Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
Jessie.“
„Ich mag keine Befehle.“
„Komisch, letzte Nacht hast du sie perfekt befolgt.“
Sie versteifte sich. „Genau das will eine Frau nach ihrem ersten Mal hören.“
Er verzog das Gesicht. „Verstanden.“
Seine indirekte Entschuldigung machte Jessica sprachlos. Gabriel nutzte das aus und nahm sich den Kuss, den er verlangt hatte. Weil sie wegen der ungezügelten Leidenschaft der vergangenen Nacht noch aufgewühlt war, war ihre Abwehr erbärmlich schwach. Und zu ihrem Entsetzen hörte sie sich auch noch enttäuscht seufzen, als er sie freigeben wollte. Gabriel schien es zu gefallen, denn er küsste sie noch leidenschaftlicher.
Als er endlich ihr Zimmer verließ, war sie völlig durcheinander. Das war nicht vorgesehen, diese heftige Reaktion auf seine Berührungen. Für sie hatten Liebe und Sex immer zusammengehört. Sie hatte immer angenommen, sie würde tiefe Gefühle für jeden Mann hegen, mit dem sie schlief. Doch sie verging jedes Mal, wenn Gabriel sie berührte, und es beschämte sie zutiefst.
Das Schlimmste war, sie hatte keine Ahnung, wie sie dagegen ankämpfen sollte. Ihre Liebe zu Mark hatte sie immun gegen alle Männer gemacht. Bei Gabriel hatte das jedoch nichts genützt.
Da der Gedanke an ihre Lustgefühle ohne Liebe oder Romantik sie belastete, lenkte sie sich ab, indem sie ihren Skizzenblock zur Hand nahm und begann zu zeichnen.
Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, für jedes Bild eine detaillierte Skizze anzufertigen und erst dann Farbe auf die Leinwand zu bringen, wenn sie alles genau ausgearbeitet hatte. Sie war nicht spontan in ihrer Kunst, sondern durchdachte ihre Motive sorgfältig Schritt für Schritt. Doch jetzt ließ sie ihrer Hand freien Spielraum, ohne bewusst darauf einzuwirken. Heraus kam das Abbild eines Gesichts, das sie seit über einem Jahrzehnt in ihrem Herzen trug.
Wieder musste sie daran denken, was Mark ihr vor einigen Monaten betrunken am Telefon gestanden hatte, und sie wünschte, er hätte früher den Mut dazu gehabt. Dann hätten sie vor dem Tod ihres Vaters heiraten können und hätten einen anderen Weg gefunden, die Randall-Farm zu behalten. Aber er hatte gewartet, bis es zu spät war. Kaylas Schwangerschaft und ihre Schulden bei Gabriel hatten eine unüberwindliche Kluft zwischen ihnen geschaffen.
Das schmerzte. Mark war seit ihrer Kindheit ihr engster Freund gewesen. Er hatte ihr geholfen, nach dem frühen Tod ihrer Mutter die Sonne wieder scheinen zu sehen, wieder am Leben teilzuhaben. Sie hatte ihm ihre Geheimnisse anvertraut, hatte sich im Gegenzug seine angehört, und irgendwann hatte sie sich in ihn verliebt.
Es brach ihr das Herz, als er Kayla heiratete, und sein Geständnis vor wenigen Monaten verletzte es erneut. „Warum“, flüsterte sie der Skizze zu, „warum hast du so lange gewartet?“
Jessica war sich nicht sicher, ob sie Marks Liebeserklärung hätte widerstehen können, wenn er sie ihr von Angesicht zu Angesicht gemacht hätte und nicht am Telefon. Und außerdem, wenn er wirklich gemeint hätte, was er gesagt hatte, dann hätte er sie gleich nach ihrer Rückkehr ausfindig gemacht. Aber das hatte er nicht getan. Warum?
Sie warf den Bleistift beiseite und stützte den Kopf in die Hände. „Hilf mir“, flüsterte sie gequält. Doch niemand hörte ihr Flehen.
Einige Stunden später ließ Jessica vom Jeep aus den Blick über den Friedhof der Dumonts schweifen. Sie hatte sich diesen Besuch gewünscht, doch inzwischen war sie nicht mehr sicher, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Ganz offensichtlich war Gabriel wenig begeistert.
„Kommst du?“ Sie öffnete die Beifahrertür. Gabriel hatte sie überrascht, indem er sie zum Grab ihrer Eltern begleitete. Sie wusste nicht, was sie diesmal zu erwarten hatte, besonders weil er die lange Fahrt zurück zur Angel-Farm so schweigsam gewesen war.
Er stieg aus und sah wortlos zu, wie sie die Blumen, die sie auf einer Wiese gepflückt hatte, hinten aus dem Wagen nahm. Doch er war an ihrer Seite, als sie zu den Ruhestätten von Stephen, Mary, Raphael, Michael und Angelica Dumont ging.
Vor Raphaels Grab schaute sie ihn an. „Möchtest du die Blumen hinlegen?“
„Nein.“
Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er den Besuch für Zeitverschwendung hielt, doch Jessica hielt ihn für wichtig.
Gabriel reagierte erst, als sie Blumen auf das Grab seiner Mutter legte. Er nahm sie weg und legte sie stattdessen auf das Grab seiner Schwester.
„Gabe!“
„Bist du
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