Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
Dialog übernahmen ihre Körper, und sie liebten sich mit hitziger Begierde und wilder Ekstase. Doch selbst bei den höchsten Wonnen, die Gabriel ihr bereitete, behielt Jessica diesmal einen Funken Klarheit.
In dieser Nacht hatten Gabriels Berührungen etwas Hingebungsvolles, schmerzlich Zärtliches, und das war neu. Er verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, jeden Zentimeter ihres Körpers zu verwöhnen, und er ließ sich nicht drängen, egal, wie sehr sie ihn anflehte. Am Ende ergab sie sich dieser seltsamen Zärtlichkeit. Ein weiterer unwiderruflicher Schritt ins Ungewisse.
Nach dieser wundervollen Liebesnacht erwartete Jessica irgendeine Veränderung in ihrer Beziehung, womöglich eine neue Ehrlichkeit. Doch Gabriel schien sich mit jedem Tag, der verging, weiter von ihr zurückzuziehen.
Die viele Arbeit, die auf der Farm anfiel, hätte ein plausibler Grund sein können, doch Jessica war alarmiert, als sie bemerkte, dass Gabriel sich weigerte, über das Baby zu sprechen. Es fing damit an, dass er zu beschäftigt war, um sie zu einer Untersuchung beim Arzt zu begleiten. Das störte sie nicht weiter, denn er war kaum der Typ Mann, der die Schwangerschaft unbedingt Schritt für Schritt miterleben wollte. Aber er wich dem Thema aus, wann immer sie es anschnitt – und er stellte nie irgendwelche Fragen. Anfangs redete sie sich ein, es sei Einbildung und ihre Hormone spielten mit fortschreitender Schwangerschaft verrückt, doch irgendwann musste sie einsehen, dass etwas nicht stimmte.
Die Tage vergingen, ohne dass sie ihn drängte. Es herrschte relative Eintracht zwischen ihnen, und die wollte sie nicht zerstören, besonders, da sie nur vage Vermutungen hatte. Ihre Beziehung wäre womöglich Monate so weitergegangen, wenn sie eines Abends nicht einen Anruf auf dem Geschäftstelefon angenommen hätte.
„Angel-Farm“, meldete sie sich, nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse und war in Gedanken bei der Ausstellung, die in einer Woche stattfinden sollte. Ein weiterer wichtiger Termin war jedoch schon diesen Sonnabend. Und Gabriel hatte noch kein Wort darüber verloren.
„Jessica, bist du das?“ Es war eine Frauenstimme, die leicht heiser und amüsiert klang. „Bist du jetzt Gabes Sekretärin?“
Der Kaffee schmeckte plötzlich schal. „Hallo, Sylvie. Was kann ich für dich tun?“
„Eigentlich wollte ich Gabe sprechen.“ Sylvie zögerte. „Na ja, du weißt sicher Bescheid, wegen des bevorstehenden Jahrestags.“
Jessica umklammerte den Hörer. „Nett von dir, deswegen anzurufen.“
„Wie könnte ich das nicht. Ich meine, nicht viele Leute kennen die Wahrheit. Ich nehme doch an, du kennst sie, oder?“
Jessica war klar, dass Sylvie absichtlich gemein zu ihr war, aber es schmerzte trotzdem. Tatsache war, dass Sylvie das nur schaffte, weil Gabriel beschlossen hatte, seine Frau über alles, was wichtig war, im Dunkeln zu lassen.
In diesem Moment kam er herein. „Moment, Sylvie. Gabriel ist hier.“ Sie übergab ihm den Hörer und verließ das Zimmer. Diesmal widerstand sie der Verlockung mitzuhören und setzte sich auf die Veranda. Über ihr funkelten die Sterne, aber sie nahm sie kaum wahr, so wütend und verletzt war sie.
Jessica rührte sich auch nicht von der Stelle, als Gabriel sich wenige Minuten später hinter sie setzte und die Beine links und rechts neben ihrem Körper ausstreckte. Seine Nähe konnte die Kälte in ihrem Herzen nicht vertreiben.
„Was hat Sylvie dir gesagt?“
Jessica stellte ihren Becher beiseite und schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Keine Sorge. Sie hat mir deine Geheimnisse nicht verraten.“ Sie konzentrierte sich auf einen sehr weit entfernten Stern am Horizont, ein helles Pünktchen, das selbst in dunkelsten Zeiten Hoffnung machte.
Eine grausame Lüge. Manchmal gab es nur Dunkelheit.
„Sylvie und ich …“
„Ich will es nicht wissen.“ Jessica konnte gut bis ans Ende ihrer Tage leben, ohne Näheres über seine Beziehung zu Sylvie zu erfahren. „Sie bedeutet mir nichts. Aber du bist mein Mann, und ich hätte sehr gern gewusst, was das bedeutet.“
„Jessica.“ Eine ruhige Warnung.
„Nahrung, Obdach, Sex.“ Sie klang gelassen, doch sie war seltsam wütend. „Die drei Grundbedürfnisse. Oh! Warte! Ich habe etwas vergessen – ein Baby. Das hast du mir auch noch gegeben. Allerdings scheinst du es nicht sehr zu wollen.“
„Ich werde für unser Kind sorgen.“
„Wie du für mich sorgst?“, fuhr sie ihn an. „Oder wie du für Sylvie
Weitere Kostenlose Bücher