Naechte der Leidenschaft
streiten, und deshalb gestattete sie es sich, ihrer Neugier nachzugeben. »Warum ist der Sohn des Earls of Hampshire Söldner?«
Amaury zuckte die Achseln. »Er war es leid, herumzusitzen und darauf zu warten, dass sein Vater stirbt, vermute ich.«
Emma sah ihn konsterniert an. »Hat er das gesagt?«
»Nein. Aber warum sonst würde ein Mann sein Zuhause ver-lassen?« Dieser Gedanke schien Amaury absurd. Er hatte sich seit so langer Zeit ein Heim gewünscht, dass er sich einfach nicht vorstellen konnte, warum ein Mann, der eines besaß, dieses freiwillig verlassen sollte. Natürlich, jetzt da er eines hatte, begann er sich unbehaglich zu fühlen über die Art und Weise, wie er dazu gekommen war. Es war die eine Sache, es sich durch harte Arbeit zu verdienen oder es durch die Heirat mit einer scheußlichen alten Vettel zu erlangen, die ihm dafür das Leben vergällte. Auch in dem Falle würde er das Gefühl haben können, es sich ebenso hart verdient zu haben. Aber es aufgrund der Heirat mit der süßen Frau bekommen zu haben, die neben ihm saß, kam für Amaury fast einem Diebstahl gleich.
Emma bemerkte das Missfallen auf dem Gesicht ihres Mannes und schloss daraus, dass es ihn verärgerte, über seinen Freund zu reden. Und Ärger war das Letzte, was er zurzeit brauchte, weil er sich von seiner Verletzung erholen musste. Also wechselte sie erneut das Thema.
»Woher stammt Little George? Ich habe ihn heute Morgen reden hören - er hat einen seltsamen Akzent.«
»Er kommt aus dem Norden.«
»Wie ist er Euer erster Offizier geworden?«
Amaury zuckte mit den Schultern. »Ich kenne ihn fast so lange wie Blake. Wir waren zusammen Squires. Er ist der vierte Sohn eines Barons, sein Vater hat einen kleinen Besitz südlich der Grenze zu Schottland.«
»Was für eine Sache hatte er zu erledigen, die seine Ankunft hier verzögert hat?«
»Er hat geheiratet.«
»Er hat - was?« Ihre Augen weiteten sich. »Ich würde seine Frau gern kennen lernen.«
»Das könnt Ihr nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Sie hat auf dem Weg hierher bei Verwandten Halt gemacht. Little George sagt, sie würde in ein oder zwei Wochen nachkommen.«
»Oh«, murmelte Emma enttäuscht. Sie würde diese Frau wirklich gern kennen lernen. Der Kommandeur ihres Mannes war ein so großer Mann, dass seine Frau sicherlich eine Amazone sein musste, um ihn in sich aufnehmen zu können. Emma errötete über die Unziemlichkeit ihrer Überlegung und versuchte, an andere Dinge zu denken. »Erzählt mir mehr über die Meuchelmörder, die versucht haben, König Richard zu töten. Wie ... «
»Dieses Reden ist sehr ermüdend«, erklärte Amaury plötzlich und legte sich in die Kissen zurück. »Schlaft jetzt.«
Emma starrte auf seine geschlossenen Augen, ehe sie seufzte und sich ebenfalls ausstreckte. Mit der Behauptung, müde zu sein, konnte er sie nicht zum Narren halten. Es schien, als wünschte er nicht, über seine Heldentat zu reden. Diese Einstellung war enttäuschend. Und selbstsüchtig obendrein, entschied sie. Besonders jetzt, da ihre Neugier so groß war. Nun gut, dachte Emma und schloss die Augen. Sie würde es bei Gelegenheit schon herausfinden. Sie würde ihrem Cousin einfach so lange zusetzen, bis er die ganze Geschichte enthüllte. Inzwischen würde sie sich bei Lord Blake für ihren Fehler entschuldigen, ihn Sir genannt zu haben, und ihm erklären, dass alles die Schuld ihres Mannes war. Und sie würde ihn um seine Meinung über dessen Gesundheit fragen. Sie hatte es während ihrer Unterhaltung sorgsam bedacht, und war zu der Überzeugung gelangt, dass Amaurys seltsame Ansichten über Frauen und deren Arglist von seiner Kopfverletzung herrühren mussten. Ebenso wie sein Beharren darauf, dass sie schlafen sollte, wenn sie nicht müde war. Dieses Verhalten konnte doch gewiss nicht anders zu erklären sein, oder? Emma weigerte sich schlichtweg, den Gedanken zuzu-lassen, dass ihr Mann die Dinge wirklich glaubte, die er gesagt hatte.
Amaury schlug die Augen auf und sah, dass das Bett neben ihm leer war. Fluchend setzte er sich auf. Seine Frau war wieder einmal davongeschlichen, während er geschlafen hatte. Offensichtlich mangelte es ihr in hohem Maße an Gehorsam.
Leise vor sich hin brummelnd stand er auf und stellte erleichtert fest, dass sich das Zimmer dieses Mal nicht um ihn zu drehen begann. Vermutlich hatte der Schlaf ihm gut getan. Er kämpfte sich noch in seine Kleider, als Blake hereinkam.
»Deine Frau wird nicht erfreut sein, wenn sie
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