Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
nicht weigern, und tief im Innern verachtete sie sich deswegen.
Wenn das schrille Klingeln des Telefons sie nicht aufgeschreckt hätte, hätte sie womöglich den letzten Rest ihres angeschlagenen Stolzes vergessen.
Leise fluchend nahm Gabriel ab und meldete sich barsch. Seine Miene versteinerte augenblicklich. „Es ist ein Uhr nachts.“
Jessica hätte nicht sagen können, woher sie wusste, dass es Mark war, doch als sie die Hand ausstreckte, übergab Gabriel ihr unsanft den Hörer. „Sieh zu, dass du ihn loswirst.“
Froh, dass er ihr den Hörer wenigstens gereicht hatte, konnte sie kaum ein Wort sagen. Gabriel warf ihr einen angewiderten Blick zu, weil sie nicht sofort auflegte, und wollte gehen. Sie packte ihn am Ärmel. „Warte.“
Mit der Hand über der Sprechmuschel schaute sie in die wütenden Augen ihres Mannes. „Etwas ist mit Kayla nicht in Ordnung. Sie sind bei Dr. Mackey in der Klinik, und Mark verliert die Nerven. Er fürchtet, dass sie das Baby vielleicht nicht retten können.“
Wenn er ihre Hand abgeschüttelt hätte, hätte es sie nicht überrascht. Stattdessen nahm er den Hörer und sprach direkt mit Mark. „Jessica zieht sich eben um. Wir kommen so schnell wir können.“
Bis sie in Kowhai eintrafen, war der Rettungshubschrauber schon unterwegs. Doch Dr. Mackey, der sie in der Klinik in Empfang nahm, war immer noch sehr besorgt.
„Können Sie uns sagen, was los ist?“, fragte Jessica. „Mark sagte etwas von dem Baby …“
„Es sieht aus, als ob Kayla viel zu früh Wehen bekommt. Ich habe ihr etwas gegeben, um das zu verhindern, aber …“ Er schüttelte den Kopf. „Viel schlimmer ist, dass ihr Blutdruck viel zu hoch ist.“
Jessica war sofort klar, dass die kleine Klinik nicht für einen solchen Fall eingerichtet war. „Was können wir denn tun?“
„Kümmern Sie sich um Mark. In seiner Panik ist er überhaupt keine Hilfe. Ich muss wieder hinein, um nach ihr zu sehen.“
Genau in dem Moment kam Mark aus dem einzigen Krankenzimmer der Klinik. „Jessie, was soll ich bloß tun?“
Sie umarmte ihn und sah dabei zu Gabriel hinüber. Der nickte.
„Komm“, sagte Gabriel zu Mark, „hilf mir, Leuchtfeuer für die Landung des Hubschraubers auf den Parkplatz zu stellen.“
Froh, etwas zu tun zu haben, folgte Mark Gabriel nach draußen. Jessica wartete, bis Dr. Mackey wieder Kaylas Zimmer verließ, um ihn zu fragen, ob sie Kayla Gesellschaft leisten dürfe.
„Ich glaube, das würde ihr guttun, Jessica.“ Er rieb sich die Augen. „Ich werde jetzt das Krankenhaus anrufen, um sicherzustellen, dass dort alles bereit ist.“
Gleich darauf saß Jessica an Kaylas Bett. „Hallo.“
Marks Frau lächelte sie erleichtert an. „Jessica. Ich bin so froh, dass du hier bist.“
Als sie die Hand ausstreckte, ergriff Jessica sie und wünschte, sie könnte ihr irgendwie helfen. Die Ironie des Schicksals entging ihr nicht, dass sie ein Trost für genau die Frau war, die ihr ihren bisher größten Kummer bereitet hatte. Doch jetzt hatte Kayla Schmerzen, und sie, Jessica, konnte nicht anders als mit ihr zu fühlen.
Zwanzig Minuten später landete der Hubschrauber endlich. „Gabriel, könnten Sie die Leuchtfeuer wieder wegräumen?“, fragte Dr. Mackey, ehe er mit seiner Patientin und Mark einstieg.
Gabriel nickte. „Keine Sorge, wird gemacht.“
Nachdem der Hubschrauber in der Luft war, räumten Jessica und Gabriel gemeinsam die Lichter weg, und wenig später waren sie auf dem Heimweg. Als Gabriel sie nach einer anstrengenden Fahrt in sein Zimmer zog, widersprach sie nicht.
Aneinandergeschmiegt schliefen sie ein, doch bereits nach wenigen Stunden wollte Gabriel wieder aufstehen. Natürlich wusste Jessica, dass sich die Arbeit auf einer Farm nicht allein tat, aber sie hatte inzwischen auch festgestellt, dass er ein Problem damit hatte, Arbeit abzugeben.
„Lass Jim heute nach dem Rechten sehen“, sagte sie mit schlaftrunkener Stimme. „Schlaf noch ein paar Stunden.“ Damit nahm sie den Telefonhörer auf und reichte ihn Gabriel.
Er sah sie mit unergründlicher Miene an, aber er rief seinen Vorarbeiter an und schmiegte sich dann wieder an sie. Einen Augenblick lang war Jessica erstaunt über das Wunder, dass Gabriel auf sie gehört hatte, dann wurde sie erneut von Müdigkeit übermannt.
„Mark hat angerufen“, informierte Jessica Gabriel beim Abendessen. „Kaylas Zustand ist stabil. Die Wehen haben momentan aufgehört, aber die Ärzte halten sie unter Beobachtung. Es könnte
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