Naechte der Leidenschaft
anderem, das sie nicht benennen konnte, kämpften auf seinem Gesicht miteinander.
»Ich hatte Euch gesagt, dass Ihr zur Burg zurückreiten sollt.«
»Ich habe es versucht«, wisperte Emma kaum hörbar und dachte an den kurzen Anflug guten Willens, der sie gedrängt hatte, ihrem Mann zu gehorchen.
Amaury seufzte, und seine Schultern sackten herunter, als er sich daran erinnerte, dass das Pferd wie verrückt mit den Augen gerollt hatte, als es mitten auf die Lichtung gesprungen war. »Ich muss Euer Pferd zu hart geschlagen haben. Es tut mir Leid, Frau, Ihr hättet dabei getötet werden können. Es war ein Glück, dass die Stute im Kreis gelaufen und hierher zurückgekommen ist. Ihr wärt sonst womöglich noch gegen einen Baum geprallt. Und so seid Ihr noch einigermaßen weich auf diesem Kerl gelandet, als das Pferd Euch abgeworfen hat.«
Emma runzelte verwirrt die Stirn. Dann begriff sie. Ihr Mund formte ein perfektes O des Erstaunens, als sie den Irrtum ihres Mannes erkannte. Er hielt sie für ein solches Dummerchen, dass er glaubte, das Pferd sei mit ihr durchgegangen, sei hierher zurückgestürmt, um sie just in dem Moment abzuwerfen und auf den Banditen fallen zu lassen, als der gerade versucht hatte, ihn umzubringen. Einen Augenblick lang war sie fast wütend, dass ihr Mann sie für derart nutzlos hielt. Doch sie zuckte nur die Achseln, weil sie zu erschöpft war, um sich hier und jetzt darüber aufzuregen. Wahrscheinlich war es ohnehin besser so, als wenn er die Wahrheit wüsste. Das würde ihn nur erzürnen.
Emma schaute über die Lichtung und suchte nach der Stute, konnte sie aber nicht entdecken. Sie stellte sich auf die Mitte der Lichtung und rief nach dem Tier. Als sich nichts regte, zog sie besorgt die Augenbrauen zusammen.
»Sie ist vermutlich zur Burg zurückgelaufen«, meinte Amaury und trat zu Emma. »Mein Pferd hat sich auch davongemacht. Es wird die Männer herführen und ...« Er verstummte, schob Emma hinter sich und wandte sich zu den Bäumen, als er Reiter nahen hörte.
Als der erste Mann hoch zu Pferde auf die Lichtung geritten kam, entspannte sich Amaury sofort wieder. Das Schwert in die Scheide zurücksteckend, ging er auf den Mann und die ihn begleitenden Reiter zu, während diese ihre Pferde zügelten und abstiegen.
Emma folgte ihm einige Schritte weit über die Lichtung, blieb aber stehen, als sie mit dem Fuß gegen etwas Hartes stieß. Es war ihr Korb, der im Gras lag. Sich herunterbeugend hob sie ihn auf und starrte blicklos auf die Blutspritzer auf den darin liegenden Kräutern. Urplötzlich war ihr zumute, als schwänden ihr die Sinne. Noch nie zuvor war sie so nah bei einem Kampf dabei gewesen. O ja, sie hatte die Männer überwacht, wenn sie auf dem Burghof ihre Scheinkämpfe ausgetragen hatten, und sie hälfe natürlich einige Male ihren Bogen benutzen müssen, um ein Leben damit zu retten. Aber aus der Entfernung einen Pfeil abzuschießen war nichts im Vergleich zu dem, was sie gerade miterlebt hatte. Sie hatte nur wenige Schritte entfernt da-von gestanden, war eingehüllt gewesen vom Stöhnen und vom Geruch des Todes. Sie konnte ihn in der Luft riechen, ihn auf ihren Lippen schmecken. Und noch immer hörte sie das Geräusch, mit dem das Schwert in die Leiber der Männer eingedrungen war.
Vielleicht war es nicht verwunderlich, dass sie sich krank fühlte, oder dass sie spürte, dass der heutige Tag einer war, den sie so bald nicht vergessen würde.
Amaury beeilte sich, die Situation zu erklären und seine Befehle zu erteilen, dann nahm er sich eines der Pferde, saß auf und ritt zu seiner Frau, um sie zu sich in den Sattel zu heben und vor sich zu setzen. Er überließ es seinen Männern, sich um die Toten zu kümmern, während er den Weg nach Hause einschlug. Immer wieder sah er besorgt auf seine Frau herunter, während sie heimritten. Sie war seltsam still - was nach dem, was sie erlebt hatte, vielleicht nicht überraschend war, ihn jedoch stark beunruhigte. Auch die Nachricht, dass ihr Pferd nur eine leichte Verletzung davongetragen hatte, rief bei ihr keine Reaktion hervor, und das bestärkte Amaury in seiner Angst. Es sah seiner Frau nicht ähnlich, solche Dinge stillschweigend hinzunehmen.
Sicherlich war es der Schock, der seiner kleinen Frau zu schaffen machte, und Amaury konnte nur denken, dass sie sich ausruhen musste. Es war das einzige Mittel, das ihm einfiel, um sie von dem zu befreien, was sie bedrückte. Und als ihr Mann war es seine Pflicht, dafür zu
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