Naechte der Leidenschaft
die Haare ins Gesicht. Sie strich sie zurück und hielt dann das Gesicht in den Wind. Es war ein herrliches Gefühl, den Wind an sich vorbeirauschen zu spüren. Die Luft war schwer von dem nahenden Regen, und Eileen hatte den Eindruck, als wäre ihre Haut durch das Gewitter elektrisch aufgeladen.
Bei diesem Wetter war niemand mehr draußen, und da ihre Suite über den einzigen Balkon auf dieser Seite des Hauses verfügte, war man dort ganz ungestört.
Hinter ihr, im Schein der Lampe, saß Rick im Wohnzimmer und arbeitete noch an den letzten Sachen von Edward Harrington. Sie drehte sich ein wenig zu ihm herum und sah, wie er sich mit den Fingern durchs Haar strich. Er hatte die Krawatte gelockert, und seine Augen funkelten im Licht. Seine ohnehin imposanten Schultern wirkten ohne das Jackett, das er nur selten ablegte, noch breiter.
Ihr Puls beschleunigte sich al ein bei seinem Anblick, und sie wandte sich wieder ab.
Es ist vielleicht ganz gut so, dass er noch immer in seine Arbeit vertieft ist, dachte sie und umklammerte das schmiedeeiserne Geländer. Sie hatten während des Tages gut zusammengearbeitet. Sie hatte zugehört, als er Edward Ratschläge für seine Geldanlagen gegeben hatte, und obwohl sie kaum ein Wort verstanden hatte, musste sie zugeben, dass sie beeindruckt gewesen war.
Doch nun, da die Arbeit für heute getan war, hatte sie den Kopf frei, um an andere Dinge zu denken. Und ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Rick, allerdings weniger zu seinem klugen Hirn.
Wieder zuckte ein Blitz am Himmel, und diesmal folgte der Donner viel schnel er.
“Du wirst gleich nass werden.”
Ihr Herz fing an heftig zu pochen, als Rick neben sie auf den Balkon trat. “Ich liebe Gewitter”, erklärte sie. “Bei uns gibt es so selten welche.”
“Zum Glück. Ich musste den Laptop schon ausschalten.”
Eileen lächelte. “Du arme Arbeitsbiene kannst nicht mehr weiterackern?”
“Nun, notfalls gibt es ja noch den Akku.”
Sie nickte. “Warum bist du denn dann hier draußen?”
Er wandte den Blick von ihr zu den rasch dahinrasenden Wolken. “Wie du schon sagtest, man sieht so selten ein Gewitter.” Er beugte sich vor und stützte sich auf dem Geländer ab. “Du warst gut heute.”
“Danke.” Ein nettes Kompliment, dabei hatte sie nicht sehr viel getan. Zu tippen, während sie sich unterhielten, war nicht besonders schwierig.
Rick seufzte und ließ den Blick über den Garten gleiten. “Edward hat noch nie so viel geredet. Seit drei Jahren ist er mein Kunde, und ich habe noch nie gehört, dass er von seiner verstorbenen Frau gesprochen hat.” Er drehte sich wieder zu Eileen.
“Aber du hattest ihn schon nach einer halben Stunde so weit.”
“Er hält dich für etwas Besonderes”, meinte sie und dachte daran, wie der ältere Mann Rick gelobt hatte. “Er sagte, du hättest seine bescheidenen Ersparnisse so angelegt, dass er sich keine Sorgen mehr zu machen brauche.” Sie hielt inne und lächelte. “Und dass seine Enkel nette Dinge über ihn sagen werden, weil er ihnen so viel Geld hinterlassen wird!”
Rick grinste. “Seine Enkel sind verrückt nach ihm. Er geht jedes Wochenende mit ihnen angeln.”
“Und er sagt, dass du für seine Freunde eine Menge Geld gemacht hast”, fuhr Eileen fort, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. “Sie spendieren ihm jeden Morgen im Donutladen einen Kaffee, nur um ihm zu danken, weil er dich ihnen empfohlen hat.”
“Das ist schön zu hören.” Er ließ langsam den Blick über sie gleiten.
“Er sagt, du wärst der cleverste Mann, den er je getroffen hat.”
“Er übertreibt.”
“Viel eicht.” Aber Eileen musste zugeben, dass sie heute eine ganz neue Seite von Rick kennen gelernt hatte. Um genau zu sein, sie hatte während der ganzen Woche einen neuen Rick kennen gelernt. Den fürchterlichen Jungen, der er gewesen war, gab es nicht mehr, und an seine Stel e war ein nachdenklicher, intelligenter Mann getreten, der mit den Ersparnissen seiner Kunden genauso vorsichtig umging, wie er mit denen seiner eigenen Großmutter umgehen würde. Außerdem sah er unglaublich gut aus, wenn er seine Krawatte gelockert hatte. Verflixt, schalt sie sich, was sol das denn jetzt?
“Edward ist nett”, sagte sie hastig und kehrte zu ihrer Unterhaltung zurück. “Nett, traurig und noch immer einsam, weil er die Liebe seine Lebens verloren hat.”
“Er hat es genossen, heute über sie reden zu können.”
Sie nickte. “Ich habe lediglich zugehört. Er war
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