Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
recht. Er war zehn gewesen, als Emotionen wie Mitgefühl durch den grausamen Tod seiner Familie aus ihm herausgebrannt worden waren, und er hatte nicht vor, je wieder Schwäche in irgendeiner Form zu zeigen. Nicht für Jessica, nicht für irgendjemanden sonst. Sie hatte das gewusst, als sie ihn geheiratet hatte, warum wirkte sie nun so verdammt überrascht?
Am liebsten hätte er auf etwas eingeschlagen, stattdessen nahm er das Telefon zur Hand und wählte eine bekannte Nummer. „Sam?“
„Hallo, Gabriel. Was gibt’s?“, fragte Sam, der Besitzer eines der profitabelsten Weingüter in Marlborough.
„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“
Jessica war so wütend auf Gabriel, dass sie sich in ihrem Schlafzimmer einschloss. Trotz ihrer bisherigen Probleme hatte sie das noch nie getan. Sie wusste, dass er annehmen würde, sie spiele das Spielchen, das er ihr vorgeworfen hatte, nämlich Sex als Druckmittel einzusetzen. Aber die Wahrheit war viel einfacher und viel komplizierter zugleich. Sie hatte nicht nur nicht vergessen, wie er auf Cecily reagiert hatte, sie hatte jetzt einen weiteren Beweis seiner Herzlosigkeit, weil er unfähig war, Corey zu vergeben. Und sie konnte sich nicht vorstellen, mit einem Mann zu schlafen, der so grausam sein konnte.
Corey hatte einen schlimmen Fehler gemacht, aber jeder verdiente eine zweite Chance. Allerdings hatte Gabriel das Sagen, und er hatte den jungen Mann ohne Bedenken hinausgeworfen. Was das Ganze noch schlimmer machte, sie konnte nicht sagen, ob sein Handeln auf jahrzehntelangem Schmerz beruhte oder auf kaltherziger Rache.
Tränen liefen über ihr Gesicht. Dumme, unvernünftige Tränen. Sie musste einsehen, dass sie einen Traum geträumt hatte, der nie Wirklichkeit werden konnte. Beschützend legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Wieder fragte sie sich, was für ein Vater Gabriel sein würde. Wenn er Corey so leicht verdammen konnte, würde er sich dann vielleicht nicht eines Tages auch von seinem eigenen Kind abwenden, weil dieses Kind die Regeln gebrochen hatte?
Sie konnte sich das sehr gut vorstellen. Und das tat weh. Gabriel hatte sie schon immer mit seiner Unbarmherzigkeit verletzt, aber sie hatte das ertragen können, abgeschirmt durch eine gewisse Distanz – durch ihre Liebe zu Mark.
Aber dieser Schutzschild war nicht mehr da. Und sie hatte Angst sich zu fragen, wieso. Sie wusste nur, dass die Gefühle, die sie inzwischen für Gabriel empfand, sie sehr verletzlich machten, da er sich als harter und unbarmherziger Mensch entpuppt hatte.
Mit diesem Gedanken schlief sie ein.
Als sie aufwachte, dauerte es eine Weile, bis sie begriff, dass sie in Gabriels Armen lag. Ihr Körper verriet sie also selbst im Schlaf, denn sie hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen.
„Was machst du da?“
„Ich bringe dich dahin, wo du hingehörst.“ Er setzte sich auf sein Bett und zog sie auf seinen Schoß.
Jessica stemmte sich gegen seine nackte Brust. „Was, wenn ich gar nicht hier sein will?“
Statt ihr eine Antwort zu geben, küsste er sie so leidenschaftlich, dass Jessica das Gefühl hatte, ihre Welt wurde aus den Angeln gehoben, und Gabriel war ihr einziger Rettungsanker. Sie klammerte sich an ihn. Sein Körper war muskulös und kräftig, bot Schutz und Sicherheit. Gleichzeitig wusste sie, dass auch das nur eine Illusion war.
„Ich mag dich im Moment nicht besonders“, sagte sie keuchend, als er sie freigab.
„Das macht nichts. Du willst mich trotzdem.“ Gabriel küsste ihren zarten Hals und strich mit einer Hand über ihren entblößten Oberschenkel.
Jessica sog scharf den Atem ein und versuchte vergeblich, Gabriel wegzustoßen. Er kannte ihre Bedürfnisse inzwischen zu genau und schob eine Hand zischen ihre Beine, um sie dort aufreizend zu streicheln. Jessica konnte mit Mühe einen wohligen Seufzer unterdrücken. „So … so sollte es nicht sein“, stammelte sie hilflos.
Gabriel drängte sie aufs Bett und schob sich auf sie. Sein nächster Kuss war verspielt und sanft. Jessica kam es vor, als würde er sie in einen Kokon purer Sinnlichkeit einspinnen, die so echt und übermächtig war wie der Mann, der ihr nicht erlaubte, ihm zu entfliehen.
„Wir haben Leidenschaft. Das reicht“, raunte Gabriel ihr zu.
Gegen ihr lustvolles Verlangen ankämpfend sagte sie etwas, von dem sie wusste, dass sie es eigentlich nicht sagen sollte: „Was ist mit Liebe?“
„Liebe ist für Narren.“
Das waren die letzten Worte, die sie wechselten. Den weiteren
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