Naechte der Leidenschaft
versperrte, und plötzlich bekam sie keine Luft mehr. Aufgestaute Gefühle breiteten sich in ihr aus, schnürten ihr die Kehle zu, und Tränen, die sie nicht vergießen wollte, brannten in ihren Augen.
Sie brauchte Zeit für sich, um dieses Situation zu begreifen. Um al das, was in ihrem Kopf und in ihrem Herzen vor sich ging, zu verstehen. Sie war schwanger. In ihr wuchs ein kleines Wesen heran. Es war unfassbar!
“Dich heiraten?” wiederholte sie und schob Rick aus dem Weg, damit sie an ihm vorbei konnte. “Verflixt, Rick. Ich weiß gerade seit zehn Minuten, dass ich schwanger bin, und du willst schon eine Hochzeit planen?”
“Das tut man nun einmal so.”
“Sicher”, sagte sie über die Schulter hinweg, während sie ins Wohnzimmer ging, “in einem Film aus den Fünfzigern vielleicht.”
Er kam hinter ihr her. Und plötzlich erschien ihr das Wohnzimmer viel kleiner als sonst.
Er umfasste ihren Oberarm und drehte sie zu sich herum. “Eileen, es ist mein Baby, das du erwartest.”
“Rick, es ist zu früh, um darüber zu sprechen.” Sie brauchte Ruhe. Musste nachdenken und planen. Du meine Güte! Sie, Eileen Ryan, wollte einen Plan ausarbeiten? Die Frau, die seit Jahren nichts mehr geplant hatte? Wäre sie nicht so verängstigt gewesen, dann hätte sie über diesen Gedanken gelacht.
“Na gut”, sagte er und ließ sie los, bevor er einen Schritt zurücktrat, um nicht wieder in Versuchung zu geraten, nach ihr zu greifen. “Es ist zu früh. Aber …”, er wartete, bis sie ihn anschaute, bevor er fortfuhr, “… ich muss wissen, dass du mit mir sprichst, ehe du dich zu etwas entscheidest.”
Sein Gesicht war angespannt, und Eileen wusste, dass er genauso durcheinander war wie sie. Also lächelte sie, als sie die Hand hob und seine Wange berührte. “Ich verspreche es. Aber gib mir ein bisschen Zeit, okay?”
Einige Stunden später schloss Eileen die Ladentür des “Rittersporn” auf. Sofort umfing sie der berauschende Duft von Chrysanthemen, Rosen, Astern und anderen Blumen.
Lichterketten mit winzigen Glühbirnen beleuchteten die beiden großen Schaufenster zur Straße hin und warfen Schatten in den kleinen Laden. In der Mitte standen in großen Kübeln die Blumen, die nicht in den Kühlraum mussten, um frisch zu bleiben.
Am Ende des Raumes waren die Kühlvitrinen, wo Rosen, Orchideen und andere empfindlichere Blumen darauf warteten, bewundert zu werden.
Eileen schaltete das Oberlicht ein, bevor sie ins Hinterzimmer ging, wo die Floristikvorräte lagen. Glasvasen in unterschiedlichen Größen und Formen standen auf einem Regal. Daneben lagen all die Utensilien, die man brauchte, um die fantasievollen Blumenarrangements zu kreieren, für die “Rittersporn” bekannt war.
Alles war in tadellosem Zustand. Der Boden war frisch gefegt, der Mül nach draußen gebracht. Offensichtlich lief auch in ihrer Abwesenheit al es in geregelten Bahnen.
Sie drehte das Radio an und lauschte einem langsamen, traurigen Lied über Liebe und Verlust. Dann zog sie sich ihre Jacke aus und griff nach einer der Vasen. Mit Blumen zu arbeiten entspannte sie immer und gab ihr die Möglichkeit nachzudenken.
Und es gab wahrlich genug, worüber sie grübeln musste.
Ricks Wohnung war dunkel. Er stand mit dem Rücken zum Zimmer und starrte hinaus auf das Meer. Weiter draußen war eine Ölplattform beleuchtet wie ein tropisches Paradies, einige wenige Boote tuckerten durch den Hafen, und ihre Lichter glitzerten auf der dunklen Oberfläche des Wassers.
Die Stille begann ihm auf die Nerven zu gehen. Dabei war er es gewohnt, al ein zu sein, und er konnte sich nicht erinnern, dass es ihm bisher viel ausgemacht hatte.
Doch jetzt, genau genommen, seit er Eileen wieder getroffen hatte, dachte er stets nur noch daran, die Wohnung wieder zu verlassen. Um zur Arbeit zu gehen, wo er Eileen sehen würde – oder noch besser, um zu ihr nach Hause zu fahren, wo er mit ihr zusammen sein konnte. Dort, in ihrem Haus, fühlte er sich lebendig. Es strahlte eine eigentümliche Wärme aus. Dort gab es Lachen, zum Beispiel während der langen Stunden, in denen sie gemütlich auf dem Sofa gesessen und alte Filme angeschaut hatten. Es gab Musik, die aus dem Nachbargarten herüberschallte sowie den Klang von spielenden Kindern auf der Straße.
Hier hingegen… Er drehte sich vom Fenster weg und ließ den Blick durch das enge, spärlich eingerichtete Zimmer gleiten. Nach seiner Scheidung war er in diese Wohnung gezogen, in der Annahme, es
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