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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Empfangsdame.
    „Benötigen Sie einen Einzeltisch?“
    „Ich werde erwartet.“
    Die Frau machte sich eifrig und erfahren daran, mir den Mantel abzunehmen. Bewundernd fiel ihr Blick kurz auf den Schmuck. Sie erkannte, dass dieser echt war und die Besitzerin somit recht wohlhabend sein musste. Die Garderobiere bemühte sich, noch unaufdringlicher zu dienen.
    Fälschlicherweise wird Reichtum oft mit Ansehen und Anerkennung verknüpft. Die meisten Besitzenden haben jedoch auf unmoralische Weise diesen erworben und verdienen somit keinesfalls eine Wertschätzung dafür. Das wusste ich aus Erfahrung und besonders durch meine Jagd nur zu genau.
    Sehr vorsichtig, als wäre der Mantel genauso wertvoll wie die Brillanten, hängte sie ihn in der Garderobe etwas abseits von den anderen auf.
    „Folgen Sie mir bitte.“
    Zuvorkommend schritt sie voran. Sie schien nun genau zu wissen, wer mich erwartete.
    Der deutsche Kommissar erhob sich sofort, als er uns in das Restaurant eintreten sah. Schon bei unserem ersten Treffen hatte ich festgestellt, dass er tatsächlich ein wenig äußerliche Ähnlichkeit mit dem damaligen Botschafter des Reiches in Moskau hatte – jenem, der versucht hatte, unsere Familie zu retten. Wir waren damals zwar nicht persönlich vorgestellt worden, aber ich hatte Bilder von ihm gesehen. Das setzte einen guten Anfang.
    Einige Damen aus dem Saal fixierten meinen Schmuck. Ich roch den ersten Hauch von Neid herüber wehen. Vampire verfügen über einen außergewöhnlichen Geruchssinn.
    Die gut aussehende Empfangsdame war von solcher Missgunst frei, somit wirklich professionell und gehörte offensichtlich zu der seltenen Spezies, die sich den Luxus zwar ebenso wünschte, aber einem besser Situierten diesen nicht neidete.
    „Ich freue mich, Sie so schnell wiederzusehen“, begrüßte der Kommissar mich ungewohnt galant. Er wagte sogar einen Handkuss nach alter Manier anzudeuten.
    Dieses traditionelle Benehmen war heute kaum noch anzutreffen. Es wirkte bei ihm auch nicht gekünstelt wie bei denen, die aus niederen Schichten stammten und durch Nachäfferei nur eine geschmacklose Parodie daraus machten. Dieser selbstsichere Auftritt verriet, dass er wirklich aus jener Schicht stammte, die mit diesen Ritualen seit Jahrhunderten vertraut war. Als Graf gehörte er schon fast zum Hochadel.
    „Vielen Dank“, erwiderte ich höflich und gestattete ihm, den Stuhl zurechtzurücken. Er ließ sich dies nicht nehmen, obwohl gerade die Garderobiere diese Arbeit leisten wollte. Adel ist eben von Adel.
    Freundlich, aber bestimmt verabschiedete er die Dame. Sie verbeugte sich leicht und trippelte davon.
    Es war ein schönes Restaurant. Die Säle waren opulent und ohne Rücksicht auf Kosten großzügig ausgestaltet. Man hatte sich sogar Mühe gegeben, Stuckdecken einzuziehen und diese wie in alten Zeiten mit wertvoller Malerei zu verzieren.
    Das Geschirr war aus echtem massiven Silber. Auch die Tische, Stühle, Decken und das Porzellan waren von erlesener Qualität, wie man sie heute kaum noch findet. Ich erkannte so etwas genau, da ich damit aufgewachsen war. Dieser Luxus erinnerte mich an mein Leben vor der unwürdigen Revolution. Ein wenig Nostalgie war doch wohl gestattet?
    Ich hatte hier noch nie gespeist. Mir gefiel dieser Ort. Der Kommissar musste sich in der Detektei wohl nach meinen Vorlieben erkundigt haben. Das war sehr aufmerksam. Zudem suchte ich ungern mehrfach den gleichen Ort auf. Vampire müssen äußerst vorsichtig sein.
    „Sie sehen heute sehr gesund aus“, leitete mein Gastgeber das Gespräch ein. „Auch Ihre Hände sind zum Glück wärmer als in der Detektei.“
    Ich sah mich ein wenig um und ließ ihn etwas, aber nicht zu lange auf eine Antwort warten.
    „Es sind wohlige Erinnerungen, die in dieser Umgebung aufkommen und mich wärmen.“
    Die offenherzige Antwort war ein Vertrauensvorschuss an ihn.
    „Dann lassen Sie diese zu. Stellen Sie einfach für einen kurzen Moment die Sorgen der Gegenwart zurück.“
    Ich lachte. Konversation beherrschte er also.
    „Ja, die werden uns bald wieder in Beschlag nehmen“, führte ich die Unterhaltung fort. „In dieser Welt gibt es mehr davon als schöne Erlebnisse.“
    Seine Gegenwart tat mir seltsam wohl. Das konnte nicht nur an der Umgebung oder an der Unterhaltung liegen. Was war der Grund?
    Eine Schönheit, die Frauen auf bestimmte Weise inspirierte, war er trotz des gepflegten Aussehens nicht. Heimlich musterte ich ihn. Seine Hand zitterte etwas. Der

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