Naechte der Leidenschaft
»Rolfe hat mir erzählt, dass Ihr den König in Irland vor Meuchelmördern gerettet habt?«
Amaury nickte widerstrebend. »Ja.«
Emma wartete darauf, dass er sich ein wenig über das Thema ausließ, aber er saß einfach da und verzog missfällig den Mund.
»Wer waren sie?«, fragte sie schließlich.
»Iren.«
Sie verdrehte die Augen. »Ja, natürlich waren es Iren, aber...«
»Frau, es ist für einen Mann nicht passend, mit einer Lady über den Krieg zu reden.«
Bei dieser Bemerkung betrachtete Emma ihn misstrauisch. Rolfe sprach mit ihr über den Krieg. Und vor ihm hatte es ihr Vater getan. Und beide sahen nichts Falsches darin. Sicherlich machte ihr Ehemann einen Witz, oder? Doch leider hatte sie
bis jetzt nur wenige Anzeichen dafür gesehen, dass er je einen Spaß machte. »Warum?«, fragte sie schließlich.
»Warum was?«
»Warum ist es für einen Mann nicht passend, mit einer Lady über den Krieg zu reden?«
Amaury krauste die Stirn, während er sich zu erinnern versuchte, was er über das Thema Krieg und Frauen gehört hatte. Die Wahrheit war, dass er noch nie jemanden hatte sagen hören, es sei von Nutzen - oder eben auch von keinem -, mit einer Frau über den Krieg zu reden. Er hatte einfach angenommen, dass es unangebracht war. Schließlich wusste jeder Mann, dass Frauen zarte Geschöpfe waren, die beim geringsten Anlass in Ohnmacht fielen oder in Tränen ausbrachen. Überdies hatte er gehört, dass sie gelegentlich an Herzklopfen litten.
»Ihr würdet höchstwahrscheinlich Herzklopfen bekommen und in Ohnmacht fallen«, erklärte er Emma deshalb, und nickte nachdrücklich, als sie ihn daraufhin zweifelnd ansah.
»Herzklopfen bekommen und in Ohnmacht fallen?«
»Ja. Es ist allgemein bekannt, dass Frauen von schwächlicher Natur sind«, belehrte er sie. »Und deshalb ruht Ihr Euch jetzt aus.«
»Deshalb?«
»Ja. Frauen sind das schwächere Geschlecht. Sie sind körperlich schwächer, vom Willen her schwächer und auch schwächer im Denken. Deshalb muss man sich um sie kümmern -zuerst ihre Väter, dann ihre Ehemänner.«
Emmas Augen waren nur noch Schlitze, als sie ihren Mann anstarrte. Niemals zuvor hatte sie solchen Unsinn gehört. Ihr Vater und ihr Cousin hatten niemals etwas Derartiges zu ihr gesagt, sondern hatten sie stets als gleichberechtigt behandelt -bis auf das eine Mal, als es darum gegangen war, den Schwertkampf zu erlernen. Doch Emma wusste, dass ihr Mann nur aus-gesprochen hatte, was eine weit verbreitete Überzeugung war. Sie versuchte daher, gefasst zu bleiben. »Ich stimme Euch zu, dass Männer im Allgemeinen körperlich stärker sind als Frauen«, sagte Emma.
»Und geistig«, beharrte Amaury rasch.
»Nein.«
»Doch, werte Gemahlin, und auch was den Charakter angeht. Wenn sie nicht mit ausreichend starker Hand geführt werden, sind Frauen die hinterhältigsten aller Kreaturen.«
»Nein! Das könnt Ihr doch nicht wirklich glauben!« Sie sah ihn entgeistert an.
Amaury zuckte die Schultern. »Denkt doch nur an Eva.«
»Denkt an die Jungfrau Maria!«, gab Emma rasch zurück.
Er dachte darüber nach. »Es ist richtig, dass die Jungfrau Maria eine außergewöhnliche Frau war; nichtsdestotrotz ...«
»Und seht Euch Judas oder König Herodes an - als Beispiele für Heimtücke bei Männern!«
»Die könnt Ihr nicht mitzählen, weil sie schlechte Männer waren«, widersprach Amaury augenblicklich.
»Ganz recht, dann können wir aber auch Eva oder ihr verwerfliches Handeln nicht dazurechnen.«
Einen Moment lang wirkte Amaury verwirrt, dann gewann er seine gewohnte Arroganz wieder. »Mylady, Thomas von Aquin sagt...«
»O ja. Lasst uns hören, was er zu sagen hat. Ein unverheirateter Mann, der die Frauen höchstwahrscheinlich verabscheut hat. Ja, sein Urteil muss sicherlich unanfechtbar sein.«
Amaurys Stirnrunzeln verfinsterte sich. »Ihr ...«
»Und außerdem ist er tot«, fügte Emma trocken hinzu.
»Ich halte es für klüger, das Thema zu wechseln, Gemahlin.«
»Warum?«
»Ihr fangt an, Herzklopfen zu bekommen.«
Emma öffnete den Mund, um zu widersprechen, überlegte es sich jedoch anders. Es geschah weniger des Herzklopfens wegen, das sie seiner Meinung nach bekam, sondern wegen des Zorns, der langsam in ihr aufstieg. Sie wollte sich jedoch nicht mit ihrem Mann streiten und hielt deshalb einen Themenwechsel für die beste aller Möglichkeiten, das zu vermeiden. »Wer ist Little George?«
»Mein erster Offizier.«
»Ich dachte, Sir Blake sei Euer
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