Naechte der Leidenschaft
zusammen.
Dass es Emma gelang, auch den zweiten Mann zu überrumpeln, war eine überraschende Zugabe. Die Verfolgung ihres ersten Opfers hatte sie zum zweiten der Angreifer geführt, der jetzt sein Schwert zog, um das auf ihn zustürmende Pferd abzuwehren. Emma erkannte sofort, dass die Stute sich aufbäumen würde und machte sich bereit, aus dem Sattel zu springen. Als sie den dritten Mann seitlich von sich auftauchen sah, schien diese Gelegenheit zu günstig zu sein, um sie nicht zu nutzen. Sie schleuderte sich mit all ihrer Kraft vom Rücken des Pferdes herunter und prallte wie ein Fels gegen den letzten der Angreifer.
Amaury starrte verblüfft auf das Chaos um sich herum. Er hatte es nicht glauben können, als die angespannte Stille, die sich über die Lichtung gesenkt hatte, plötzlich von seiner Frau durchbrochen worden war, die mit ihrem Pferd mitten in das Geschehen hineingeplatzt war. Sein Erschrecken war von Angst verdrängt worden, als ein Blick ihm klar gemacht hatte, dass die Stute wild geworden zu sein schien. Das Tier hatte mit den Augen gerollt und unter seinen Hufen einen der Männer niedergetrampelt. Dann hatte die Stute sich hoch aufgebäumt, vor dem zweiten Banditen mit den Vorderhufen in die Luft geschlagen und Emma war dabei abgeworfen worden.
Amaury war fast das Herz stehen geblieben, als er Emma durch die Luft hatte fliegen sehen. Als sie gegen den dritten seiner möglichen Mörder geprallt war, hatte Amaury unwillkürlich einen Schritt auf sie zugemacht, um sich zu überzeugen, dass ihr nichts geschehen war. Doch dann erinnerte er sich wieder seiner Angreifer und fuhr herum, um sie ins Visier zu nehmen. Besser gesagt, was von ihnen übrig war. Der erste Mann, den das Pferd niedergetrampelt hatte, war ganz gewiss tot. Der zweite versuchte gerade, sich vor Emmas wild gewordenem Pferd in Sicherheit zu bringen. Und der dritte Mann - der, auf dem Emma gelandet war -, schien durch den Aufprall gegen einen Baum bewusstlos geschlagen worden zu sein. Das hieß, dass noch der vierte übrig war, um den Amaury sich jetzt kümmern würde.
Doch der Gegner lieferte ihm einen allenfalls jämmerlichen Kampf. Während Amaury seine Konzentration rasch wiedergewonnen hatte und sich dem Mann nun näherte, stierte sein Gegner noch immer auf das Durcheinander. Es war das Verhalten eines bestenfalls zweitrangigen Kämpfers. Ein wahrer Kriegsmann wusste, dass seine Aufmerksamkeit nie erlahmen durfte.
Amaury erwog, den Mann niederzuschlagen, während dessen Blick noch abgewandt war. Schließlich hatten er und seine Kumpane auch nur wenig Absicht auf einen gerechten Kampf gezeigt, als sie ihn - vier gegen einen - umzingelt hatten. Doch Amaurys Ehre ließ das nicht zu, also brüllte er zuerst eine Warnung. Der Mann fuhr herum und hob in dem verzweifelten Versuch, den drohenden Schlag abzuwehren, sein Schwert.
Nach der Wucht des Aufpralls gegen den riesigen, eine Rüstung tragenden Mann dauerte es einige Augenblicke, bis Emma wieder ganz bei sich war. Es war Amaurys Brüllen, was das schließlich bewirkte. Sie vermutete, dass dieser wütende Schrei ihr wieder die Luft in die Lungen gejagt hatte. Guter Gott, über welch eine Stimmgewalt er verfügte! Mit jedem Atemzug wieder klarer denkend, griff Emma sofort nach dem Messer, das an ihrer Taille hing. Es war eine jämmerlich unzulängliche Waffe, eigentlich nur dazu gut, bei den Mahlzeiten das Fleisch zu schneiden, aber es war alles, was sie hatte. Es fest umklammernd, stützte Emma sich hoch und rückte von dem Mann fort, auf dem sie lag. Rasch und kurz entschlossen stieß sie ihm dabei die Klinge in die Brust. Doch das verdammte Ding zerbrach in zwei Teile, als es auf dessen Rüstung prallte. Das genügte, den Mann aufwachen zu lassen. Unglücklicherweise.
Die Art, wie er sich kaum merklich anspannte, veranlasste Emma, argwöhnisch in sein Gesicht zu schauen, als das Messer zerbrach. Das Grinsen, mit dem er sie ansah, als sie seinem Blick begegnete, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Das Schwert aus dem Leib des Mannes herausziehend, wartete Amaury es nicht einmal ab, dass dieser zusammenbrach, sondern schaute rasch zu der Stelle hinüber, an der seine Frau und der andere Bandit gestürzt waren. Er runzelte die Stirn, als er sah, dass sich jetzt beide bewegten. So, wie sie noch vor wenigen Augenblicken dagelegen hatten, schienen beide besinnungslos zu sein. Er sah, dass seine Frau von dem Mann herunterkroch und versuchte, von ihm wegzukommen. Doch jetzt
Weitere Kostenlose Bücher