Naechte der Leidenschaft
Zimmer reservieren, bevor sie nach Hause fuhr.
Wütend schlug sie das Adressbuch auf. “Einfach großartig.”
Das “Hammond Inn” war ein romantisches Hotel, wie geschaffen für ein intimes Stelldichein. Obwohl nur anderthalb Autostunden von ihrem Heimatort entfernt, strahlte Temecula eine ganz andere Atmosphäre aus. Der Ort hatte als Postkutschenstation begonnen und war jetzt eine interessante Mischung aus Alt und Neu.
In der Altstadt standen noch viele der Originalgebäude, aber die Neubaugebiete breiteten sich wie ein Virus immer weiter aus. Doch verstreut in der landschaftlich reizvollen Umgebung gab es die großen alten Ranchgebäude und eleganten Herrenhäuser, und das “Hammond Inn” war dafür ein perfektes Beispiel.
Man hatte die viktorianische Schönheit einer sorgfältigen Restauration unterzogen.
Die umlaufende Veranda wurde von einem handgeschnitzten, strahlend weiß gestrichenen Geländer umgeben. Das Haus selbst war sonnengelb gestrichen und hatte grüne Fensterläden. Die Stuckverzierungen waren weiß abgesetzt. Auf der breiten Veranda standen gemütliche weiße Rattansessel und luden zu einem netten kleinen Plausch ein. In Hängeampeln wucherten üppige Grünpflanzen, und blühende Chrysanthemen säumten die lange Auffahrt, während mächtige Eichen und Ahornbäume, deren Laub jetzt in den herrlichsten Herbstfarben leuchtete, das Haus schützend umgaben.
Ein kalter Wind strich durch die Berge, schüttelte das Laub und drückte die Blumen herunter, als Eileen und Rick die Auffahrt hinaufgingen.
“Es ist traumhaft”, sagte sie und drehte sich um, um alles in sich aufzunehmen. Auch wenn die Neubaugebiete immer näher rückten, hatte dieser Ort etwas Abgeschiedenes, Privates.
Eileen warf Rick einen verstohlenen Blick zu, ermahnte sich dann aber sofort. Sie war nicht aus romantischen Gründen hier. Die exklusive Pension war nur ein zeitweiliges Hauptquartier. Sie waren hergekommen, um zu arbeiten. Rick würde die Termine mit seinen Kunden hier abhalten, deshalb war es für sie und Rick einfacher, im Hotel zu wohnen, als jedes Mal die gut anderthalb Stunden nach Hause zu fahren.
Obwohl, dachte Eileen, als sie weiterging, wenn sie wegen der Romantik gekommen wären, hätten sie sich keinen schöneren Ort aussuchen können.
“Mir gefällt es”, sagte Rick. “Die Besitzer gehören nicht zu den Leuten, die irgendwelchen ‘Spaß’ für ihre Gäste organisieren. Sie lassen mich in Ruhe, damit ich meiner Arbeit nachgehen kann.”
Eileen sah ihn kopfschüttelnd an. “Beruhige dich, du ausgeflippter Partylöwe.”
Er blieb stehen und bedachte sie mit dem Blick, den sie inzwischen schon al zu gut kannte. Seine Miene verriet, dass er das Gefühl hatte, sie sprächen verschiedene Sprachen. “Partylöwe?”
“Ausgeflippter Partylöwe. Es war sarkastisch gemeint.”
“Das dachte ich mir.”
Eileen zeigte mit der Hand auf ihn. “Ehrlich, Rick. Schau dich doch an. Du nimmst deine heiß geliebte graue Arbeitswelt überal mit hin.”
Er griff nach seinem Jackettaufschlag. “Das ist ein blauer Anzug.”
“Wow. Wie wild.”
Er zog eine Augenbraue hoch. Daran hatte Eileen sich auch schon gewöhnt. “Ich bin hier, um zu arbeiten”, erinnerte er sie.
“Hast du noch nie davon gehört, dass man freitags auch mal lässig zur Arbeit kommen kann?”
“Es ist meine Firma, und bei uns gibt es so etwas nicht.”
” Das ist genau der Punkt. Es ist deine Firma, also könntest du jeden Tag lässig gekleidet zur Arbeit kommen, wenn du es wolltest.”
“Wil ich aber nicht.”
“Genau. Bloß keine Abwechslung in deiner grauer Welt, was?” sagte sie und ging weiter. “Leben im angepassten, monotonen grauen Stil.”
Mit wenigen langen Schritten hatte Rick sie eingeholt. Er war wirklich groß – er überragte sie regelrecht. Ihr gefiel der Größenunterschied. Und ihr gefiel, dass er ernst aussah, seine Augen aber funkelten. War das etwa ein Anflug von Humor, was sie dort aufblitzen sah?
“Hast du schon mal davon gehört, dass Kleider Leute machen?”
Sie zuckte mit den Schultern. “Na und? Ich dachte, Erfolg bedeutet, dass man sich kleiden kann, wie man will.”
“Also sollte ich Jeans und ein zerrissenes T-Shirt tragen.”
“Niemand hat etwas von zerrissen gesagt.”
Sie stieg die frisch gefegten Stufen zur Veranda hinauf und blieb oben stehen. Dann drehte sie sich um und schaute zu Rick, der unten stehen geblieben war. “Ich kann mich gar nicht erinnern, dass du als Kind so ein
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