?«, wusste er, dass es ihr wieder besser ging.
»Der Stallmeister hat mir gesagt, dass du deinem Mann allein nachgeritten bist - trotz seines Befehls, dass du die Burg nicht ohne Begleitung verlassen darfst. Ich habe mein Pferd satteln lassen und wollte dich einholen, ehe du auf ihn triffst.«
Emma lächelte unmerklich. »Um mich
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