Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
und hatte ihre Skizzen bewundert. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er mit dem Feuer zu tun hatte.
„Schließ die Tür.“
Corey tat, wie ihm geheißen, blieb jedoch so weit auf Distanz zu Gabriel wie nur möglich. Jessica konnte es ihm nicht verdenken, Gabriels Ruhe war furchterregend.
„Du hast eine Minute, um mich zu überzeugen, dass ich nicht die Polizei rufen sollte.“
Für einen Moment hatte es den Anschein, als würde Corey in Tränen ausbrechen, doch dann straffte er die Schultern und sah Gabriel fest in die Augen. „Es war keine Absicht, Sir.“ Er schluckte. „Ich habe geraucht. Ich habe die Kippe fallen lassen und ausgetreten. Aber … aber genau dort soll der Brand angefangen haben, also war sie wohl nicht ganz aus.“
Jessica sah, wie Gabriel die Hände zu Fäusten ballte. Ihr krampfte sich der Magen zusammen. Doch dann öffnete er sie wieder, und sie atmete erleichtert auf. Erst jetzt erkannte sie, dass sie völlig falsch eingeschätzt hatte, wie sehr der Brand ihn mitgenommen hatte. Derart nervös hatte sie ihn noch nie erlebt.
„Wie lange arbeitest du schon hier?“
„Ein Jahr, Sir.“
„Und hast du in diesem Jahr die Verhaltensregeln gelernt?“
Corey senkte den Kopf. „Ja, Sir.“
„Vielleicht möchtest du mir sagen, wie die oberste Regel lautet.“
„Rauchverbot auf der Angel-Farm. Überall auf der Farm.“
Jessica hatte das nicht gewusst, aber das erklärte, warum sie noch nie einen Arbeiter mit einer Zigarette gesehen hatte. Und das war ungewöhnlich. Vielen Männern in der Gegend war die Brandgefahr durch nachlässig weggeworfene Zigarettenstummel gleichgültig.
„Du bist entlassen.“ Gabriel verzog keine Miene. „Verschwinde von der Farm und lass dich nie mehr hier blicken.“
Sie hatte erwartet, dass Corey sofort gehen würde, doch zu ihrer Überraschung blieb er noch.
„Es tut mir leid, Sir“, sagte Corey und sah zu Jessica hinüber. „Mrs. Dumont, ich wollte wirklich nicht, dass Sie zu Schaden kommen.“
„Das weiß ich.“ Allerdings war ihr auch klar, dass sie nicht eingreifen konnte.
„Sir, bitte wenn Sie …“ Corey brach ab, als Gabriels Miene noch undurchdringlicher wurde. Er holte tief Atem. „Wenn Sie mich davonjagen, wird mich niemand mehr einstellen.“
Jessica wusste, dass das stimmte. Die Farmbesitzer der Gegend mochten nicht immer einer Meinung sein, doch in bestimmten Dingen unbedingt.
Gabriel erwiderte nichts.
Corey versuchte es erneut. „Ich brauche die Arbeit.“
„Geh. Mehr gibt es nicht zu sagen.“
Mit hängenden Schultern verließ Corey das Arbeitszimmer.
Jessica ging zu Gabriel hinüber und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Gabriel, ich möchte …“
„Ich sagte, du sollst dich nicht einmischen, Jessica. Wag es nicht, dich für Corey einzusetzen.“
„Warum nicht? Weil du von der Vergangenheit so beherrscht bist, dass du nicht zuhören willst?“
„Wie ich diese Farm leite, ist meine Sache.“
„Tja, du hast es auch zu meiner Sache gemacht, als du mich geheiratet hast. Und du wirst dir anhören, was ich zu sagen habe.“
„Andernfalls?“ Er sprach bedrohlich leise. „Schläfst du sonst nicht mehr mit mir?“
Auf diese Ebene würde sie sich nicht begeben. „Er hat eine dreijährige Tochter. Ihre Mutter ist weggelaufen und hat ihn mit dem Baby allein gelassen, als er gerade sechzehn war.“
Endlich sah Jessica in Gabriels Augen noch etwas anderes als Ärger. „Und woher weißt du das?“
„Er hat mir ein Foto von der Kleinen gezeigt und gefragt, ob ich irgendwann einmal eine Skizze von ihr machen könnte.“ Die Liebe in Coreys Blick hatte ihr fast das Herz abgeschnürt. „Er hat die Verantwortung für sein Kind übernommen, obwohl er dafür die Schule abbrechen musste. Farmarbeit ist das Einzige, was er kann. Wenn du ihn entlässt, steht er auf der Straße.“
Gabriels Miene verfinsterte sich erneut. „Er kannte die Regeln und hat dagegen verstoßen. Er kann von Glück sagen, dass ich ihn nicht angezeigt habe.“
„Aber …“
„Geh jetzt, Jessica. Ich muss mich um die Versicherung kümmern.“ Damit schüttelte er ihre Hand ab und ging um seinen Schreibtisch herum zu seinem Stuhl.
„Ich dachte, du wärst … du hast offenbar ein Herz aus Stein.“ Dieses zarte, neue Gefühl, das sie noch vor wenigen Stunden mit Gabriel in Verbindung gebracht hatte, verpuffte.
Gabriel hörte die Tür hinter Jessica ins Schloss fallen. Ihre letzte Bemerkung hallte in ihm nach.
Ein Herz aus Stein.
Sie hatte
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