Naechte der Leidenschaft
worden, die ihr Mann konsumiert hatte. Was immer auch die Ursache war:
Sie hatte keinen Erfolg gehabt und sich die lange, kalte Nacht allein in ihrem Bett hin und her gewälzt. Es war seltsam, wie sehr man sich daran gewöhnen konnte, einen Menschen neben sich zu haben. So sehr, dass seine Nähe vermisst wurde, wenn er nicht da war.
Seufzend überwand sich Emma aufzustehen und begann, sich anzukleiden. Dabei grübelte sie unablässig darüber nach, ob ihr Mann es wahrhaftig vorhatte, ihr das Recht zu verweigern, das Bett mit ihr zu teilen. Es war ein Gedanke, den sie nicht zu Ende denken wagte. Es ging nicht nur um ihren Wunsch nach einem Kind, der diese Vorstellung so unerfreulich machte. Die Wahrheit war, dass sie seine Nähe schrecklich vermissen würde.
Amaury hatte sein Wort gehalten und bezog sie inzwischen in fast alle zu entscheidenden Angelegenheiten mit ein. Er hatte begonnen, mit ihr über die Ereignisse des Tages zu reden
- des Nachts, wenn er sie in seinen Armen hielt, nachdem er sie geliebt hatte. Zunächst war er dabei ein wenig unbeholfen gewesen und Emma war sich mehr als bewusst, dass ihm diese Gespräche schwer fielen. Doch er hatte weitergemacht und es war eine Art nächtliches Ritual geworden. Ein Ritual, das sie gestern Abend vermisst hatte, gestand Emma sich ein, als sie das Schlafgemach verließ.
Die Große Halle war von Lärm erfüllt, als sie die Treppe hinunterkam und auf die Tische zustrebte, an denen Diener und Soldaten gleichermaßen ihr Morgenmahl einnahmen. Ihr Blick suchte Amaury, der auf seinem angestammten Platz saß und die Menschen um sich herum mit einer gewissen Unzufriedenheit betrachtete. Es schien, als ärgerte er sich über ihre Munterkeit und ihr Lachen. Offensichtlich hatte sich seine Laune über Nacht nicht gebessert.
Innerlich seufzend setzte Emma ein strahlendes Lächeln auf, um ihn damit zu begrüßen, als sie auf ihn zuging. Doch auf halbem Weg durch die Halle verzögerten sich ihre Schritte, als ihr Blick auf die Hunde fiel, die vor dem großen Kamin lagen. Verwunderung mischte sich mit Besorgnis, und sie ging, um nach den Tieren zu sehen.
Wie jeder andere Bewohner der Burg, so folgten auch die Hunde in ihrem Tagesablauf einem gewohnten Muster. Während des Tages tollten sie draußen hemm, spielten entweder mit den Kindern oder halfen, wenn sie gebraucht wurden, bei der [Jagd. An Regentagen lungerten sie in der Küche herum, folgten dem Koch mit bettelnden Augen und leisem Jaulen, in der Hoffnung, ihm ein paar Extrahappen abzuschmeicheln. Nachts lagen sie vor dem Feuer und schliefen in dessen Wärme, und standen erst wieder auf, wenn sich morgens die ersten hungrigen Mäuler zum Morgenmahl einfanden. Sie Hefen zwischen den Tischen umher, schnappten Essensbissen auf, die heruntergefallen waren oder die man ihnen zuwarf.
Und eben das sollten sie jetzt tun. Doch die Hunde schienen noch immer zu schlafen und das verstärkte Emmas Unruhe, als sie sich ihnen näherte. Es war eigentlich unbegreiflich, dass sie bei dem Lärm, den die Essenden veranstalteten, schlafen konnten. Es sei denn, sie waren krank.
Amaury spürte die Gegenwart seiner Frau, sobald sie die Halle betrat. Sein Körper sagte es ihm durch ein Prickeln, das ihm den Rücken hinauf bis in den Nacken lief. Wenn sie in seiner Nähe war, hatte er stets dieses Gefühl - wenn auch nicht immer unbedingt im Rücken. Meistens überfiel es seine vordere, ein wenig tiefer gelegenere Körperregion. Er wollte verdammt sein, wenn allein schon ihre Anwesenheit ausreichte, seinen Unterleib zu prickelndem Leben zu erwecken. Ihr Lächeln reichte, ihn so hart werden zu lassen wie die Steine von Stonehenge. Das Problem war nur, dass sein Verstand dabei so weich wie Mus wurde. Blake hatte bis zu einem gewissen Grad Recht, wenn er sagte, dass Amaurys Verhalten keinen Sinn machte. Zuerst hatte es ihn gestört, dass der eheliche Akt seiner Frau Lust bereitete; jetzt störte es ihn, dass sie an dem Akt nur interessiert zu sein schien, um ein Kind zu empfangen. Seine Gefühle waren ein solches Durcheinander, dass er sich selbst nicht mehr begriff. Wie gesagt: Mus. Sein Verstand war zu einem großen Haufen Kuhmist geworden.
Seine Frau war von seinem Verhalten vermutlich ebenso verwirrt wie Blake. Ohne Zweifel schien es ihr vollkommen vernünftig, dass sie ausschließlich deswegen beieinander lagen, um ein Kind zu zeugen. Ohne Lust dabei zu empfinden. Darin jedenfalls sah die Kirche den Sinn und Zweck der ehelichen Beziehung.
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