Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
fertig?“
„Ja.“ Sie vermochte seine harte Miene nicht zu deuten. „Aber …“
„Aber was, Jessica? Sie sind tot und das seit fünfundzwanzig Jahren.“ Er schaute auf seine Uhr. „Ich muss einige Zäune überprüfen. Wir sollten zurückfahren.“
Sie ergriff seine Hand, um ihn zu bremsen, als er sich zum Gehen wandte. Unverwandt sah er ihr in die Augen, doch sie fand den Mut standhaft zu bleiben. „Es tut mir leid. Mir war nicht klar, wie sehr dich dieser Besuch schmerzen würde.“
Er zog eine Braue hoch. „Mir geht’s gut. Du bist doch diejenige, die hierher wollte.“
„Gabe“, fing sie an, überzeugt, eine tiefe Verletzlichkeit hinter seiner teilnahmslosen Maske entdeckt zu haben. Sie schöpfte Hoffnung. Vielleicht würde ihre Ehe letztendlich doch keine seelenlose Angelegenheit werden. Wenn Gabriel so intensiv empfinden konnte, dann war das, was sie letzte Nacht miteinander erlebt hatten, vielleicht doch nicht nur Lust gewesen.
„Jessie, du kennst mich. Ich bin kein verwundeter Held, den du erretten musst. Ich war zehn, als sie starben. Ich erinnere mich kaum an sie.“ Ihre Hand abschüttelnd drehte er sich um und ging zum Wagen.
Jessica hätte gern geglaubt, dass er log, aber sein Gesichtsausdruck war völlig beherrscht gewesen. Ihre Hoffnung zerbrach. Kein Wunder, dass Gabriel nie die Gräber seiner Eltern und Geschwister besuchte –, der Mann hatte nicht einmal das Herz, sie liebevoll in Erinnerung zu behalten.
Einen ganzen Tag und eine überraschend ungestörte Nacht später saß Jessica mit ihrem Skizzenblock auf der Veranda, als ein altersschwacher Pick-up die Auffahrt heraufgerast kam. Sie wartete ab, wer da wohl parken und herüberkommen würde, doch der Fahrer fuhr bis direkt an die Veranda.
Die Wagentür flog auf und heraus sprang die letzte Person, die Jessica erwartet hatte.
„Jessie, mein Mädchen!“ Mark lief die Stufen hoch, schlang ihr die Arme um die Taille und hob sie hoch.
Es war unmöglich, nicht glücklich zu sein, ihn wiederzusehen, nicht, nachdem sie ihn so sehr vermisst hatte. Mit seinen blauen Augen und seinem pechschwarzen Haar sah Mark aus wie ein Filmstar oder ein Playboy. Aber es war sein Lächeln, in das sie sich verliebt hatte, dieses Strahlen, mit dem er ständig bekundete, wie sehr er sich über die ganze Welt amüsierte.
Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr lachte sie hellauf. „Lass mich herunter, du Idiot.“
Sein Lächeln verflog. „Ich möchte dich nie wieder loslassen.“ Doch er stellte sie auf die Füße. „Hättest du nicht warten können, bis ich zurück war?“ Das klang schmerzlich. „Du hast mir nicht einmal eine Chance gegeben.“
Jessica verspürte ein unheilvolles Grummeln in ihrem Magen. „Was?“
„Ich habe gehört, du hast geheiratet, während ich verreist war.“
„Da hast du richtig gehört.“ Die Stimme klang ruhig, aber gefährlich und kam von der anderen Seite der Veranda. „Ich schlage also vor, du nimmst deine Hände von ihr.“
Sich bewusst, wie die Szene wirken musste, löste sich Jessica von Mark. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. „Mark kam vorbei, um Hallo zu sagen.“
Gabriel trat neben Jessica und legte ihr nun seinerseits einen Arm um die Taille. Um gegen diese besitzergreifende Geste zu protestieren, wollte sie sich ihm entziehen, doch im Gegensatz zu Mark war Gabriel nicht bereit zu weichen.
„Tatsächlich?“
Zu Jessicas Überraschung kniff Marks kampflustig die Augen zusammen. „Haben Sie Jessie überhaupt ausgerichtet, dass ich sie nach ihrer Rückkehr sprechen wollte?“
„Komisch“, erwiderte Gabriel leichthin. „Ich dachte, es gäbe überall im Land Telefon.“
Jessica bekam langsam Angst um Mark. Er war kein Gegner für Gabriel. Zu ihrer Erleichterung lenkte er ein.
„Ich glaube, Jessie und ich müssen miteinander reden.“
Gabriels Arm fühlte sich an wie ein Stahlband.
„Wenn du mit meiner Frau reden willst, dann kannst du das jetzt gleich hier.“
„Ja, sicher. Bis später, Jessie.“ Mark sprang von der Veranda und fuhr genauso rasant davon wie er vorgefahren war.
Jessica schwieg, bis sein Pick-up in der Ferne kaum noch zu erkennen war. Dann entzog sie sich Gabriels Griff und verschränkte die Arme. „Was hast du dir dabei gedacht?“
„Ich dachte, ich habe klargemacht, dass du jetzt meine Frau bist, was du offenbar vergessen hattest.“ Sein Blick sprühte vor Ärger. „Wie lange hattest du vor, mit ihm vor den Augen des Personals zu flirten?“
Nun wurde auch
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